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  • Helios4 Selbstbau-NAS aufgebaut

    Helios4 aufgebaut
    Bild: Helios4 Bausatz | Quelle: Kobol.io

    Wie vor Monaten bereits angedeutet, hatte ich den NAS-Bausatz Helios4 bereits im Januar erhalten, nur es fehlte die Zeit, das Gerät aufzubauen und in Betrieb zu nehmen. In den letzten Tagen habe das NAS nun zusammengebaut und mit Software versorgt. Dabei kamen neben dem Bausatz zwei Festplatten vom Typ WD Red mit je vier TByte zum Einsatz.

    Open Source verpflichtet

    Das Helios4 ist ein in Singapur von der Firma Kobol entwickeltes NAS, das in Einzelteilen für umgerechnet 235 Euro inklusive Versand und Steuern nach Hause kommt. Die Spezifikation hatte ich bereits in einem früheren Artikel aufgelistet. Soft- und Hardware sind möglichst frei, das Mainboard eine Eigenentwicklung. Die Software wird auf GitHub gepflegt, das PCB-Design, die Zuschnitte für das Gehäuse und alle Zertifizierungen sind im Wiki verfügbar.

    Helios4 aufgebaut
    Die Festplatten sind im Lieferumfang nicht enthalten.

    Helios4 aufgebaut

    Der Aufbau dauerte rund eine Stunde und, folgt man der ausführlichen Anleitung, ergeben sich dabei keinerlei Probleme. Der einzige dort nicht erwähnte Fallstrick ergibt sich bei Verwendung von zwei anstatt vier Festplatten. Da das Gehäuse durch das Anschrauben der Seitenteile an die Festplatten Stabilität erhält, ist es bei nur zwei Platten ratsam, diese an den oberen und unteren Befestigungspunkten anzuschrauben, da dies mehr Stabilität bringt.

    Schnittstellen des Helios4-Mainboards

    Software mit Debian als Unterbau

    Als Software habe ich mich für Armbian und OpenMediaVault (OMV) entschieden, beides basiert auf Debian. Armbian verwendet in der aktuellen Version Kernel 4.14 und als Bootmanager U-Boot 2018, demnächst wird auf 4.19 und U-Boot 2019 umgeschwenkt. Es stehen aber auch angepasste ARM-Versionen von Ubuntu, Arch Linux oder FreeBSD zum Download bereit. Als Alternative wird zudem Syncloud angeboten.

    Überdurchschnittlich gute Dokumentation

    Auch bei der Einrichtung mit Software gab es dank der insgesamt exzellenten und ausführlichen, allerdings nur auf Englisch verfügbaren Dokumentation keine Probleme. Der Aufbau des RAID-Arrays lässt sich per Armbian-Config oder grafisch in OMV anstoßen. Der Prozess dauert einige Stunden, die Konfiguration von OMV sollte erst erfolgen, wenn das RAID steht.

    OMV erweiterbar

    Dank der guten Erweiterbarkeit von OMV mit Plug-ins kann die Zweckbestimmung des Helios4-NAS anschließend in jede gewünschte Richtung gelenkt werden. Von offizieller Seite steht unter anderem Unterstützung für LVM und LDAP bereit.

    Die Zahl der inoffizielen, aber gut gepflegten Erweiterungen ist weitaus größer als die rund 30 offiziellen Plug-ins und bietet unter anderem BitTorrent, Calibre, MySQL, Nginx, Plex, Roundcube, Sickbeard, SABnzdb, VDR, VirtualBox, WebDAV, WordPress und ZFS zur Installation an.

    Verwaltungsoberfläche von OMV im Browser

    Freiheit siegt

    Ich finde das Helios4 mindestens so gut wie mein kommerzielles QNAP TS 251A. Softwareseitig ist es dem QNAP weit überlegen. Die kommerziellen Hersteller QNAp, Synology und andere bieten zwar eine Menge an Software, die aber erfahrungsgemäß nicht immer gut gepflegt ist. Das darunter liegende Linux-Betriebssystem ist zudem proprietär.

    Hinzu kommt, dass die Aktualisierung der Firmware des Öfteren schiefgeht, was zu erheblichen Nacharbeiten führen kann. Hier habe ich in Debian-basierte Software wesentlich mehr Vertrauen.

    Mir gefällt auch die Herangehensweise der Entwickler, die Helios4 2017 per Crowdfunding auf den Weg brachten und konsequent den Open-Source-Gedanken verfolgen. Mittlerweile ist die 3. Charge des Helios4 ausverkauft. Sie enthielt zusätzlich einen kleinen OLED-Screen zur Anzeige des Betriebszustands.

