Kategorie: Debian

  • MX-18.2 – Linux für Individualisten

    Screenshot: ft

    MX Linux ist eine kleine Distribution auf der Basis von Debian Stable, die von Teams von antiX und der MEPIS-Community gepflegt wird. Sie liefert Systemd zwar aus, nutzt aber weiterhin SysVinit als Standard-Init-System. Ende letzten Jahres erschien MX-18 Continuum, kürzlich wurde die Distribution im Rahmen der Produktpflege mit der Veröffentlichung von MX-18.2 aktualisiert.

    Stabile Basis

    Die Basis von MX-18.2 wurde auf Debian 9.8 »Stretch« angehoben. Viele der mit MX ausgelieferten Anwendungen sind in aktuellen Versionen mit an Bord. Das Internet kann mit Firefox 66.02 erforscht werden, während für Multimedia VLC 3.0.6 und zur Bildbearbeitung Gimp 2.10 integriert wurde. Der Kernel steht bei 4.19.

    Neben dem Debian-Unterbau pflegt MX auch eigene Anwendungen wie den MX-Installer, der jetzt Verschlüsselung unterstützt und die EFI-Partition flexibel anlegen kann. Das antiX Live-USB-System erfuhr eine Erweiterung auf 20 GByte für die Persistence-Funktion. Zudem wurde weiter am Handbuch und den Übersetzungen gearbeitet.

    Auch für 32-Bit

    Mit seiner Debian-Grundlage und einem relativ geringen Speicherverbrauch von unter 400 MByte gleich nach dem Start bietet MX eine zuverlässige Basis sowohl für ältere als auch für moderne Hardware. Ältere Hardware wird zudem weiterhin von einer 32-Bit-Version unterstützt.

    Langzeitstabiles Xfce

    Ebenso stabil und auch immer etwas hinter der Zeit wie Debian Stable ist der bei MX als Standard verwendete Xfce-Desktop. Falls das jetzt negativ klingt, es ist nicht so gemeint. Sowohl Debian Stable als auch Xfce eignen sich hervorragend für Anwender, die gerne in langzeitstabilen Umgebungen arbeiten.

    Undogmatisch

    Was MX für mich unter anderem so sympathisch macht, ist die Tatsache, dass SysVinit zwar Standard ist, aber die Distribution auch jederzeit auf Systemd umgestellt werden kann. Hier fehlt erfreulicherweise der Dogmatismus, der in Sachen Init-System andernorts zu finden ist.

    Die Distribution liegt in zwei jeweils rund 1,5 GByte großen Varianten für 32- und 64-Bit-Rechner vor, wobei die 32-Bit-Version einen PAE-Kernel mitbringt. PAE steht für Physical Address Extension und erlaubt 32-Bit-Hardware, mehr als die nominellen 4 GByte an Speicher zu adressieren. Die aktuellen Images sind auf SourceForge oder einem der Spiegelserver der Distribution zu finden.

    Eine etwas weiter greifende Einführung bietet ein Artikel von mir in der Zeitschrift LinuxUser vom Februar 2016.

  • Debian wählt erstmals ein DPL-Team

    Debian wählt erstmals ein DPL-Team

    Debian 10 »Buster«
    Vorschlag für Buster-Artwork

    Debian hat am Wochenende erstmals ein Debian-Project-Leader-Team (DPL) aus vier Entwicklern als Leitungsgremium bestimmt. Bisher wurde bei Debian immer nur eine Person zum DPL gewählt. Dieser konnte zwar Aufgaben delegieren, war aber dem Projekt gegenüber verantwortlich.

    Erst kein Kandidat…

    Während der ursprünglichen Nominierungsphase zu den alljährlich im Frühjahr abgehaltenen Wahlen zum DPL fand sich erstmals in der Projekthistorie nicht ein einziger Kandidat. Die Richtlinien sehen in einem solchen Fall vor, dass jeweils um eine Woche verlängert wird, bis zumindest ein Kandidat auf der Liste steht.

