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  • Okuna: Soziales Netzwerk im Interview

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    Das freie soziale Netzwerk Okuna, dessen ursprünglicher Name Openbook bei Facebook so viel Missfallen erzeugte, dass man mit Anwälten dagegen vorging, fand viele interessierte Anwender, die sich gegen eine Gebühr auf Kickstarter oder Indiegogo auf die Warteliste setzen ließen. Allerdings zieht sich die Entwicklung mittlerweile länger als erwartet hin und das Projekt verschwindet langsam aus der öffentlichen Wahrnehmung. Deshalb habe ich den Initiator und Hauptentwickler Joel Hernández gefragt, wie es derzeit um Okuna, das in Esperanto »zusammen« bedeutet, steht und wie die Pläne für die Zukunft aussehen.

    Das Interview

    Frage: Hi Joel. In letzter Zeit ist es um Okuna in der Öffentlichkeit etwas zu ruhig geworden. Kannst Du uns ein wenig erzählen, warum die Veröffentlichung von Okuna für das wartende Publikum so lange dauert? Ich schätze, eines der Schlüsselwörter hier ist der Mangel an Geld und damit an Entwicklerzeit. Wie können Benutzer und Unterstützer in dieser Situation helfen?

    Joel: Zu sagen, dass dieses Jahr hart war, wäre eine Untertreibung … Im Februar standen wir kurz vor einer großen Neuigkeit. Wir hatten in den Monaten zuvor an einem Forschungszuschussantrag für die niederländische Regierung gearbeitet, einem Zuschuss, der zu Open-Source-Datenmigrationstools für soziale Netzwerke, einem Protokoll für die Visualisierung von Besitzrechten bei Daten, sowie zu einem Datenschutz- und benutzerfreundlichen Captcha-System führen sollte. All dies sollte auch in Okuna integriert werden, was bedeutet, wir könnten also Tag und Nacht weiter an Okuna arbeiten und gleichzeitig einen öffentlichen Code erstellen, der sowohl der Allgemeinheit als auch den Regierungsinstitutionen zugutekäme.

    Grünes Licht und dann doch nicht

    Wir hatten grünes Licht erhalten und warteten lediglich darauf, dass die Gelder eintreffen würden. Dann vergingen eine Woche, zwei Wochen, drei Wochen, und schließlich erhielten wir die vernichtende Nachricht, dass der Zuschuss plötzlich zurückgezogen wurde. Unsere Ersparnisse waren zu diesem Zeitpunkt fast aufgebraucht und wir hatten die Suche nach privater Finanzierung vorerst aufgeschoben, da sie mit dem Antrag auf Forschungsbeihilfe nicht vereinbar war. Nach der Ablehnung beschlossen wir, es endlich mit privater Finanzierung zu versuchen.

    Joel Hernández, Initiator und Hauptentwickler von Okuna

    Suche nach einem Engel

    Wir teilten unsere Tage auf, um Okuna weiterzuentwickeln und gleichzeitig nach neuen Finanzierungsmöglichkeiten zu suchen. Tage, Wochen und Monate vergingen. In dieser Zeit waren wir neben dem Start und der Fehlerbehebung bei der Webversion auch in Kontakt mit Dutzenden von Angel-Investoren. Viele zeigten großen Enthusiasmus für das Projekt und unsere Mission, viele wollten mehr Validierung sehen, andere wollten die anhaltende Pandemie abwarten und wieder andere waren zwar finanziell interessiert, aber nicht kompatibel mit unserer Vision eines ethischen sozialen Netzwerks.

    Ende der Fahnenstange

    Leider kam dabei nichts Akzeptables zustande, und im Juli gingen uns schließlich die persönlichen Ersparnisse aus. Um uns über Wasser zu halten, mussten wir Vollzeitjobs annehmen und arbeiten seither nur noch abends und an den Wochenenden an Okuna. Wir konzentrierten uns ausschließlich darauf, live zu gehen und zu beweisen, dass das Abo-Geschäftsmodell für ein soziales Netzwerk machbar ist, was in unseren Gesprächen mit potenziellen Angel-Investoren immer wieder als negativer Punkt aufkam.

    So sind unsere Tage derzeit aufgeteilt, und obwohl wir unser Bestes geben, um dies so wenig wie möglich in den Rhythmus der Entwicklung und des Fortschritts der Plattform einfließen zu lassen, haben sich die Dinge im letzten Monat unweigerlich verlangsamt. Dies ist auf eine Kombination aus der reduzierten Entwicklungszeit, der Arbeit an einer komplizierten Funktion (Abonnements) und der Wiederaufnahme von Gesprächen mit mehreren Engeln zurückzuführen, die Anfang des Jahres auf Eis gelegt wurden.

    Arbeit am Subskriptionsmodell

    In Bezug auf die Abonnements wurde zwar ein großer Teil der komplexen Materie, die mit der Abrechnung zusammenhängt, bereits von Unternehmen wie Stripe und Mollie gelöst, aber kein Tool kann die gesamte kundenorientierte Funktionalität abdecken, geschweige denn auf eine datenschutzfreundliche Weise. Es war also eine Menge Arbeit, verschiedene APIs zu finden und zu integrieren, zwischen asynchronen Ereignissen zu koordinieren und ein bisschen frustriert zu sein, weil wir gehofft haben, dass jemand anderes dieses Problem bereits gelöst hat und wir eine Lösung per Drag&Drop finden könnten.

    Zu diesem Zeitpunkt sind wir, glaube ich, zu etwa 70 % damit fertig. Was die Frage betrifft, wie ihr an dieser Stelle helfen könnt, so möchten wir unseren Förderern und Kaffee-Sponsoren für eure bisherigen Beiträge danken und euch bitten, uns auch weiterhin zu unterstützen. Eure Beiträge decken die Infrastrukturkosten der Plattform und halten Okuna in diesen schwierigen Zeiten am Laufen. Eure Hilfe ist von unschätzbarem Wert!

    Danke für die anhaltende Unterstützung

    Den Mitgliedern von Okuna möchten wir dafür danken, dass sie während des ganzen Jahres besonders geduldig und aktiv waren. Die Dinge sind ziemlich schwierig geworden, aber wenn wir Menschen sehen, die in Okuna aktiv sind und zu einer Kultur der Freundlichkeit und des Miteinanders beitragen, gibt uns das immer wieder den Ansporn, weiterzumachen. Wir möchten euch bitten, uns auf der letzten Etappe noch etwas Geduld zu schenken und, falls ihr Lust haben, uns eine zusätzliche Hand zu reichen, sich zu überlegen, ob ihr nicht unser Sponsor werden oder uns eine Tasse Kaffee für unsere langen Abende bescheren wollt.

    Vor einem Jahr…

    Wie soll sich Okuna künftig finanzieren?


    Frage: Schade, dass mal wieder der schnöde Mammon ein Projekt aufhält. Kannst Du etwas näher auf das erwähnte Subskriptionsmodell eingehen, an dem ihr gerade arbeitet? Es soll ja eine nachhaltige Basis schaffen, die Okuna in Zukunft finanziell über Wasser halten wird.

    Joel: Wir haben uns für ein optionales Abo-Modell entschieden, ähnlich dem, das Discord für 4,99 pro Monat anbietet. Die Grundfunktionalität wird für alle Mitglieder zugänglich sein, aber finanziell beitragende Mitglieder werden einige zusätzliche Vergünstigungen erhalten, wie z.B. Uploads in höherer Größe und Qualität, zusätzliche und benutzerdefinierte Reaktionen für ihre Communities, einen Theme-Maker und eine Bibliothek, in der sie ihre Themes teilen können, und andere Vergünstigungen, die im Laufe der Zeit nicht freigeschaltet werden, sondern lediglich die für alle anderen verfügbaren Funktionen erweitern.


    Frage: Ich weiß, es ist eine gemeine Frage, aber ich glaube, viele der Wartenden würden die Lage gerne etwas besser einschätzen können: Hast Du eine ungefähre Idee, wann Okuna für die Öffentlichkeit bereit sein wird?

    Joel: Wir werden über die Feiertage weiter an Okuna arbeiten, aber ich möchte an dieser Stelle etwas vorsichtiger mit Schätzungen sein. Für das Abonnement-Feature haben wir 2 Wochen veranschlagt und es sind bisher bereits 4 Wochen vergangen. Das Beste, was ich derzeit sagen kann, ist Januar.

    Wie geht es dann weiter?