    Verbesserte Version

    Derzeit planen die Entwickler bei Kobol unter anderem eine neue Version des Helios4 unter dem Codenamen Helios64, die viele Verbesserungen und zusätzliche Features gegenüber dem ersten Produkt bieten wird. Wie der Arbeitsname bereits andeutet, wird das Gerät auf einem ARM-64-SoC beruhen, soll Ende des Jahres oder im 1. Quartal 2020 erscheinen und peilt einen ähnlichen Preispunkt wie Helios4 an. Ich werde berichten.

  • Ausblick auf Fedora 31

    Fedora 31
    Logo: Public Domain

    Fedora Workstation 31 wird zwar erst im Oktober erwartet, trotzdem hat Red Hat-Entwickler Christian Schaller kürzlich bereits einen ausführlichen Bericht über die bei Fedora immer üppig zu erwartenden Neuerungen erstellt.

    Christian Schaller ist der Leiter der Desktop-Entwicklung bei Red Hat und hat somit immer ein waches Auge auf die Entwicklungen bei Fedora, die dann zu einem späteren Zeitpunkt in Red Hat Enterprise Linux (RHEL) einfließen.

    Fedora 31 wird spannend

    Ganz oben auf dem Zettel der Entwickler bei Fedora steht immer noch der Abschluss des Übergangs von X zu Wayland. Das Projekt liefert bereits seit Fedora 25 Wayland mit GNOME als Standard aus. Derzeit geht es unter anderem darum, die Abhängigkeit zum herkömmlichen X-Server in GNOME zu beseitigen. Die GNOME-Shell soll ohne XWayland laufen, GNOME 3.34 oder 3.36 sind das Ziel dieser Bestrebungen.

    Nvidia besser mit Wayland?

    Darüber hinaus bietet Nvidias proprietärer Treiber noch keinen hardwareunterstützten 3D-Support für unter XWayland laufende X-Anwendungen. Hier warten die Entwickler darauf, dass man bei Nvidia die letzten Entwicklungen von Fedora begutachtet und hoffentlich in den Nvidia-Treiber einbindet. Insgesamt geht man bei Red Hat davon aus, dass X.org in Kürze in den Erhaltungsmodus wechselt und keine Weiterentwicklung mehr stattfindet.

    PipeWire bereits im Einsatz

    Ein weiteres großes Projekt, an dem Wim Taymans federführend seit einigen Jahren arbeitet ist PipeWire. Dieses Framework soll einmal die Wiedergabe von Audio und Video vereinen und im Bereich Audio Jack und PulseAudio ablösen. Es kommt bereits beim Desktop-Sharing mit Wayland im Hintergrund zum Einsatz. Ein neuer Nutzer des Desktop-Sharing-Portal ist Miracast , dessen Einbindung in GNOME im Fedora COPR Repository vorab gestestet werden kann.

    Flatpak soll in Zukunft RPM ablösen

    Flatpak darf natürlich auch nicht fehlen, denn das alternative Paketsystem ist ein Kind der Fedora-Entwickler. Derzeit wird an der Verbesserung der Infrastruktur gearbeitet, um die Schritte zum Bau von Flatpaks aus RPMs möglichst weit zu automatisieren. Das sind die Vorarbeiten, um Flatpaks in Fedora Workstation auszuliefern so wie das bereits bei Fedora Silverblue geschieht.

    Fedora Toolbox für Entwickler

    In diesem Zusammenhang wird auch das Projekt Fedora Toolbox weiter vorangetrieben. Es soll Entwickler befähigen, auch auf schreibgeschützten Systemen wie Fedora Siverblue die nötigen Tools, Treiber und Anwendungen installieren zu können. Hier steht eine Überarbeitung an um aus dem derzeitigen Shell-Script eine in Go geschriebene Anwendung zu machen, die besser mit Container-Bibliotheken und -Werkzeugen harmoniert.

    GNOME Classic aufgewertet

    Die Anhänger von GNOME 2 wird es freuen zu hören, dass der GNOME Classic genannte Modus der GNOME Shell überarbeitet wird, um noch mehr GNOME-2-Feeling zu vermitteln. Fortschritte gibt es auch in Sachen Fingerabdruck zu vermelden. Bald gibt es neue Treiber für Synaptics Fingerprint-Reader, weitere Hersteller sollen animiert werden, ihre Treiber für Linux zu verbessern.