    …dann gleich fünf

    Zum Erstaunen vieler im Projekt meldeten sich in der Verlängerungswoche gleich fünf Entwickler, die das Amt für ein Jahr übernehmen wollten. Die Kandidaten sind Joerg Jaspert, Sam Hartman, Martin Michlmayr, Jonathan Carter und Simon Richter. Davon können zumindest die ersten drei als Schwergewichte in Debian gelten. Sie sind schon sehr lange im Projekt und haben ihm in mannigfaltigen Rollen gedient.

    Wahlkampf

    Nachdem die Kandidaten ihre Wahlplattformen bereits veröffentlicht hatten, zog sich Simon Richter aus persönlichen Gründen zurück. Die vier verbleibenden Anwärter verteidigten zunächst ihre Plattformen auf der Mailingliste und beantworteten die Fragen der Kollegen zu ihrer Kandidatur.

    Gute Ergänzung

    Nachdem dann die Kandidaten auch die teils umfangreichen Plattformen der Mitanwärter gelesen hatten, ergab sich die Erkenntnis, dass die vier recht unterschiedlichen Plattformen einander ideal ergänzen. Sind Michlmayr und Jaspert eher technisch und programmatisch ausgerichtet, so geht es Sam Hartman zum Beispiel mehr darum, den Spaß bei der Projektarbeit zu erhalten und die Diskussionskultur und den generellen Umgang miteinander zu verbessern. Er sieht sich dabei in der Rolle des Mediator.

    DPL-Team

    So kam es am Freitag zu der Entscheidung, dass man sich an einen kürzlich gemachten Vorschlag des ehemaligen DPL Lucas Nussbaum erinnerte und sich entschloss, gemeinsam als Team bei der am 31.März abgehaltenen Wahl anzutreten. Die Kürze der Bekanntgabe der Entscheidung ließ keine lange Diskussion zu, was aber nichts daran änderte, dass bei der Wahl von den 458 teilnehmenden Entwicklern 334 für den Vorschlag stimmten.

    Zwei Jahre im Amt

    Anders als bisher nimmt das gewählte Team den Posten für zwei Jahre ein, um die Effizienz eines solchen Teams besser beurteilen zu können. Gleich nach der Wahl stellte das DPL-Team auch bereits einen ersten brisanten Ansatz zur Lösung einiger der Probleme im Projekt vor.

    Bezahlte Entwickler?

    Aufgrund einer Spende von 300.000 US-Dollar, die das Projekt kürzlich von der Handshake Foundation erhielt, möchte das DPL-Team einen Teil dieser Summe dazu verwenden, um interne oder externe Entwickler zu bezahlen, um einige der Probleme der überalterten Infrastruktur Debians zu beheben.

    Dunc-Tank anyone?

    Die Brisanz dieses Vorschlags liegt darin, dass das Projekt vor 13 Jahren bereits einmal einen solchen Vorstoß unternahm, punktuell Entwickler für bestimmte Aufgaben zu bezahlen. Das heute noch unter dem Namen Dunc-Tank. Damals ging es darum, das Release-Team zu bezahlen um die Veröffentlichung von Debian GNU/Linux 4 »Etch« zu beschleunigen.

    Projekt gespalten

    Dunc-Tank wurde von vielen Entwicklern als Experiment befürwortet, von einer Minderheit aber vehement bekämpft, die der Meinung waren, Debian 4 solle veröffentlicht werden wenn es fertig sei. Eine Meinung, die sich später durchsetzen sollte und zum Mantra von Debian wurde. Der Protest reichte bis hin zu einer Parodie namens Dunc-Bank. Im Rahmen der Diskussion, die das Projekt bis zum Zerreißen anspannte, wurde unter anderem die Entfernung des damaligen DPL Anthony Towns, der Dunc-Tank erdacht hatte, aus dem Amt gefordert.

    Neuer Versuch?

    Die Bezahlung zweier Release-Manager führte allerdings nicht dazu, dass Debian 4 zum projektierten Termin fertig wurde. Das dauerte dann noch fast ein halbes Jahr länger. Nun soll das Experiment, die Entwicklung Freier Software mit Geld zu beschleunigen, nach 13 Jahren wiederholt werden, wenn es nach dem Willen des neuen DPL-Teams geht. Ob das diesmal gutgeht?