    Frage: Kannst Du uns verraten wie viele Benutzer bereits an Bord sind und wie viele noch vor der Tür auf Einlass warten? Wie wird das Onboarding der wartenden Menge gehandhabt, wenn Okuna an die Öffentlichkeit geht?

    Joel: Derzeit sind bereits 8.000 Nutzer mit Okuna unterwegs. Dann sind da noch rund 25.000 Leute, die noch auf ihre Einladung zum Go-Live warten. Sobald wir an die Öffentlichkeit gehen, werden wir eine einmalige Anmeldegebühr von 0,99 Euro verlangen, um die potenziell steigenden Kosten für die IT-Infrastruktur tragen zu können und gleichzeitig zu verhindern, dass Bots dem Netzwerk beitreten und es spammen (wie wir es bei der Veröffentlichung von Byte gesehen haben).

    Am Tag des Go-Live werden wir eine E-Mail an alle 25.000 Wartenden senden, in der wir sie darauf hinweisen, dass die Plattform live ist, eine Erklärung über die Anmeldegebühr und den Button, um zur Registrierung zu gelangen. Innerhalb der Plattform werden wir auch das Okuna-Sponsoren-Abonnement anbieten, bei dem wir deutlich machen, dass die Plattform noch in der Entwicklung ist und wir sie mit ihrem Beitrag nicht nur genauso gut, sondern besser als andere Plattformen machen können.

    Joel, vielen Dank, dass Du Dir Zeit für die ausführliche Beantwortung der Fragen genommen hast. Viel Glück bei der Lösung der verbleibenden Probleme.

  • Wayland – reif für den Produktiveinsatz?

    Wayland
    Bild: The Wayland Display Server Logo | Quelle: Kristian Høgsberg

    Ein Erfahrungsbericht von Peter L. Steger

    Minix war 1995 mein Einstieg in die Unix-Welt und 1999 bin ich privat vollständig von DOS/Windows auf Linux mit X11 umgestiegen. Seit 2014 benutze ich Linux auch beruflich als Hauptbetriebssystem und Windows nur noch für die proprietäre Software meines Geräteparks.

    Im August 2020 habe ich mir zu meinem Microsoft Surface Pro-4 einen 32-Zoll UHD Monitor geleistet und mich auf eine deutliche Verbesserung meines täglichen Arbeitsumfeldes gefreut – die Augen werden auch nicht besser und das Display vom Surface ist super in der Auflösung, aber doch recht klein. Die Erwartungen an das Gesamtsystem mit dem neuen Monitor waren hoch.

    Mein bisheriges Arbeitsumfeld mit Manjaro und KDE 5.19.5 lief unter X11. Damit war für alle drei Monitore nur eine einheitliche Skalierung möglich. Im Klartext hieß 100% perfektes Bild auf dem neuen UHD und dem alten FullHD Schirm, dafür unleserlich klein auf dem Surface. Oder lesbar auf dem Surface und dafür verschwendete Auflösung auf den anderen beiden Schirmen – so schlecht sehe ich nun auch wieder nicht.

    Wayland kann das“, sagt das Netz

    Die Lösung war schnell gefunden: Wayland, der neue Standard für die grafische Oberfläche – so stand es in zahlreichen Beiträgen im großen weiten Web. Diese sollte neben höherer Sicherheit auch mehr Performance und vor allem freie Skalierbarkeit je Monitor bieten.

    Super – schnell die Wayland-Session dazu installiert und – das Chaos begann. Als erstes streikte gleich einmal Libreoffice, welches unter Wayland keine Menüleiste mehr anzeigte. Copy und Paste funktionierte nicht mehr, ebenso wenig Screenshots. Auch andere Programme verhielten sich sehr zweifelhaft und Systemabstürze stellten sich stündlich ein.

    Als leidenschaftlicher Experimentierer (schließlich bin ich Chemiker) war das eine Herausforderung, der ich mich gerne stellte. So installierte ich mehrere Distributionen und schließlich auch unterschiedliche Desktop Environments auf einer eigenen Partition (keine VMs). Immer auf der Suche nach einer für den Produktiveinsatz stabilen Variante mit Wayland, die mir auch den gewohnten Komfort bot.

    Erkenntnisse harter Arbeit

    Nach einem knappen Monat muss ich ernüchternd feststellen, dass es die viel zitierte „eierlegende Wollmilchsau“ noch immer nicht gibt. Ich bin jetzt (wieder) bei KDE neon mit Plasma 5.20.0 gelandet, weil ich mich mit den anderen Desktop Environments nicht anfreunden kann und ich hier noch die „stabilste Kombination“ installieren konnte. Aus mir nicht nachvollziehbaren Gründen stellte sich Manjaro plötzlich als äußerst widerspenstig heraus und auch Fedora, SUSE Tumbleweed und diverse Ubuntu Varianten boten mir nicht das, was ich wollte.

    Mit „stabilster Kombination“ möchte ich sagen, dass man zwar damit arbeiten kann, sich allerdings mit einigen Problemen abfinden muss. Gleich nach dem Login (SDDM) zeigen sich auf den Bildschirmen Darstellungsfehler im Aufbau der Desktops – sieht fast so aus, als ob Wayland die Position mit den drei Schirmen so lange über mehrere Versuche festlegt, bis es passt. Bei den Systemeinstellungen fehlt das Sub-Menü für die Verwaltung der Schriftarten. Nicht benötigte deinstallieren oder neue hinzufügen geht unter Wayland auf diesem Weg nicht.

    Problembereich Screenshots

    Screenshots sind nach wie vor ein Problem. Spectacle bei KDE funktioniert als User sporadisch, zumindest für die Aufnahme aller Bildschirme oder desjenigen, auf dem man sich gerade befindet. Für einen rechteckigen Bereich lässt einen das System einen Rahmen aufziehen, übernimmt dann allerdings einen ganz anderen Bildschirmbereich. Meist startet es allerdings erst gar nicht (Speicherzugriffsfehler). Als Root (mittels sudo auf der Kommandozeile) startet Spectacle problemlos (nachdem man Root den Zugriff mit xhost +si:localuser:root erlaubt hat) und schaltet dann bei der Auswahl auf drei vollkommen schwarze Bildschirme um. Dort darf man auswählen und bekommt als Ergebnis auch ein schwarzes Bild. Auch Flameshot funktioniert unter Wayland nicht – es zeigt das Icon im Systray an und das war’s dann auch schon. Kurz und Gut – noch immer keine Screenshots unter Wayland.

    Startet man GwenView und navigiert durch die Unterordner kommt es zu Darstellungsfehlern (die Icon/Ordner-Größe stimmt nicht und sie überlappen sich), welche sich durch manuelle Größenänderung reparieren lassen. Nervig ist auch, dass Wayland die räumliche Anordnung der Bildschirme von Zeit zu Zeit vergisst und ich diese wieder neu einrichten muss (insbesondere, wenn ich mein Surface aus der Docking-Station nehme und später wieder in diese zurückbringe).

    Copy & Paste Lotterie

    Was mich jedoch am meisten stört, sind noch immer auftretende Abstürze der Plasma-Shell und das nur sporadische Funktionieren der Copy & Paste Funktion. Es ist wirklich lästig, wenn man Textschnipsel von einem Dokument in ein anderes übernehmen will und Wayland offensichtlich im Hintergrund würfelt, ob es die Information übernehmen soll oder nicht. Die Abstürze der Plasma-Shell fallen erst auf, wenn man ein Element aus der Kontrollleiste braucht und dieses nicht reagiert. Die stehen gebliebene Uhr zeigt dann an, wann die Shell abgeschmiert ist. Leider bin ich bis dato trotz Syslog noch nicht auf einen verbindlichen Anhaltspunkt gestoßen, woran es liegen kann. Dieses Problem habe ich auf zwei Varianten umschifft: einmal mit einem forschen killall plasmashell ; plasmashell & als Tastaturkürzel zum Wiederbeleben und zum anderen das Starten einer Debug-Shell mit sudo gdb -pid `pidof plasmashell`. Letzteres vermeidet die Abstürze, liefert dann aber leider keine Hinweise mehr.

    Langer Rede kurzer Sinn

    Ich habe die (schmerzliche) Erfahrung gemacht, dass sich Wayland und KDE offensichtlich nicht so vertragen, dass man von einem stabilen System für produktives Arbeiten sprechen kann. Ich bin mir bewusst, dass meine Konstellation (MS-Surface & Multi-Monitoring) durchaus herausfordernd ist, allerdings beherrscht X11 alles problemlos, bis auf die individuelle Skalierbarkeit.