    OpenH264 Codecs 2.0

    Die Unterstützung für Media Codecs verbessert sich, da Cisco die zweite Version seines OpenH264 Codecs freigegeben hat. An dieser freien Implementation von H264 hängt beispielsweise die Unterstützung von Firefox für H264 für WebRTC. Mit OpenH264 Codecs 2.0 kann nun nicht nur das Basisprofil für Videoanrufe decodiert werden, sondern auch die Profile Main und High, die für den Großteil von Video-Inhalten im Netz unabdingbar sind.

    Weitere Änderungen

    Des weiteren wird Fedora das Root-Passwort für SSH-Zugänge deaktivieren. Die Entfernung von Paketen, die von Python 2 abhängen, die mit Fedora 30 begonnen wurde, wird fortgesetzt. RPMs wechseln zur Kompressionsmethode zstd. Firefox für Wayland soll zudem Standard-Browser werden. Wie üblich scheint auch Fedora 31 ein spannendes Release zu werden.

  • Sony Xperia XA2 Plus und Sailfish X als ständiger Begleiter

    Sony Xperia XA2 Plus
Sailfish X

    Wie bereits vor einem halben Jahr berichtet, nutze ich Sailfish X als alternatives Betriebssystem auf meinem Sony Xperia XA2 Plus. Im folgenden Artikel geht es darum, wie sich das OS, welches sich noch im Beta-Stadium befindet, im Alltag schlägt und welche ersten Eindrücke ich dabei gewonnen habe.

    Kontinuierlich verbessert

    Gestartet mit Version 3.0.0, benannt nach einem finnischen Nationalpark namens Lemmenjoki, habe ich sämtliche Updates als Early Access Version installiert. Entwicklerupdates zu installieren war mir zu riskant. Grundsätzlich empfiehlt es sich Backups anzulegen.

    Im Januar kam dann Version 3.0.1 Sipoonkorpi und Ende des Monats konnte ich endlich mit der Version 3.0.14 die Beta Version von Sailfish X mit Android Unterstützung käuflich erwerben. Als Beta kostete die kommerzielle Version zu diesem Zeitpunkt 29.90€ und ermöglichte es im Gegensatz zur frei erhältlichen Version Android Apps zu installieren. Dazu gab es noch die Textergänzung und MS Exchange Unterstützung.

    Diese Version erforderte eine komplette Neuinstallation. Seit dem ging es wieder per Update weiter. Im März mit 3.0.2 Oulanka und im Mai mit 3.0.3 Hossa. Zum Zeitpunkt der Erstellung des Artikels war dies die neueste Version, dazwischen gab es noch einige Unterversionen, welche Fehler behoben und zum Teil auch neue Features beinhalteten.

    Android Unterstützung

    Der größte Schritt im Rahmen der Updates war natürlich die »Alien Dalvik« genannte Unterstützung für Android 8.1 Apps . Mit der Installation von 3.0.14 in der Kaufversion und der Aktivierung wurde auch ein Andorid Appstore installiert. Hierbei handelt es sich um eine angepasste Version des Aptoide Stores.

    Google Play Dienste

    Google Play Dienste zu installieren empfand ich als inkonsequent, funktioniert wohl auch eher schlecht. Als Alternative gibt es microG das manuell installiert werden kann, dazu wird es wohl eine Lösung wie tingle geben welches Signature Spoofing ermöglicht mit dem microG die Existenz anderer Apps vortäuschen kann (Play Store & Play Dienste). Alien Dalvik unterstützt das Stand heute noch nicht. Damit soll es dann auch möglich sein Apps zu nutzen, welche diese Dienste benötigen. Mit microG allein kam ich nicht weiter, im Gegenteil. Es gab aber auch Apps, die sich zur Installation einmal über die fehlenden Dienste beschwerten und seitdem klaglos laufen. Mein vorläufiges Fazit ist, dass auch microG zu nutzen inkonsequent wäre. Entweder man möchte ein Smartphone ohne Google bzw. Alphabet Dienste oder nicht.

    Strava & Netflix mögen nicht

    Eine App startete nicht und gab statt dessen einen Hinweis auf die fehlenden Play Dienste aus: Strava. Netflix meinte, dass dieses Gerät von der App nicht unterstützt werde. Die meisten Apps benötigen die Dienste nicht und funktionieren unter Sailfish wie unter Android, allerdings gibt es immer wieder Probleme mit dem Zugriff auf WLAN oder mobile Daten. Auch auf GPS und Bluetooth können manche Android Apps nicht zugreifen, was sie zum Teil sinnlos macht. Diese Probleme gab es wohl auch schon auf dem Sony Xperia X und wurden nach und nach abgestellt. Amazon Prime Video funktioniert beispielsweise derzeit nur mobil aber nicht im WLAN. Gelegentlich nehmen Android Apps keine Eingaben mehr an, was eigentlich den Eindruck des aktuellen Reifegrads von Alien Dalvik auf diesem Gerät dokumentiert. OS und native Apps machen eine wesentlich bessere Figur.