  • Debian vor vielen Herausforderungen

    Debian vor vielen Herausforderungen

    Debian Probleme
    Bild: Debian | Quelle Mohd Sohail | Lizenz: CC BY-SA-2.0

    Die letzten Wochen haben an einigen Stellen gezeigt, dass sich das Debian-Projekt einer Reihe von schwierigen Herausforderungen gegenüber sieht. Dabei wird das Meistern dieser Probleme nicht einfacher dadurch, dass Debian eine demokratische Ausrichtung hat, beziehungsweise den Prinzipien einer Do-ocracy folgt, ohne dass jemand an der Spitze die Marschrichtung vorgibt.

    Veraltete Werkzeuge

    Zunächst kritisierte der Entwickler Michael Stapelberg, der mehr als zehn Jahre lang eine Reihe von Paketen innerhalb von Debian betreut hatte, das Projekt. In einem Blogeintrag, in dem er seinen Rückzug erklärte, mahnte er, Debians Werkzeuge seinen veraltet und nicht effektiv genug.

    Auch die Tatsache, dass sich in den ersten beiden Wochen der Wahlperiode kein Bewerber gemeldet hatte ist ein Novum. Dass sich dann in der Verlängerungswoche gleich fünf Kandidaten bereit erklärten, das stressige Ehrenamt zu übernehmen, lässt dagegen Hoffnung zu.

    Nachlassende Relevanz

    In seiner Plattform zur Wahl zum Debian Projekt Leader (DPL) kritisiert Langzeit-Debianer Martin Michlmayr das Projekt in ähnlicher Weise. Vor 10 – 15 Jahren sei Debian in einer existentiellen Krise gewesen, was seine Relevanz im Reigen der Linux-Distributionen angeht. Das sei zum einen durch die Einführung von Ubuntu, andererseits durch eine Abwanderung zu macOS bedingt gewesen.

    Wie vor 20 Jahren

    Michlmayr bestätigt Stapelbergs Analyse, sieht die Probleme aber als noch größer an. Die Open-Source-welt habe sich in den letzten 5 – 10 Jahren in vielerlei Hinsicht verändert. Trotzdem agiere Debian in weiten Teilen wie vor 20 Jahren.

    Kaum Innovation

    In dieser Zeit sei Debian ständiger Innovator gewesen und habe für die damalige Zeit aufregende Dinge wie Paketmanager und automatische Upgrades eingeführt und Pakete für mehr als 10 Architekturen bereit gestellt. Als einzige bedeutende Innovation der letzten Jahre bei Debian nennt Michlmayr reproduzierbare Builds. Diese lösten ein wichtiges Problem und die Idee habe sich über Debian hinaus auf die gesamte FOSS-Welt ausgebreitet.

    Nicht entscheidungsfreudig

    Das schreibt Michlmayr, der bereits in 2003 und 2004 das Amt des DPL innehatte, der Unfähigkeit des Projekts zu, in der schnelllebigen Zeit Entscheidungen zeitig zu treffen und umzusetzen. Projektmitglieder hätten Angst, weitreichende Änderungen auch nur vorzuschlagen, weil die oft toxische Diskussionskultur und die resultierenden Flamewars die Umsetzung von gefundenen Lösungen zu sehr erschweren. Michlmayr ist der Meinung, dass Debian im Laufe der Jahre eine Reihe von Anti-Verhaltensmustern entwickelt hat, von denen das Projekt weggehen muss.

    Probleme lösbar

    Dabei sei Debian in der Welt der Server, bei Containern und in der Cloud so relevant wie nie. Deshalb glaubt er, die Probleme seien lösbar und sieht die Rolle des DPL dabei als Vermittler, der Leute zusammenbringt. Joerg Jaspert, Mitbewerber und ebenfalls Debian-Urgestein, sieht das ähnlich, wenn er schreibt: »Die Aufgabe des DPL ist es nicht, technische Lösungen für die Probleme des Projekts zu finden, sondern anderen zu ermöglichen, Herausforderungen zu meistern.