    In diesem Sinne verstehe ich die Schönrederei rund um Wayland nicht. Was nutzt es mir, wenn ein (inzwischen auch schon in die Jahre gekommenes) neues, moderneres und zukunftssicheres System, das seit 30 Jahren laufende X11 ersetzen soll, wenn es immer noch nicht stabil ist. Mehr Sicherheit, Performance und Skalierbarkeit sind schön, will ich haben – allerdings muss es funktionieren. Wenn so einfache Dinge wie Copy & Paste sowie Screenshots am Sicherheitssystem scheitern, lässt das bei mir die Alarmglocken klingeln – irgendetwas läuft hier nicht rund. Vielleicht ist das auch nur die Spitze vom viel zitierten Eisberg.

  • Was kann Btrfs bei Fedora 33?

    Fedora 33 und Ubuntu 20.10 erscheinen innerhalb weniger Tage in der dritten Oktoberwoche. Was haben die beiden außer GNOME 3.38 noch gemeinsam? Beide können standardmäßig Snapshots erstellen. Bei Ubuntu geschieht das mit ZFS und ist bereits teilweise automatisiert, es fehlt noch die grafische Umsetzung.

    Vereinfachtes Storage-System

    Fedora 33 setzt erstmals bei Neuinstallationen standardmäßig auf das nicht unumstrittene Btrfs als Dateisystem. Was hat die Entwickler zu diesem Schritt bewogen? Btrfs bei Fedora soll dem Anwender hauptsächlich die Verwaltung des Storage-Systems erleichtern. Btrfs bringt im Gegensatz zu einem reinen Dateisystem wie Ext4 viel zusätzliche Funktionalität mit, die beispielsweise den Logical-Volume-Manager LVM überflüssig machen.

    Transparente Komprimierung

    Zudem bringt es bei Fedora 33 transparente Komprimierung von Dateien per Zstd. Die Komprimierung kann per Subvolume einzeln eingeschaltet werden, das System entscheidet dann, welche Dateien davon profitieren und wann sie zu dekomprimieren sind. Das spart nicht nur Platz, sondern verringert auch die write amplification bei SSDs. Per chattr + c /pfad lassen sich auch einzelne Dateien komprimieren. Die Datenintegrität wird durch Checksummen sichergestellt.

    Nur 2 Subvolumes

    Die Entwickler lassen bei der Einführung von Btrfs Vorsicht walten, die initiale Implementierung soll dazu dienen, dass sich Anwender mit den neuen Funktionen vertraut machen. Es gibt eingangs lediglich die beiden Subvolumes root und home. Zum Vergleich: openSUSE erstellt bereits bei der Installation ein gutes Dutzend davon, was Neueinsteiger beim butter– oder auch betterfs, wie Btrfs auch benannt wird, schnell verwirren kann. Eine Dokumentation, die die Handhabung der neuen Funktionen erläutert, ist gerade im Entstehen.

    Snapshots vorerst nur per Terminal

    Einen weiteren Vorteil von Btrfs, die zurückrollbaren Snapshots hebt sich Fedora für ein späteres Release auf. Es gab zwar einen Änderungsvorschlag für Fedora 33, das bei openSUSE eingesetzte Tool Snapper für Snapshots so einzusetzen, dass jede Aktion des Paketmanagers dnf, die den Paketstatus ändert, automatisch die Erstellung eines Snapshots auslöst, aber der Vorschlag wurde für 33 nicht abgesegnet und ist auch noch nicht bei den geplanten Änderungen für Fedora 34 zu finden. Snapshots lassen sich derzeit also nur per Terminal erstellen und verwalten.

    Um Snapper so einzubinden, dass automatisch Snapshots erstellt werden, müssen Änderungen unter anderem im Paketmanager DNF, in Grub2, Initramfs und im Installer Anaconda vorgenommen werden. Nur so lässt sich beim Booten ein älterer Snapshot auswählen und davon starten.

  • Analyse: Mozilla muss abspecken

    Mozilla muss abspecken
    Logo: Mozilla

    Mozilla gab kürzlich bekannt, dass die Stiftung sich gezwungen sieht, 250 Mitarbeiter zu entlassen, was rund einem Viertel der Belegschaft entspricht. Als Gründe werden neben Corona der sinkende Marktanteil und somit sinkende Einnahmen aus dem Suchmaschinendeal hauptsächlich mit Google angeführt. Der Blogger Cal Paterson hat Mozillas derzeitige Situation analysiert.

    Unkosten zu hoch

    Dabei legt er die Maßstäbe an, die üblicherweise an NGOs (Nichtregierungsorganisationen) angelegt werden. Paterson schaut sich die drei Komplexe Unkosten, Ethik und Resultate an. NGOs werden generell gerne daran gemessen, wie das Verhältnis der administrativen Kosten zu dem Anteil ist, der in die eigentliche Mission fließt. Und da steht Mozilla mit 30 Prozent Kosten für die Administration ganz schlecht da. Charity Navigator, eine Organisation, die die Effektivität von NGOs bewertet, vergibt dafür 0 von möglichen 10 Punkten. Die volle Punktzahl erhalten Organisationen mit maximal 15 Prozent Unkosten für die Administration.

    Keine finanzielle Grundlage

    Mozilla hat in den letzten Jahren jeweils gut über eine halbe Milliarde US-Dollar an Einnahmen verzeichnet. Für 2017 weist der Finanzbericht 607.269 US-Dollar aus, 2018 waren es 622.743 Dollar. Anstatt mit diesen Einnahmen über die Jahre eine solide finanzielle Grundlage zu schaffen, lebte Mozilla anscheinend von der Hand in den Mund und erhöhte dabei das Gehalt der Vorstandsvorsitzenden Mitchell Baker in den letzten fünf Jahren um mehr als das Doppelte auf 2.4 Millionen US-Dollar im Jahr.

    Marktanteil Firefox gegen Gehalt der Vorstandsvorsitzenden | Quelle: Cal Paterson

    Leistungsgerechte Bezahlung?

    Das dies nicht leistungsgerecht sein kann beweist der Marktanteil von Firefox, dem Hauptprojekt der Foundation. Der fiel innerhalb der letzten 10 Jahre von rund 30 Prozent auf derzeit gerade noch 4 Prozent. Anstatt sich auf sein Hauptprodukt zu konzentrieren und den freien Fall abzubremsen, wurden unter dem Motto »Beyond the Browser« zahlreiche Nebenprojekte wie der Kauf von Pocket für 25 Millionen US-Dollar gestartet in der Hoffnung, unabhängiger von den Tantiemen von Google zu werden. Das hat offensichtlich nicht geklappt.

    Ein weiteres Manko sieht Paterson beim Marketing. Als Beispiel führt er den mobilen Firefox an, der in der Bedeutungslosigkeit von weniger als einem halben Prozent Marktanteil dahindümpelt. Dabei kann der mobile Firefox sogar Erweiterungen installieren, was bei mobilen Browsern eher unüblich ist.

    Ethische Bedenken

    Ein ethisches Problem sieht der Blogger in der Tatsache, dass Mozilla weit über 90 Prozent seiner Einnahmen von Google bezieht. Der Suchmaschinenriese verdient damit viel Geld über sein Werbenetzwerk, das Nutzer weitgehend ohne deren Zustimmung im Netz verfolgt. In der Tatsache, dass Mozilla erst recht spät nach Apple und dem Brave-Browser den Schutz der Privatsphäre in Firefox einführte, kann man durchaus das Ergebnis eines Interessenkonflikts sehen.

    Auch den neuen VPN-Dienst, mit dem Mozilla Einnahmen generieren will, sieht Paterson als ethisch fragwürdig an, da ein VPN nicht wirklich vor Tracking schützt. Er stellte fest, dass er selbst bei Nutzung des Mozilla VPN per Fingerprinting verfolgbar war, da Firefox nicht effektiv genug gegen Fingerprinting vorgehe. Hierbei kam das Tool Panopticlick der EFF zum Einsatz.

    Derzeitiges Modell chancenlos

    Paterson betont, er sei Firefox-Anwender und er wünsche sich, dass Mozilla Erfolg hat, sieht dafür aber mit dem derzeitigen Modell wenig Chancen. Als eine mögliche Alternative schlägt er vor, die Anwender um Geld zu bitten, was bei anderen Projekten in Geldnöten bereits erfolgreich erprobt worden sei, wie etwa bei der britischen Zeitung The Guardian. Allerdings verdiene der Vorstandsvorsitzende dort auch nur 360.000 Pfund im Jahr.