    Sicherheit

    In Bezug auf die Sicherheit sind viele Aspekte zu berücksichtigen. Neben dem Einfluss der Hard- und Softwarehersteller hat der Anwender selbst den größten Einfluss auf die Sicherheit eines Systems. Was den Datenschutz seitens Jolla, dem finnischen Hersteller des Sailfish Betriebssystems betrifft, verweist dieser in seiner Privacy Policy darauf, dass man sich gezielt mit dem Sammeln von Informationen zurückhält. Einen Jolla Account benötigt man, um das Betriebssystem herunterladen und um Geräte registrieren zu können. Als europäisches Unternehmen mit Sitz in Finnland unterliegt Jolla der EU Datenschutzgrundverordnung, was aber für alle in der EU tätigen Unternehmen gilt.

    Der Jolla-eigene Store, in deren Jargon »Harbour« genannt, speichert augenscheinlich keine Download- oder Verlaufsdaten. Soweit mir bekannt, ist der größte Teil von Sailfish mit dem Linux Kernel und den im Mer Projekt entstandenen Anteilen quelloffen. Da es dennoch proprietäre Anteile gibt, zeigt sich Jolla kaum offener als Alphabet (Google) jedoch eher als Apple.

    Mit dem oben genannten Signature Spoofing in Kombination mit microG wird die Sicherheitsarchitektur dieser Plattform teilweise ausgehebelt, indem das Vorhandensein von mit SHA Zertifikaten signierten Anwendungen vorgegaukelt wird. Dass die Signaturen aller Android Anwendungen in alternativen Stores geprüft werden, wäre mir allerdings auch neu. Bedenken bezüglich der Sicherheit dieser Lösung gibt es seit länger Zeit. Vermutlich ginge Jolla hier auch das Risiko eines juristischen Konflikts ein, was ja wohl auch das Linage Projekt dazu bewegt hat, die Integration von microG abzulehnen!

    Jolla- & Aptoide Stores

    Der Jolla-Store bietet im Vergleich eine sehr überschaubare Anzahl nativer Apps und hat auch kein Bezahlsystem, mit dem kommerzielle Anbieter Apps verkaufen könnten. Hier kommt der Anwender ins Spiel, schon in die Stores von Apple und Google finden immer wieder unseriöse Apps Einzug, im mitgelieferten Aptoide Store finden sich massenweise Fake Einträge (einfach mal nach der eigentlich kostenpflichtigen Threema App suchen). In diesem Store sollte zumindest auf das »Vertrauenswürdig« Abzeichen geachtet werden.

    Alternative Stores und Repos

    Android Apps installierte ich aus den APK Pure Store. Daneben benutze ich Storeman als Client für native Apps aus den OpenRepros. Um die Sicherheit zu erhöhen halte ich mich bei den Installationen zurück und habe auf der Android-Seite Sophos Mobile Security installiert (auch hier muss man wieder Kompromisse eingehen oder auf proprietäre Software verzichten). Threema habe ich direkt vom Hersteller bezogen. Die Installation von microG kann man sich über den F-Droide Store erleichtern.

    Sicher ist man wahrscheinlich nur unterwegs, wenn man das Gerät nicht im Entwicklermodus betreibt und sich auf den Jolla eigenen Store beschränkt. Ob dort allerdings Prüfungen über ein paar Scripts hinaus stattfinden, ist mir nicht bekannt. Durch die Transparenz des Codes in den OpenRepros gibt natürlich auch eine gewisse Sicherheit, da jederzeit ein Review stattfinden kann. Eine solche Prüfung ist aber nicht mandatorische Voraussetzung für eine Installation, daher nimmt das Risko zu, sobald man sich anderer Quellen bedient.

    Teils veraltete Stacks

    Die Sicherheit des Betriebssystems selbst wird von Entwicklern unterschiedlich bewertet. Tatsache ist allerdings, dass Anwendungsframework und GUI-Toolkit Qt bei weitem nicht auf aktuellem Stand ist. Derzeit ist die Anhebung auf LTS Version 5.9 geplant, welche einige grundlegende Neuerungen enthält aber auch bereits aus dem Jahr 2017 stammt, der Support läuft 2020 aus. Die Gecko Engine des Browsers ist auch noch auf einem Stand weit vor dem Quantum Update des Firefox. Hier bleibt abzuwarten, ob OS & Browser zum Ende der Beta Phase auf aktuellerem Stand gehalten werden.