    Die Wahlplattformen aller Kandiaten sind auf der Webseite zur Wahl des DPL einsehbar. Es bleibt zu hoffen, dass nach vielen Anregungen der letzten Zeit das Amt des DPL nicht länger als One-Man-Show begriffen wird, sondern ein Team die Aufgaben unter sich aufteilt und effektiv angeht.

  • KNOPPIX 8.5 vorgestellt

    Logo: Rugby471 | Lizenz: GPL

    Klaus Knopper hat gerade auf den Chemnitzer Linuxtagen 2019 die neueste Version seiner Distribution Knoppix vorgestellt, die es derzeit exklusiv in der DELUG-Ausgabe des Linux-Magazins gibt.

    Viele kennen Klaus Knopper vielleicht von seinen eloquenten Vorträgen vergangener Jahre auf der Open-Source-Bühne der CeBit in Hannover. Das neue Knoppix 8.5 wurde, da diese Plattform nun nicht mehr existiert, jetzt auf den CLT 2019 vorgestellt.

    Üppige Softwareauswahl

    Knoppix 8.5 basiert wie üblich auf Debian Testing mit einigen Beigaben aus Debian Unstable. Die aktuelle Version, die erstmals als Hybrid-Image vorliegt, ist wieder einmal prall gefüllt mit rund 4.000 Paketen, darunter neben LXDE mit Compiz als Standard-Desktop auch Gnome 3, Plasma 5 und der Adriane-Desktop.

    Adriane steht für Audio Desktop Reference Implementation and Networking Environment und ist ein von Knopper entwickeltes sprechendes Desktop-System mit optionaler Braille-Unterstützung für sehbehinderte oder blinde Menschen.

    Aktuelle Pakete

    Einige der weiteren Zutaten sind Linux Kernel 4.20.6, Xorg 7.7, Chromium 72, Firefox ESR 60.5.0 mit Werbeblocker Ublock Origin und Noscript, LibreOffice 6.1.5, Gimp 2.10, OwnCloud 2.5.1 und NextCloud 2.5.1 Clients sowie die Game Engine Godot3 3.0.6. Knoppix 8.5 bietet erstmals auch Unterstützung für UEFI Secure Boot und bringt ein Remaster-Werkzeug mit.

    Von DVD auf Flash

    Mit dem Tool flash-knoppix lässt sich das Image direkt von einer Heft-DVD bootfähig auf einen USB-Stick legen, der dann auch in einem persistenten Modus laufen kann, der die Speicherung von installierter Software und erstellten Daten über den Reboot hinaus ermöglicht.

    Godfather of Live-Linux

    Knoppix reicht weit zurück und wurde erstmals 2002 veröffentlicht. Damals wie heute ist es dazu gedacht, im Live-Betrieb von DVD oder vom USB-Stick oder anderen Flash-Medien zu laufen. Klaus Knopper ist unbestritten der Godfather of Live-Linux, auch wenn es bereits ab 1993 mit Yggdrasil eine erste Live-CD gab.

    Die älteste noch existierende Live-Distribution ist Finnix, das erstmals im Jahr 2000 erschien. Die weiteste Verbreitung jedoch fand Knoppix, das auch vielen anderen Distributionen als Grundlage diente. Die bekanntesten noch existenten dieser Derivate, die zunächst auf Knoppix aufsetzten, sind Kanotix und GRML.

    Wegbereiter

    Knoppix hat bereits vor Ubuntu viele Menschen an Linux herangeführt. Das Live-Medium erlaubte das Ausprobieren ohne bestehende Installationen zu verändern. Heute kommt Knoppix außer zum Ausprobieren Bedeutung zu, da Knopper großen Wert auf Hardwareerkennung legt. Schwierige Hardware ist bei Knoppix immer gut aufgehoben. Auch als Live-System für unterwegs und für Rettungsarbeiten ist Knoppix dank seiner vielen Werkzeuge bestens geeignet.

  • Debian-Kernel-Bug legt ARM-Geräte lahm

    Debian-Kernel-Bug legt ARM-Geräte lahm

    Ein Bugreport in Debians Fehlerdatenbank sollte Besitzer von ARM-Geräten derzeit von einem Upgrade des Kernels abhalten, da dieser eine Reihe von ARM-Geräten am Booten hindert.