  • Die besten Add-ons für den Firefox

    Möglich, aber nötig? Welche Add-ons machen Sinn?

    Wenngleich der Marktanteil des Firefox-Browsers seit längerer Zeit schon sinkt, so erfreut er sich immerhin zumindest auf Linux-Plattformen noch großer Beliebtheit. Bei den meisten Distributionen ist Firefox vorinstalliert. Eines der Kernfeatures von Firefox ist die Möglichkeit, Erweiterungen zu installieren. Diese Add-ons können Funktionen nachliefern, die im Browser selbst nicht enthalten oder aber nur schwer zugänglich sind.

    Riesige Auswahl mit Tücken

    Dabei ist die Auswahl prinzipiell riesig: Über 21 000 Erweiterungen werden gelistet. Aber einfach drauf los installieren sollte man nicht unbedingt. Regelmäßig werden von den Verantwortlichen Add-ons aus dem Verkehr gezogen, da diese sich schädlich verhalten. Bislang wurden gut 1100 Erweiterungen blockiert. Mediales Aufsehen erreichte 2016 eine NDR-Recherche zum Titel »Nackt im Netz«. Das Add-on »Web of trust« lieferte Browserhistorie und personenbezogene Daten von Millionen von Internetnutzern, die dann weiterverkauft wurden.

    Auch die Tatsache, dass das Add-on Open Source ist, hat den Nutzern nicht geholfen und stellt kein Qualitätssiegel für Erweiterungen dar. Daher muss man genau prüfen, welche Berechtigungen ein Add-on erhalten soll und zumindest einen Blick auf die Datenschutzrichtlinien werfen. Darüber hinaus kann man bei der Installation auch festlegen, ob die Add-ons im privaten Modus ebenfalls aktiv sein sollen.

    Pflichtausstattung Werbeblocker?

    Die Datenschutzrichtlinien sehen beim ersten Kandidaten auch gleich sehr gut aus: uBlock Origin stellt kurz und prägnant dar, dass keine Daten gesammelt werden, wenngleich das Add-on ziemlich mächtige Berechtigungen braucht. So kann nicht nur Werbung blockiert werden, sondern auch Internetseiten mit Schadsoftware und nervige Cookiebanner. Allerdings funktioniert nicht alles (insbesondere Letzteres) ohne weitere Konfiguration. Das Wiki, aber auch deutschsprachige Guides können hier den Weg zeigen. Aber auch bereits direkt nach der Installation funktioniert es so gut, dass es praktisch zur Standardausstattung eines Webbrowsers gehören sollte.

    Die Ladezeiten sind deutlich geringer, auch die Hardware benötigt weniger Ressourcen. Der Nutzer auch wissen, wo der Knopf zum Abschalten ist: Denn manche Webseiten funktionieren nicht mit dem Blocker, andere Internetseiten sind durchaus auf Werbung angewiesen und legen dennoch Wert auf Datenschutz. Das sollte der Nutzer bei der Konfiguration eventuell auch berücksichtigen. Ebenso wie die Tatsache, dass er mit der Installation eines Blockers auch noch nicht allzu viel für seine Privatsphäre getan hat – einer der nächsten Schritte könnte die Installation vom Schwesterprogramm uMatrix werden. Dieses Add-on kann noch viel mehr, richtet sich aber an fortgeschrittene Nutzer und solche, die es werden möchten.

    Schneller & einfacher mit den passenden Add-ons

    Wer nicht nur die Ladezeiten, sondern auch (Bewegt-)Bild und Ton beschleunigen möchte, kann zum Video Speed Controller greifen. So lassen sich Geschwindigkeit von HTML5-Mediendateien genau einstellen, auch per Tastendruck. Das Add-on ist angenehm, weil es Funktionen herausholt, die seit HTML5 eigentlich Standard sind, allerdings längst nicht jeder Medienplayer bietet.

    Auch die Erweiterung Buster hat sich zum Ziel gesetzt, das Internet bedienungsfreundlicher zu gestalten. Es sollen die nervigen reCAPTCHAs gelöst werden. Das funktioniert allerdings eben nur mit Captchas aus dem Hause Google. Da kann per Klick Buster automatisch die Audioalternative zu den Bildchen lösen.

    Noch häufiger als Captchas begegnen einem die Passwörter. Es ist hinlänglich bekannt, dass man für jeden Dienst ein unterschiedliches, möglichst zufälliges und langes Passwort nutzen sollte. Nur im Kopf kann man sich das nicht merken, weswegen man noch einen Passwort-Manager hinzuziehen sollte. Ein beliebter Vertreter in der Linuxwelt ist hier KeePassXC, was inklusive seines Add-ons auch schon auf LinuxNews vorgestellt wurde. Das Add-on stellt eine sichere Verbindung zum Programm her und kann über diese dann Passwörter einfügen. Zwar kommt Firefox auch mit einem eigenen Passwort-Manager, dieser speichert allerdings standardmäßig die Passwörter im Klartext.

    Webseiten archivieren

    Weiterhin der Kategorie »nützlich« zuzuordnen sind Add-ons zur Archivierung von Webseiten. Denn schnell wandeln diese sich. Ein Artikel, der eben noch lesenswert klingt, ist keine Stunde später oft hinter einer Paywall verschwunden. Auch hier bringt prinzipiell Firefox selbst Optionen mit. Seiten können mittels Strg + S gespeichert werden. Allerdings ist diese Variante unbefriedigend: Entweder es entsteht ein ganzer Ordner oder der Download ist unvollständig. Strg + Umschalt + S bietet noch die Option, die ganze Webseite wie einen Screenshot aufzunehmen. Allerdings ist natürlich auch ein Screenshot keine sinnvolle Archivierung.

    Abhilfe kann hier das Add-on »SingleFile« schaffen. Dieses erstellt inklusive CSS und Bildern eine Speicherung der Webseite in einer einzigen HTML-Datei. Und damit nicht genug: Es können sogar noch Textmarkierungen und Notizen hinzugefügt werden, die dann ebenfalls abgespeichert werden.

    Eine Alternative dazu sind die Webclipper der Notizprogramme. Neben den Platzhirschen Evernote und Onenote gibt es auch hier eine Open-Source-Variante, die mehr Datenschutz verspricht: Joplin. Diese drei Dienste haben gemeinsam, dass die Notizen dann gleich in den entsprechenden Notizbüchern landen und auch mit der Cloud synchronisiert werden (oder im Falle von Joplin: können). Dafür sind allerdings keine Anmerkungen möglich.

    Was braucht man noch mehr?

    Prinzipiell ist die Auswahl an Add-ons unbegrenzt. In den Charts finden sich vor allem welche, die zum Download von Videos oder für Screenshots sind. Da stellt sich aber durchaus die Frage, inwieweit man das als Add-on braucht. So bringt zum einen Firefox selbst ein gutes Screenshot-Tool mit, zum anderen können, gerade was den Bereich Video anbelangt, auch externe Programme wie youtube-dl die Aufgabe erledigen. Denn, wie die Geschichte eingangs gezeigt hat: Add-ons können auch ein Sicherheitsrisiko darstellen.

    Aber wie wäre es vielleicht doch noch ein kleines »Laser Cat«-Add-on?

  • Min – der minimale Browser

    LinuxNews im Min Browser | Screenshot: ft

    Min ist ein Open-Source-Browser, der dem Minimalismus frönt und dabei seinem Namen alle Ehre macht. Gerade ist Version 1.16 erschienen. Ich hatte Min in seinen Anfangstagen vor drei Jahren getestet und das Konzept gut gefunden. Die Umsetzung war damals allerdings noch in den Kinderschuhen. Ich hatte damals eine kurze News und einen umfassenden Artikel geschrieben. Zudem hatte ich die deutsche Lokalisierung des Browsers übernommen.

    Min nutzt als technische Basis das von GitHub entwickelte Electron-Framework in Version 9 und basiert somit im Endeffekt auf Chromium 83. Min ist komplett in JavaScript und CSS geschrieben. Nicht jedermanns Sache.

    Kernsoftware Browser

    In den letzten Jahren hat sich für viele von uns die Arbeit am Rechner, egal ob beruflich oder privat, stark in den Browser verlagert. Bei mir ist das in hohem Maße so. Da definiert der Workflow schnell bestimmte Ansprüche an den Browser, die der eine erfüllt und der andere nicht.

    Min als Zweit-Browser

    Ich würde Min nicht als alleinigen Browser empfehlen, sondern als Ergänzung für bestimmte Aufgaben. Min eignet sich gut zum schnellen und ablenkungsfreien Arbeiten. Als Standard-Suchmaschine ist DuckDuckGo voreingestellt, es werden aber auch die anderen großen Suchmaschinen wie etwa Google, Bing, Yahoo, Baidu, Wikipedia und Yandex unterstützt. Suchanfragen werden direkt in die Adressleiste eingegeben.

    Für Linux, macOS und Windows

    Zum Installieren stehen auf GitHub Pakete als DEB und RPM zur Verfügung sowie Installer für macOS und Windows. Wer ein Debian-System zur Verfügung hat, kann den Browser ohne Installation nutzen und auch auf andere Systeme übertragen. Dazu dient der folgende Ablauf:

    Danach liegt im Pfad min-test/usr/bin die ausführbare Datei. Nach dem ersten Start präsentiert das Browser-Fenster abgesehen von der Menüleiste ziemlich viel weiße Fläche. Wer sich davon nicht abschrecken lässt, dem bietet der kleine Open-Source-Browser einige nützliche Eigenschaften.

    Spartanische Ausstattung

    Die Menüleiste verbirgt links hinter den drei Punkten ein Menü, dass neben dem Tab-Handling die Menüpunkte Datei, Ändern, Ansicht, Entwickler und Hilfe bietet, die ähnliche Untermenüpunkte aufweisen wie die großen Browser. Interessant finde ich den Menüpunkt Neue Aufgabe, der auch über das Kürzel Strg + N oder das Hamburger Menü rechts in der Leiste zu erreichen ist.

    Dahinter verbirgt sich eine Tab-Gruppierung nach Aufgaben. Alle Tabs, die zu einem Thema oder einer anstehenden Aufgabe gehören, lassen sich damit sortieren. Tabs können auch von einer in die andere Aufgabe gezogen werden. Das entspricht sehr meinem Arbeitsstil.

    Auch private Tabs werden unterstützt. Um einen privaten Tab zu erstellen, wird im Anwendungsmenü Datei – Neue private Registerkarte gewählt. In privaten Tabs wird der Verlauf nicht gespeichert, und jeder private Tab erstellt eine neue Sitzung, getrennt von weiteren regulären oder privaten Tabs.

    Kombinierte Tab-/Adressleiste

    Bei meiner ersten Besprechung von Min gab es noch keine Bedienelemente, um vor oder zurückzuspringen. Mittlerweile wurde Min ein Zurück-Button spendiert, der sich rechts neben dem Drei-Punkte-Menü befindet. Darauf folgt die kombinierte Tab-/Adressleiste. Rechts davon öffnet das Pluszeichen einen neuen Tab. Das Hamburger-Menü führt in die Ansicht der Aufgaben. Die Schalter für Minieren, Verkleinern und Schließen sitzen ganz rechts. Das war es dann auch schon.

    Lesemodus und Leseansicht

    Beim ersten Start wird eine Tour angeboten, die die Handhabung des Browsers erläutert. Diese lässt sich auch später unter dem Menüpunkt Hilfe wieder hervorholen. Die Tour klärt unter anderem über die Suche, Lesezeichen und Tasks, die bereits erwähnten Aufgaben auf. Eine Leseliste bietet den von Firefox bekannten Lesemodus, der die Seite vereinfacht darstellt. Bei geeigneten Seiten erscheint im entsprechenden Tab ein entsprechendes Icon. Bei Min werden Seiten, die im Lesemodus aufgerufen wurden, zusätzlich in dieser Form für 30 Tage auch zum Offline-Lesen gespeichert und sind im Menü unter Leseansicht verfügbar, auch wenn der Tab bereits geschlossen ist.

    Unscharfe Suche

    Min speichert alle geöffneten Seiten als Lesezeichen im Verlauf ab. Das erlaubt, per URL oder auch nach dem Inhalt der Webseite zu suchen, wobei eine Fuzzy Search zum Einsatz. Es kann also beispielsweise statt nach spiegel.de auch verkürzt nach spon gesucht werden.

    Werbung und Tracker blockiert

    Die eher spartanischen Einstellungen finden sich im Menü unter Ändern. Zuoberst steht die standardmäßig aktive Blockade von Inhalten, sprich Werbung und Tracker. Hier wird auch angezeigt wie viel bereits geblockt wurde. Ein Dunkelmodus lässt sich ständig oder nur in der Nacht festlegen.

    Bei den Additional Features können User-Scripte erlaubt, ein User-Agent bestimmt und eine separate Fensterleiste am Kopf der Anwendung gezeigt werden. Darunter kann die Suchmaschine geändert, ein Proxy eingestellt sowie ein Passwortmanager eingebunden werden, wobei derzeit nur Bitwarden und 1Password zur Auswahl stehen. Rund 25 Tastaturkürzel bilden den Abschluss des Einstellungsdialogs.

    Tabs zu Aufgaben bündeln

    Unter Ansicht im Menü findet sich der Eintrag Focus Mode, der das Öffnen neuer Tabs und den Wechsel der aktiven Aufgabe verhindert und somit die Konzentration auf die anstehende Aufgabe steigern soll. Was man bei Min nicht findet, sind Erweiterungen. Es steht dazu gar keine Schnittstelle zur Verfügung und es würde auch das Konzept des minimalen Browsers konterkarieren.

    Min eignet sich besonders zum schnellen Browsen, wenn die Tastatur zum Einsatz kommt. Dazu sind bereits viele Tastaturkürzel zur Navigation und für Browser-Aktionen vorbelegt. Der Browser setzt sich zum Ziel, Anwendern das produktive Arbeiten so stress- und ablenkungsfrei wie möglich zu gestalten. Dabei setzt er stark auf Reduktion, um den Fokus auf die eigentliche Arbeit zu lenken.

  • Die besten E-Mail-Programme für Linux

    E-Mail-Programme für Linux
    E-Mail-Programme für Linux

    Ob sich die E-Mail heutzutage wieder durchsetzen würde? Schließlich ist sie ein System, welches nicht nur von lauter unterschiedlichen Anbietern angeboten werden kann. Und trotzdem sind sie untereinander kompatibel. Darüber hinaus können auch unterschiedliche Protokolle und unterschiedliche Programme verwendet werden.

    Starke Konkurrenz

    Die E-Mail trotzt der Konkurrenz durch soziale Medien und Messenger großer Konzerne, Problemen wie Spam und Sicherheit und nicht zuletzt einem Namen, der es trotz der Kürze auf die »Liste der rechtschreiblich schwierigen Wörter« geschafft hat. Beruflich wie privat wird nahezu jeder alltäglich mit E-Mails konfrontiert. Meist auch mit mehr als nur einem E-Mail-Konto, sodass es schön wäre, mit einem Programm den Überblick zu behalten.

    Während häufig auf dem Smartphone vorinstallierte Applikationen wie Gmail oder Apple Mail genutzt werden und in der Berufswelt der Arbeitgeber meist ein Programm wie Microsoft Outlook vorgibt, hat man in der Open-Source-Welt die Qual der Wahl. Deswegen soll hier ein vergleichender Überblick vorgenommen werden.

    Goldstandard Thunderbird

    Bei den meisten Linux-Distributionen ist das Programm Thunderbird vorinstalliert. Aber auch darüber hinaus erfreut sich das Open-Source-Programm großer Beliebtheit in Deutschland, immerhin 5 der 30 Millionen aktiven Installationen weltweit sollen hier sein. Entwickler von Thunderbird ist die Mozilla Foundation, die auch den Firefox entwickelt. Das war in der Vergangenheit allerdings nicht immer zum Wohle des Donnervogels. Seit 2012 standen Stabilitäts- und Sicherheitsaktualisierungen im Vordergrund. Man war der Ansicht, dass die Software fertig sei und legte seinen Fokus auf andere Projekte.

    Tatsächlich dauerten Diskussionen und Stillstand bis zu Beginn dieses Jahres an. Nun ist Thunderbird in ein eigenes Unternehmen ausgegliedert. Die Entwicklung nimmt wieder Formen an. Seit Juli 2020 ist die Version 78 veröffentlicht. Die Änderungen sind so massiv, dass die automatische Aktualisierung noch auf sich warten lässt und auch in den Paketquellen meist noch eine ältere Version liegt. Dennoch wurde für den Test die Version 78 genutzt:

    Das Hinzufügen der Mailkonten funktioniert besonders einfach. Für alle vier getesteten Anbieter muss man lediglich seinen Namen, seine E-Mail-Adresse und sein Kennwort eingeben. Die Server-Einstellungen findet der Donnervogel in der eigenen Mozilla ISP-Datenbank. Erfreulich ist, dass auch die Konfiguration der Gmail-Adresse funktioniert, obwohl diese mit einem Yubikey als zweitem Faktor gesichert ist.