    Debian-Kernel-Bug

    Der Bugreport sieht Kernel 4.9.144-3 als Verursacher des Problems. Dieser war im Rahmen von GNU/Linux Debian 9.8 »Stretch« mit ausgeliefert worden. Wie der Ersteller des Bugreports und weitere betroffene Besitzer von verschiedenen ARM-Geräten schildern, hängen die Geräte beim Hochfahren bei der Meldung Starting kernel.

    Schuldiger gefunden

    Das es wirklich an dieser Kernel-Version lag, fand der Bugreporter heraus, indem er den aktualisierten Kernel einem Downgrade auf 4.9.130-2 unterzog. Mit diesem vorhergehenden Kernel bootete das Gerät anstandslos.

    Viele Boards betroffen

    Das erste als betroffen gemeldete Gerät war ein Lamobo-R1-Board. Doch schon bald gesellten sich andere Boards hinzu, die die Liste auf Lemaker Bananapi, Cubox-i4pro, Cubox-i4x4, Wandboard Quad, Odroid-XU4, Odroid-U3, Marvell Armada XP, Olimex OLinuXino-LIME2, Cubietruck, Firefly-RK3288 und den Router Linksys WRT1200AC ausdehnten.

    Ein weiterer Betroffener stellte nach Überprüfung fest, dass der inkriminierte Kernel unter vielen anderen Änderungen auch zwei Maßnahmen gegen Spectre beinhaltete. Er baute den Kernel neu und deaktivierte die Maßnahmen, der Kernel startete trotzdem nicht.

    Upstream oder Debian?

    Die Frage, ob der Fehler im Upstream-Kernel oder in Debians Konfiguration steckt, deutet auf Debian, da Hardware mit Allwinner-SoC auf entsprechenden Boards beim Kernel-CI-Projekt keinerlei Probleme aufweist.

    Der gleiche Anwender moniert, dass es bei Debian viel zu kompliziert sei, einen älteren Kernel zu booten. Bei Ubuntu und vielen anderen Distributionen reicht dazu die Auswahl eines älteren Kernel im GRUB-Bootmanager.

    Patch im Test

    Mittlerweile existiert ein Patch, der den Fehler anscheinend behebt, aber noch in der Testphase steckt. Anwender der betroffenen Boards sollten mit einem Update auf Debian 9.8 noch etwas warten, bis der Bugreport offiziell geschlossen ist und auf einen reparierten Kernel verweist.

    Lehrstunde

    Zwei Lehren kann Debian aus diesem Kernel-Bug ziehen: Es sollte einfacher sein, einen älteren Kernel zu booten. Zudem müssen Kernel, zumindest für die ARM-Plattform, besser getestet werden, bevor sie freigegeben werden.

  • GNU/Linux Debian 9.8 »Stretch« freigegeben

    GNU/Linux Debian 9.8 »Stretch« freigegeben

    Debian 9.8
    Screenshot: ft

    Nicht einmal einen Monat nach Debian 9.7 hat das Debian-Release-Team mit Debian 9.8 »Stretch« das achte Punkt-Release für die Stable-Veröffentlichung Debian 9 freigegeben.

    Im Plan

    Ging es bei der außerplanmäßigen Aktualisierung auf 9.7 hauptsächlich um den kurz zuvor aufgefundenen Fehler im Paketmanager APT, so behebt das jetzige Update hauptsächlich Sicherheitslücken der Stable-Veröffentlichung sowie einige ernste Probleme in verschiedenen Paketen.

    Durchschnittliche Aktualisierung

    Die Aktualisierung auf Debian 9.8 ist vom Umfang her durchschnittlich groß, lediglich die Zahl der entfernten Pakete ist mit 22 diesmal relativ hoch. Insgesamt erhielten 87 Pakete eine Fehlerbereinigung und es wurden Sicherheitsprobleme aus 48 »Debian Security Advisories« (DSA) behoben. Alle Änderungen an Paketen beschränken sich wie immer auf das absolut Notwendige, um Regressionen zu vermeiden.

    Viel Python

    Bei den Paketkorrekturen wurden viele Pakete für Python neu gebaut, um die Sperrung der Domainvalidierung per TLS-SNI-01 durch Let’s Encrypt nachzuvollziehen. Samba wurde aktualisiert, um ein Speicherleck zu stopfen.