    Allerdings kann das frische Design auch nicht alle Altlasten verbergen: So wird als Speicherformat noch immer mbox verwendet, womit lokal alle E-Mails in einer großen Datei gespeichert werden. Das bessere Maildir ist zwar schon enthalten, allerdings noch nicht voreingestellt, da es wohl noch Fehler verursacht. Das ist technisch nicht zeitgemäß.

    Die Filterung und Suche von E-Mails funktioniert weiterhin gut. Mit der neuen Version lassen sich auch out-of-the-box OpenPGP-Keys für die Verschlüsselung von Nachrichten hinterlegen. Bislang hat nur die Verschlüsselung mit S/MIME direkt funktioniert. Der jetzige Schritt ist eigentlich überfällig, andererseits hat sich bislang noch gar keine Verschlüsselung flächendeckend durchgesetzt.

    Auch Kalender lassen sich hinzufügen. Per Standard werden das ICS- und das CalDAV-Format unterstützt. Allerdings umfasst das nicht den bidirektionalen Zugriff auf den Kalender des eigenen Google-Kontos. Wer diesen nutzen will, muss mit dem Add-On »Provider for Google Calendar« arbeiten.

    Auch über ein Adressbuch verfügt Thunderbird, allerdings ist es schade, dass die Synchronisation hier mittels eines Add-ons wie »CardBook« erst noch nachgerüstet werden muss.

    Weitere interessante Features von Thunderbird sind etwa das Importieren und Abrufen von RSS-Feeds oder die Nutzung von Filelinks. Dann bietet Thunderbird an, wenn man große Dateien hochladen möchte, diese auf einem der eingerichteten Cloud-Speicher wie WeTransfer hochzuladen und stattdessen den Link zu schicken. Darüber hinaus gibt es eine große Anzahl an Add-ons, mit denen man Funktionen nachrüsten kann.

    Es ist schön zu sehen, dass der Thunderbird wieder Fortschritte macht. Er bleibt für langjährige Nutzer gut und einfach zu benutzen, ist gut durchdacht und wird jetzt Schritt für Schritt um Funktionen erweitert.

    Kommerziell nur Flops

    Eigentlicher Hauptkonkurrent von Thunderbird ist Microsoft Outlook. Allerdings bietet Microsoft sein Office-Paket, zu dem auch das Mailprogramm Outlook zählt, nicht für Linux an. Auch die Nutzung mit Software wie WINE scheint nicht richtig zu funktionieren. Vom Funktionsumfang wird Thunderbird allerdings als gleichwertig beschrieben und mittels Add-ons soll auch Zugriff für die proprietäre Exchange-Schnittstelle möglich sein.

    Ebenfalls mit dem Ziel, die Anbindung an einen Exchange-Server zu gewährleisten, ist die Software Hiri gestartet. Da kann man tatsächlich auch noch Lizenzen auf der Internetseite für kaufen, zu empfehlen ist das allerdings nicht: Das Projekt scheint tot zu sein.

    Ein anderer kommerzieller Anbieter bietet seine Software Mailspring auch für Linux auf. Allerdings ist auch hier keine Unterstützung für Microsoft Exchange gegeben. Dafür ist die Software Open Source und prinzipiell auch kostenlos nutzbar. Allerdings soll der Anwender zur Zahlung von monatlich 8 $ für die Pro-Version bewegt werden. Dann stehen prinzipiell interessante Features wie zeitversetztes Senden, das Erinnern an noch zu bearbeitende Mails oder jene, auf die nie eine Antwort kam zur Verfügung. Außerdem werden Kontaktprofile mit Internet-Ressourcen erstellt und es kann getrackt werden, ob die Mail geöffnet oder gar Links angeklickt wurden. Das wiederum klingt zumindest aus Sicht des Datenschutzes höchst bedenklich.

    Mailspring möchte mit einem modernen Design aufwarten und bietet auch unterschiedliche Themes an. Ordner unterschiedlicher Mailkonten werden zusammengefasst (beispielsweise alle Posteingänge und Gesendet-Ordner). Das kann man mögen und ist gewissermaßen ein Alleinstellungsmerkmal. Allerdings sind beim Test auch einige Schwachstellen deutlich geworden:

    Die als gut beworbene Suchfunktion ist nicht gut. Mails, die unter Thunderbird gefunden werden, findet Mailspring nicht. Auch ist es überraschend, dass man zur Nutzung des Programms eine Mailspring-ID inklusive Abnicken von Nutzungs- und Datenschutzbedingungen erstellen muss.

    Bei manchen E-Mail-Anbietern muss man die Serverkonfiguration manuell ändern, um das Konto hinzuzufügen. Auch das ist nicht wirklich zeitgemäß, wenn die Servereinstellungen Datenbanken wie der von Mozilla schon lange bekannt sind.

    Der Kalender funktioniert (noch) nicht richtig, er bietet nur eine Vorschau. Nach den Verschlüsselungseinstellungen sucht man vergeblich. Von daher kann man die Eigenaussage, dass Mailspring die beste kostenlose E-Mail-App wäre, dann doch sehr bezweifeln.

    GNOME-Projekte

    Zu den GNOME-Projekten gehören gleich zwei E-Mail-Programme. Evolution und Geary. Beide fügen sich naturgemäß bestens in die eigene Desktopumgebung ein. Das hat zur Folge, dass man E-Mail-Konten nicht in den Programmen selbst hinzufügt, sondern in den GNOME-Einstellungen unter »Online-Konten«. Das funktioniert auch einigermaßen gut, umfasst aber doch etwas mehr Schritte als die Konfiguration im Thunderbird.

    Evolution wartet mit einem zeitgemäßen Design und Maildir als Speicherformat aktuell auf. Auch Verschlüsselung funktioniert out-of-the-box, allerdings sind auch hier wieder mehr Klicks nötig: »Bearbeiten→Einstellungen«, dann den Account auswählen, wieder »Bearbeiten→Sicherheit« ist der doch ganz schön lange Weg. Unabhängig davon, ob man ihn für geschickt gewählt hält, beweist er immerhin, dass Evolution eine Menge an Einstellungsoptionen besitzt. Das vermisst man oft bei GNOME-Programmen.

    Auch Kalender werden unterstützt, inklusive dem von Google. Allerdings nicht unbedingt, wenn man die Zwei-Faktor-Authentifizierung nutzen möchte. Ansonsten verfügt auch Evolution über eine Adressbuchfunktion, per Standard auch über Web-Synchronisation und eine Aufgabenliste.

    Irritierend ist die Suchfunktion von Evolution. Bei weitem nicht alle archivierten E-Mails werden gefunden. Dennoch kann man Evolution absolut ebenbürtig zu Thunderbird sehen, in manchen Punkten musste und muss dieser sogar aufholen.

    Geary kommt deutlich minimalistischer daher und erinnert mit dem Funktionsumfang eher an eine App. Mehr als E-Mails kann Geary nicht, wie man es aus mobilen Anwendungen kennt, wird nach Konversationen gruppiert. Die Suche funktioniert gut, eine Verschlüsselung scheint allerdings noch nicht implementiert zu sein.

    Wer das ebenso wenig wie ein vollständiges Adressbuch oder einen Kalender braucht respektive die entsprechenden anderen Programme dafür nutzt und vom mobilen Design angetan ist, der kann mit Geary glücklich werden.

    KDE-Projekte

    Auch KDE bietet zwei E-Mail-Programme an. Das umfangreichere Kmail und Trojita. Beide fühlen sich in der KDE-Welt wohl. Trotzdem überrascht es, dass Kmail unter Fedora 32 GNOME schlicht nicht nutzbar ist. Natürlich ist GNOME nicht das heimische Biotop für die Anwendung. Allerdings wäre es trotzdem schön, wenn die Anwendung funktionieren würde. Das soll mir unter Fedora 32 mit GNOME allerdings nicht gelingen.

    Mehrmals stürzt Kmail ab, ohne dass ich auch nur ein E-Mail-Konto konfigurieren konnte. Immerhin: Vor Jahren unter einer KDE-Distribution funktionierte Kmail auf jeden Fall. Der Funktionsumfang ist ebenfalls inklusive einer Vielzahl an Einstellungsmöglichkeiten wohl vollständig.

    Trojita lässt sich immerhin öffnen, allerdings müssen tatsächlich alle Servereinstellungen per Hand vorgenommen werden. Das ist genauso wenig zeitgemäß wie die Tatsache, dass sich dann auch nur dieses eine Konto benutzen ließe. Beim Blick auf das letzte Release-Datum, 2016, scheint sich das dann auch aufzuklären: Aktiv scheint das Programm nicht mehr weiterentwickelt zu werden. Trotzdem findet es sich in vielen Paketquellen wieder, ohne wirklich nutzbar zu sein.

    Exoten

    Auch Seamonkey ist aus der Mozilla-Welt hervorgegangen. Allerdings ist es ein Programmpaket, welches neben einem Webbrowser auch ein E-Mail-Programm enthält. Leider muss man auch hier wieder die Servereinstellungen per Hand nachschlagen und eingeben. Viele Funktionen sind aus Thunderbird und Firefox bekannt, allerdings sind diese beiden Projekte dann doch deutlich aktueller als der Seamonkey.

    Claws Mail ist die Weiterentwicklung von Sylpheed. Es ist ein leichtgewichtiges und unabhängiges Mail-Programm. Allerdings muss auch hier wieder die Einrichtung der Servereinstellungen per Hand geschehen. Bei einem Google-Konto muss die Nutzung von OAUTH2 deaktiviert werden. Für die Verschlüsselung von Nachrichten muss mit Plug-Ins nachgearbeitet werden. Einen Kalender gibt es nach der Installation nicht, lässt sich aber per Plugin nachrüsten. Das Programm ist sehr schnell und man kann sich durchaus vorstellen, dass es seine eigene Fan-Gemeinde besitzt.

    Natürlich gibt es auch die Möglichkeit, über das Terminal E-Mails zu senden und empfangen. Ein Programm dafür trägt den Namen »mutt«. Tatsächlich wird es auch noch weiterentwickelt und bietet auch eine Vielzahl an Features (inklusive Verschlüsselung), wenn man sich denn auf die Kommandozeile einlassen möchte für das Senden von E-Mails.

    Fazit

    Der Erfinder von mutt untertitelt die Webseite seines Programms mit »’All mail clients suck. This one just sucks less.‘ -me, circa 1995«. Das ist natürlich ein willkommener Satz für ein Fazit, allerdings muss man sich diesem nicht anschließen. Schließlich machen E-Mail-Programme das Leben auch einfacher und produktiver. Die Auswahl ist groß genug, dass man sich seinen eigenen aussuchen kann. Zumindest Thunderbird, Evolution und Kmail bieten auch einen großen Funktionsumfang. Allerdings ist es gut, dass Thunderbird aus seinem Dornröschenschlaf aufgewacht ist. Denn mithalten kann es im Prinzip nur durch die neue Version 78 und Verbesserungsbedarf besteht weiterhin.

    Schade ist allerdings, dass keines der E-Mail-Programme auch eine Version für die mobilen Endgeräte liefert.

  • iNet Wireless Daemon für WLAN unter Linux

    Foto: Bernard Hermant on Unsplash

    Ein Artikel im Blog der LUG Wilhelmshaven (LUG-WHV) erinnerte mich wieder an den iNet Wireless Daemon (iwd), den Intel als Alternative zum WPA-Supplicant entwickelt. Ich hatte die Anwendung vor rund drei Jahren getestet und befand sie damals noch nicht bereit für den produktiven Einsatz.

    Stand der Dinge

    Deshalb schaute ich jetzt nochmals auf den Stand der Dinge bei iwd. Doch zunächst sei kurz der WPA-Supplicant vorgestellt, den iwd ablösen soll, denn Linux-Einsteiger der letzten zehn Jahre kennen die Anwendung nicht unbedingt, auch wenn diese weiterhin in den gängigen Distributionen Dienst tut.

    In den Anfangstagen der drahtlosen Verbindungen spielte WPA-Supplicant eine wichtige Rolle beim im WPA-Standard festgeschriebenen regelmäßigen Schlüsselaustausch, um die damals noch genutzten unsicheren WEP-Schlüssel durch Rotation sicherer zu machen.

    Schmerzliche Erinnerungen

    Wer in diesen Zeiten WLAN genutzt hat, hat den WPA-Supplicant vermutlich in schlechter Erinnerung, da er viele Probleme hatte, die meist händisch in der Konfiguration angepasst werden mussten. Schon lange jedoch ist er so unauffällig, dass viele Anwender, die ihre Netzwerk-Schnittstellen per Network-Manager, Connman, systemd-networkd oder ähnlichen Anwendungen verwalten, vermutlich nichts von seiner Existenz wissen.

    Der WPA-Supplicant ist im Grunde genommen ein Dinosaurier, der heute aus mehreren Gründen nicht mehr zeitgemäß ist. Er ist komplexer als heute notwendig, was in unbenötigten Abhängigkeiten resultiert. Der Code ist von leichter Lesbarkeit weit entfernt und behindert so die Entwicklung. Trotzdem findet er sich als wpasupplicant oder wpa_supplicant in den meisten Distributionen wieder.

    Intel beginnt Neuentwicklung

    So beschloss Intel eine Neuentwicklung für Linux, die auf den bereits erwähnten Namen iNet Wireless Daemon (iwd) hört und nach vier Jahren Entwicklung für die produktive Nutzung bereit zu sein scheint. Die stabile Version 1.0 wurde im Oktober 2019 freigegeben. Bereits seit NetworkManager 1.12.0 kann iwd damit verwendet werden.

    Iwd besteht aus dem Daemon iwd, dem Client iwctl und dem Monitoring-Tool iwmon. Daemon und Client wurden in unter 50.000 Zeilen realisiert. WPA-Supplicant kommt auf fast 500.000 LOC (lines of code).

    Kernel-Funktionen nutzen

    Iwd nutzt, wo immer möglich Kernel-Funktionen, wie etwa bei der Verschlüsselung. Weitere Vorteile sind vereinfachtes Netzwerkmanagement und schnelles Roaming ohne unnötige Scan-Vorgänge sowie Unterstützung von mehreren Konten pro Nutzer. Für Unternehmen bietet es beispielsweise Support für EAP und TPM. Unterstützung für WPS und Access Points ist eingebaut.

    Auf Seite 2 folgt ein Test per CLI und mit NetworkManager.

  • Mitbegründer Meeks sieht Entwicklungsmodell von LibreOffice in Gefahr

    Gefahr für LibreOffice

    Der GNOME-Entwickler Michael Meeks war im September vor 10 Jahren einer der Initiatoren des Forks von OpenOffice zu LibreOffice und Mitbegründer der Stiftung The Document Foundation (TDF), unter deren Dach LibreOffice entwickelt wird.

    Meeks trägt viele Hüte

    Meeks, der für Ximian, Novell und SUSE gearbeitet hat und heute bei LibreOffice-Dienstleister Collabora angestellt ist, sieht das Entwicklungsmodell von LibreOffice (LO) in Gefahr, wie er auf der Mailingliste der Document Foundation ausführte.

    Anlass war die aufgebrachte Reaktion der Community auf den Marketingplan der TDF für die nächsten fünf Jahre. Die Befürchtungen gingen in die Richtung, dass zwei Ausgaben von LO geplant seien, wovon eine gegen Bezahlung Funktionen erhält, die der »Personal Edition« vorenthalten werden.

    Zunächst ausgesetzt

    Die Entwickler konnten trotzt ihrer Beteuerungen, es werde keine Lizenzänderung geben und LO werde immer frei sein, die Situation nicht entschärfen und stellten das Inkrafttreten des Marketingplans mit der Veröffentlichung von LibreOffice 7.0 in wenigen Wochen zunächst einmal zurück.

    Das Ökosystem LO

    Meeks betont, seine Anmerkungen seien aus persönlicher und der Sicht seiner Position bei Collabora und nicht der bei der TDF zu verstehen, wo er im Vorstand sitzt. Er beschreibt die Frustration der Beitragenden des »Ökosystems LO«, wie es die TDF nennt. Dazu gehören Firmen wie Collabora, CIB, Red Hat, 1&1, die Stadt München mit LiMux, NISZ und einige andere.

    LO-Code überwiegend bezahlt

    Laut Meeks steuern diese Unternehmen rund 70 Prozent des Codes zu LO bei, während der Rest von Distributionen und einzelnen Entwicklern stammt. Allein Collabora stellt dabei 25 Entwickler für LibreOffice Online und weitere Produkte und Dienstleistungen ab, insgesamt arbeiten rund 40 Entwickler bezahlt an LO.