    Im Paket Wayland wurde ein möglicher Ganzzahl-Überlauf behoben. Fehler wurden zudem unter anderem in Linux, Postfix und Openvpn bereinigt. Ein neuer Nvidia-Treiber wurde integriert. Der Intel-Microcode erhielt gesammelte Korrekturen. Auch der Debian-Installer wurde erneuert, um die Sicherheitskorrekturen zu reflektieren.

    Bei den Paketen mit behobenen Sicherheitsproblemen liegt Chromium-Browser diesmal vor Firefox-ESR und Thunderbird. Weitere Sicherheitslücken betrafen unter anderem Openvpn, LibreOffice, Systemd und Wireshark.

    Firefox-Erweiterungen entfernt

    Beim Löwenanteil der entfernten Pakete handelt es sich um Firefox-Erweiterungen, die mit neueren Firefox-ESR-Versionen nicht mehr kompatibel sind. Zwei weitere entfernte Pakete sind API-Änderungen bei Twitter und Flickr geschuldet.

    Frische Installationsmedien

    Eine Liste aller Änderungen kann der Ankündigung entnommen werden. Aktualisierte Installationsmedien werden auf den Download-Servern in den nächsten Stunden und Tagen bereitgestellt. Bestandsanwender aktualisieren über das Paketmanagement.

  • DebianGNU/Linux 9.7 »Stretch« freigegeben

    DebianGNU/Linux 9.7 »Stretch« freigegeben

    Debian 9.7
    Screenshot: ft

    Normalerweise deckt ein Punkt-Release bei Debian sowohl die Sicherheitslücken als auch Fehler in Paketen aus den letzten Monaten ab. Zuletzt so geschehen vor rund zwei Monaten mit Debian GNU/Linux 9.6.

    Außerplanmäßig

    Damals wurden 84 Fehlerbereinigungen und 88 Sicherheits-Updates gebündelt. Debian 9.7 stellt eine Ausnahme dar, es wird außerplanmäßig lediglich der vor einigen Tagen entdeckte Fehler in APT, dem Frontend des Paketmanagers DPKG, behoben, der bei Debian intern als DSA-4371-1 und international als CVE-2019-3462 katalogisiert wurde.

    Frische Installationen schützen

    Dieser ist zwar bereits in allen Zweigen der Distribution seit Debian »Jessie« behoben, das gilt allerdings nicht für die Installationsmedien. Somit entschloss sich das Debian Release-Team zu einem außerplanmäßigen Release, um bei neuen Installationen sicherzustellen, dass der Fehler erst gar nicht erst auf der Festplatte landet.

    Neben apt 1.4.9 ist das Paket base-files 9.9+deb9u7 die einzige weitere Änderung im Point-Release Debian 9.7. Damit wird bei einer Abfrage von /etc/debian_version die korrekte Version 9.7 angezeigt.

    Frische Images

    Einige aktualisierte Installationsmedien stehen bereits auf den Download-Servern des Projekts zur Verfügung, weitere werden in den nächsten Stunden und Tagen folgen. So ist bereits ein Netinstall-Image sowie ein komplettes Image mit Xfce verfügbar.

  • Fehler im Debian-Paketmanager behoben

    Fehler im Debian-Paketmanager behoben

    Quelle: Chris Lamb | Lizenz: GPLv3

    Ein kritischer Fehler in Debians Paketmanager APT wurde durch die Tatsache begünstigt, dass Debian und andere Distributionen für die Auslieferung ihrer Pakete an die Nutzer HTTP anstatt HTTPS nutzen. Durch HTTP-Redirects konnte per Man-in-the-Middle-Angriff dem Paketmanager APT ein Paket untergeschoben und sogar mit einer vermeintlich korrekten Signatur versehen werden.

    Schwieriger mit HTTPS

    Der letzte Teil wäre mit der Verwendung von HTTPS schwieriger zu bewerkstelligen. Das solcherart untergeschobene Paket konnte dann beliebigen Schadcode ausführen wenn es gestartet wurde. Entdeckt wurde die Lücke von Max Justicz, der sie in seinem Blog näher beschreibt. Betroffen waren neben Debian, Ubuntu und Linux Mint auch alle anderen Derivate.

    Bitte aktualisieren

    Die Debian-Entwickler wurden einige Tage vor der Veröffentlichung der Lücke informiert, sodass Patches für verschiedene Versionen von Debian und Ubuntu zu dem Zeitpunkt bereits zur Verfügung standen. Anwender sind dringend dazu aufgerufen, die aktualisierten Pakete zeitnah zu installieren.

    Auf der sicheren Seite

    Um, dabei gänzlich sicher zu sein, dass das System beim Upgrade nicht kompromittiert wird, empfiehlt Debian das Abschalten von Redirects während der Aktualisierung. Das kann mit folgenden Zeilen erreicht werden:

    apt -o Acquire::http::AllowRedirect=false update
    apt -o Acquire::http::AllowRedirect=false upgrade

    Ironischerweise wurde der Fehler zu einem Zeitpunkt veröffentlicht, in dem eine schon öfter geführte Diskussion darüber, ob es Sinn ergibt, Pakete aus Repositories per HTTPS auszuliefern, wieder aufflammt.

    Für und gegen

    Die Argumente, die bisher gegen HTTPS für die Auslieferung von Debian-Paketen ins Feld geführt wurden, verweisen auf die Komplexität der Bereitstellung eines riesigen weltweiten Mirror-Netzwerks, das über SSL verfügbar ist. Ein Wechsel zu HTTPS würde auch bedeuten, dass die Vorteile lokaler Proxy-Server zur Beschleunigung des Zugriffs nicht mehr genutzt werden könnten. Der Sicherheitsgewinn durch HTTPS wird kontrovers diskutiert.

  • Let’s-Encrypt-Zertifikate unter Debian Stable gefährdet

    Let’s-Encrypt-Zertifikate unter Debian Stable gefährdet

    Certbot
    Titel : HTTPS | Quelle Sean MacEntee Lizenz: CC BY 2.0

    Anwender von Debian Stable auf Servern, die ein Zertifikat von Let’s Encrypt verwenden, könnten am 13. Februar ein böses Erwachen erleben. Die Zertifizierungsstelle Let’s Encrypt gibt in ihrem Blog die Abschaltung der Domain-Validierungs-Variante TLS-SNI-01 zum 13. Februar 2019 bekannt.

    Nicht zu beheben

    Der Grund ist eine Sicherheitslücke, die kaum zu beheben ist, da das Problem in der Software liegt, die von vielen Hostern verwendet wird. Damit können unrechtmäßig Zertifikate für Domains ausgestellt werden, die nicht im Besitz des Antragstellers sind, wenn diese Domains auf einer Software gehostet wurden, die das Hochladen beliebiger Zertifikate erlaubt.

    Grundpfeiler

    TLS-SNI-01 ist eine von vier Domain-Validierungs-Varianten, die anderen sind DNS-01, HTTP-01 und seit Kurzem TLS-ALPN-01. Die Validierung über das Internet ist einer der Grundpfeiler von Let’s-Encrypt, der es erlaubt, das Ausstellen von Zertifikaten ohne Kosten für den Empfänger zu gestalten.

    Völlig veraltet

    Wer einen Server mit Debian Stable mit Let’s-Encrypt-Zertifikaten verwendet, ist nun im Zugzwang. In den Repositories von Debian Stable liegt eine veraltete Version des offiziellen ACME-Clients Certbot, einer Software, die automatisiert SSL/TLS-Zertifikate für Webserver abruft und bereitstellt.

    Diese veraltete Certbot-Version 0.10.2-1 beherrscht nur die Validierung per TLS-SNI-01 und wird mit dem Abschalten dieser Methode keine Zertifikate mehr aktualisieren können, Betroffene müssen auf die Backports-Version Certbot 0.28.0-1~bpo9+1 umstellen.