    Bereits seit Längerem herrscht in diesem Umfeld Unzufriedenheit mit dem Marketing der TDF, die sich zu sehr in den Vordergrund spiele, wenn es darum geht, wer LO entwickle und damit verhindere, dass die beteiligten Unternehmen adäquate Umsätze mit LO generieren können, um ihr Engagement aufrechtzuerhalten.

    Ungünstige Außendarstellung

    Die beiden öffentlich bekannten Marken LibreOffice und The Document Foundation spiegeln, wie Meeks bereits in einem älteren Positionspapier darlegte, nicht die Community und das »Ökosystem LO« wider, das einen Großteil der Arbeit leiste.

    Durch dieses Missverhältnis in der Außendarstellung komme es häufig vor, dass Unternehmen und Organisationen LibreOffice ohne langfristige Unterstützung ausrollen, wie etwa eine große europäische Regierungsabteilung mit 15.000 Installationen, zwar mit großem Enthusiasmus für freie Software aber ohne jeglichen konzeptionellen Rahmen.

    Schaden für LO und freie Software

    Das schade im Endeffekt der Marke LO und freier Software insgesamt. Es sei schwer, Unternehmen klarzumachen, dass LibreOffice in der Form, wie TDF es ausliefert, so nicht für diesen Einsatz geeignet sei, da es keinerlei Unterstützung beinhalte.

    Innerhalb der TDF scheint es unterschiedliche Ansichten zu geben, was das laut Meeks destruktive Marketing angeht. Mit der Einblendung von »Personal Edition« sollte laut Meeks einerseits klargemacht werden, dass es auch kommerzielle Unterstützung gebe und ein Denkprozess angeregt werden, ob die kostenlose Version immer und in jeder Konstellation die richtige sei.

    Keine proprietären Komponenten

    Dabei lehnt es Meeks ab, proprietäre Anteile in einer Enterprise-Version zu verkaufen. Es gehe vielmehr darum, dass die Unternehmen, die wesentlich in LO investieren, dies auch weiterhin tun können und für LO eine nachhaltige Entwicklung gewährleistet werden kann. Dazu müsse sich die Außendarstellung ändern.

    Das Problem werde noch verschärft durch Firmen, die preisgünstig Unterstützung für LO verkaufen, diesen Support aber kaum leisten können und bei Problemen Tickets bei LO einstellen und darauf vertrauen, sie würden kostenlos beseitigt.

    Der Marketingplan wird nun zunächst weiter diskutiert und sollte der Community besser vermittelt werden, bevor er mit einer kommenden Version von LO in Kraft tritt.

  • Speicherfressende Ungeheuer oder zahme Kätzchen? Desktop-Umgebungen unter Linux

    Desktop-Umgebungen
    Lizenz: LGPL

    Gastbeitrag von Lennart Diener


    Einer der größten Unterschiede zwischen Betriebssystemen wie Windows oder macOS einerseits sowie solchen mit Linux andererseits, liegt auch in der freien Wahl der Desktop-Umgebung. Diese stellt die Schnittstelle zwischen Mensch und Maschine dar.

    Wer die Wahl hat, hat die Qual

    Sie können vom Fenstermanager bis zum Dateimanager alles mitbringen – oder aber man verzichtet ganz auf die Umgebung. Auch hier gilt: Wer die Wahl hat, hat die Qual. Über zehn verschiedene Umgebungen stehen für die meisten Linuxdistributionen zur Verfügung. Und nicht nur Unerfahrenen fällt die Wahl schwer.

    Nutzungsstatistiken


    Es ist nicht einfach, entsprechende Nutzungsstatistiken zu finden. Die meisten Distributionen sammeln über die Verwendung keine Zahlen. So kann man sich nur an Umfragen bedienen. Monatlich aktualisiert werden die Zahlen der Plattform GamingOnLinux mit knapp 10.000 registrierten Nutzern. Gut 2.000 von ihnen geben die verwendete Distribution an. Da ergibt sich folgendes Bild:

    Methodik – Wie wird gemessen?

    Obwohl man diese Zahlen nun nicht als allzu repräsentativ werten sollte, ergibt sich doch ein klarer Trend: Die großen Desktop-Umgebungen Plasma und GNOME spazieren vorweg, gefolgt von XFCE, Cinnamon und MATE.
    Insbesondere die großen Desktop-Umgebungen stehen allerdings in der Kritik, viel Ressourcen für sich zu beanspruchen. Das soll im Folgenden etwas genauer unter die Lupe genommen werden.

    Die Methodik ist denkbar einfach. Einer virtuellen Maschine werden 8 GB RAM zugewiesen und mithilfe des Net-Installers von Debian 10 alle verfügbaren Desktop-Umgebungen installiert. Jede wird gestartet und der Speicherverbrauch nach 30 Sekunden im Taskmanager (Lxtasks) gemessen. Ebenso wird die Startzeit – vom Login bis sich die GUI aufgebaut hat – gemessen. Jede Umgebung wird dreimal gemessen, ein Ergebnis gestrichen und aus den Verbleibenden gegebenenfalls gemittelt. Für jeden Test erfolgt ein Neustart der virtuellen Maschine.

    Ergebnisse

    Startzeiten von 2 – 10 Sekunden

    Analyse – groß sind dieUnterschiede nicht

    Die Rechenleistung im Ruhezustand kann man wohl getrost als zu vernachlässigen bezeichnen. Einen spür- und messbaren Effekt hat man allerdings schon bei den Startzeiten für die Desktop-Umgebungen. Bemerkbar machen sich insbesondere die Ladezeiten über 5s wie bei GNOME, aber vor allem auch Cinnamon und Spitzenreiter KDE Plasma. Nicht umsonst scheint die Ladeanimation mitgeliefert zu werden.
    30 Sekunden nach Start liegt der beanspruchte Arbeitsspeicher bei allen Desktop-Umgebungen bei unter einem Gigabyte.


    Auch haben jene Desktop-Umgebungen, die den Ruf haben, leichtgewichtig zu sein, diesen auch bestätigen können. Tatsächlich beanspruchen LXDE, MATE, LXQT und XFCE besonders wenig Arbeitsspeicher und sind auch am schnellsten einsatzbereit. Nicht selten beanspruchen die Prozesse der Desktop-Umgebung auch weniger Speicher als andere wie jene von Evolution oder PulseAudio.

    Diskussion

    Ehrlicherweise hätte ich mit größeren Unterschieden gerechnet. Der Faktor zwischen höchstem und niedrigsten Ressourcenverbrauch beträgt nicht einmal 2. Keine der Desktop-Umgebungen lässt sich so recht als „Speicherungeheuer“ bezeichnen.


    Natürlich muss man aber auch die Methodik kritisch hinterfragen. Gemessen wurde ‚Out of the box‘ ohne weitere Konfiguration auf nur einer Distribution mit lediglich einer Hardwareeinstellung. Da kann man natürlich nicht von einer Objektivität, die auch für andere Hardware oder andere Distributionen gilt, ausgehen. Auch wurde im Versuch nicht analysiert, welchen Einfluss die „eigenen“ Prozesse der Desktop-Umgebungen haben, sondern nur die Gesamtressourcen bei gleicher Distribution gemessen.

    Wie valide sind die Ergebnisse?


    Interessant war außerdem, wenn man die Reliabilität betrachtet, dass bei drei Testwiederholungen pro Umgebung häufig ein Ausreißer gestrichen wurde, weil der Ressourcenverbrauch um einen Faktor von bis zu sieben höher lag. Und wie valide ist das Ergebnis? Hier wäre eine tiefergehende Analyse von Resident Set Size und Virtual Memory Size spannend, also dem Speicherverbrauch der Prozesse nur im Arbeitsspeicher einerseits, aber auch darüber hinausgehenden Speicherverbrauch durch Bibliotheken oder Auslagerungsdateien.

    Abschließend stellt sich natürlich auch die Frage, inwieweit der Speicherverbrauch überhaupt ein Auswahlkriterium für die Desktop-Umgebung ist. Für viele dürfte Look-and-Feel, präferierte Funktionen und die Konfigurierbarkeit entscheidender sein. Wie der Test zeigt, auch nicht zu Unrecht: Denn Ressourcen einzusparen gelingt wohl vor allem durch eine gute Konfiguration des Betriebssystems samt Paketauswahl.

    Dank an Lennart Diener für diesen Community-Beitrag!