    Schnell gelöst

    Dazu muss, falls noch nicht geschehen, ein Eintrag für Backports in die Quellenliste erstellt werden. Das gelingt mit folgender Zeile:

    echo 'deb http://ftp.de.debian.org/debian/ stretch-  
    backports main' >>/etc/apt/sources.list

    gefolgt von:

    apt update && apt -t stretch-backports install certbot
    
    

    Damit stehen auch DNS-01 und HTTP-01 zur Verfügung und Zertifikate behalten ihre Gültigkeit und werden wie gehabt aktualisiert.

  • Debian 10 »Buster« wird vorbereitet

    Debian 10 »Buster« wird vorbereitet

    Debian 10 »Buster«
    Vorschlag für Buster-Artwork

    An diesem Wochenende beginnt bei Debian das Einfrieren der Codebasis, an dessen Ende die Veröffentlichung von Debian 10 »Buster« als der nächsten stabilen Version des Projekts steht.

    Release-Vorbereitung

    Das Einfrieren der Codebasis, der sogenannte Freeze ist ein Teil in Debians Entwicklungsablauf und verlangsamt sukkzessive die Aktivität im Testing-Repository, in dem bereits seit der Veröffentlichung der Vorversion das neue Release heranwächst. Ohne diese Verlangsamung wäre eine Veröffentlichung sehr schwierig, da der Testing-Zweig nicht zur Ruhe käme. Die Richtlinien werden für jedes Release vorab veröffentlicht.

    Phase 1

    Der Freeze beginnt heute mit dem Blockieren von Transitionen in den Testing-Zweig. Bei einer Transition handelt es sich um eine Aktualisierung von Bibliotheken oder Paketen, die API- und/oder ABI-Änderungen erfahren haben und somit den Neubau von zum Teil sehr vielen Paketen bedingen und sich über Tage und Wochen hinziehen können.

    Phase 2

    Heute in einem Monat setzt dann der Soft-Freeze ein. Danach dürfen keine neuen Quellpakete mehr nach Testing eingeführt werden. Auch zuvor entfernte Pakete haben keinen Zugang mehr. Nur noch kleine, zielgerichtete Änderungen an Paketen sind empfohlen. Diese Pakete haben eine 10-tägige Wartefrist, bevor sie nach Testing migrieren dürfen. Ausnahmen von dieser Frist werden nur für Sicherheits-Updates auf Anfrage erteilt.

    Phase 3

    Der 12. März markiert dann den Eintritt in den Full-Freeze. Danach ist die Migration von Paketen in den Testing-Zweig nur noch als Ausnahme nach Absprache mit dem Release-Team möglich. Dieser Zustand stellt die letzte Phase in der Veröffentlichungsvorbereitung dar und hält bis zur Veröffentlichung von Debian 10 »Buster« an.

    Release-kritische Fehler

    Ausnahmen werden in dieser Phase beispielsweise für Pakete, die RC-Fehler (release critical) beheben, erteilt. Auch eher unkritische Anpassungen bei Übersetzungen und Dokumentation können eine solche Genehmigung erhalten. Entwickler konzentrieren sich nun auf das Beheben von Fehlern, die ein Release verhindern würden. Zu diesem Zeitpunkt sind das meist einige Hundert. Dabei werden unkritische Pakete, deren Fehler derzeit nicht lösbar sind, entfernt werden, um die Veröffentlichung nicht zu verzögern.

    Release When Ready

    Diese findet im Gegensatz zu Ubuntu mit festem Release-Termin oder Fedora mit einer Zielvorgabe bei Debian erst dann statt, wenn die Entwickler es als fertig erachten. Deshalb kann derzeit nur vermutet werden, dass eine Veröffentlichung von Debian 10 »Buster« im Sommer 2019 wahrscheinlich ist.

    Als Standard-Desktop für Debian 10 wird voraussichtlich GNOME 3.30.2 mit an Bord sein. Im Team von KDE Plasma wird noch diskutiert, ob eine Ausnahme für Plasma 5.15.2 beantragt werden soll oder ob 5.14.5 zum Zug kommt.

    Auch für die beiden auf »Buster« folgenden Veröffentlichungen stehen die Namen bereits fest. Für Debian 11 lautet dieser »Bullseye«, Debian 12 wird »Bookworm« heißen. Wie immer sind die Namen dem Film »Toy Story« entlehnt.