    Kamera

    Die native Standard App bietet sehr wenig Optionen und nutzt seltsamerweise auch nicht die volle Auflösung. Das lässt sich recht gut mit der Android App Open Camera umgehen, welche viele Optionen bietet und grundsätzlich schönere Ergebnisse in der vollen Auflösung bietet. Es handelt sich ja bestenfalls um ein Gerät der oberen Mittelklasse, dafür sind die Aufnahmen in Ordnung.

    Einen Vergleich zu Android kann ich nicht ziehen, da ich das Gerät mit Android nicht genutzt habe. Aus dem Sperrbildschirm erreicht man nur die native App.

    Beta Status

    In einer der Sailfish Comunities schrieb mir ein Teilnehmer zu Anfang des Beta-Programms, dass das OS auf der XA2 Serie eher Alpha als Beta sei. Das war nicht ganz unbegründet, wenn ich an das Problem mit dem Näherungssensor denke, das erst sehr spät behoben wurde oder daran, dass die vorinstallierte OSM Scout Navigation erst seit der OS Version 3.0.3 zuverlässig funktioniert.

    Während meines Aufenthalts in Italien, meldete das Gerät ständig, dass der Kontakt zur SIM Karte verloren gegangen sei, im deutschen Mobilfunknetz habe ich diesen Effekt nie erlebt. Hier begleitet mich das Gerät täglich, dabei vermisse ich Android nicht und beschränken muss ich mich dabei ebenfalls fast gar nicht. Die Arbeitsgeschwindigkeit empfinde ich, gemessen am Anspruch der Hardware, als gut bis sehr gut.

    Massentauglichkeit

    Derzeit gibt es ja Gerüchte im Netz Huawei prüfe den Einsatz von Aurora OS. Hierbei handelt es sich um die für den russischen Markt angepasste Version von Sailfish, die ohne »Alien Dalvik« ausgeliefert wird.

    An dieser Stelle wird die Problematik deutlich, denn die Beschränkung auf native Apps aus dem Jolla Store ist in dem Moment sinnvoll, in dem das Betriebssystem kein Nischenprodukt mehr sein wird, unbedarfte Anwender es nutzen und es in das Blickfeld potentieller Angreifer gerät. Damit nähme man dieser Plattform aber ein großes Stück Ihrer Attraktivität, da der Anwender auf die gewohnten Apps von Android oder iOS verzichten müsste. Wie Jolla diesen Spagat hinbekommt wird spannend, Aurora OS hat sich ja gegen die Android Unterstützung entschieden.

    Es geht weiter

    Die nächste Version mit vielen Neuerungen steht bereits in den Startlöchern. Ich bin gespannt wie es mit diesem eleganten und benutzerfreundlichen Betriebssystem für mobile Endgeräte weitergeht. Spätestens zum Erreichen des Endes der Beta-Phase berichte ich noch einmal.

  • Clear Linux OS auch für den Desktop

    Clear Linux OS
    Screenshot: ft

    Hier im Blog wurde Intel bereits des Öfteren hart kritisiert. Sei es wegen der Management Engine oder wegen der fatalen Sicherheitslücken Meltdown & Spectre.

    Innovative Distribution

    Auf der anderen Seite tut Intel auch viel für Linux. So wird in Intels OpenSource Technology Center bereits seit 2015 die innovative Linux-Distribution Clear Linux OS entwickelt. 2016 hatte ich dazu einen Artikel in der Zeitschrift LinuxUser veröffentlicht.

    Anfangs eher sperrig

    War das anfangs eher sperrige Clear Linux, nicht zu verwechseln mit ClearOS, in erster Linie für Container und die Cloud bestimmt, so öffnet Intel sein Projekt immer mehr auch für Desktop-Anwender. Das spiegelt sich im Installer wider, der von einem für Durschschnittsanwender nicht sehr intuitiven Textinstaller kürzlich in Version 2.0 zu einem grafischen Installer mutierte, der gut gegliedert durch die Installation führt.

    GNOME oder Plasma

    Ein weiteres Merkmal für mehr Ausrichtung auf den Desktop ist, dass Clear Linux anfangs ohne grafische Oberfläche daherkam, zwischenzeitlich Xfce einsetzte und nun bei GNOME angekommen ist. KDEs Plasma ist inoffiziell ebenfalls bereits nutzbar. Zudem steht seit Kurzem ein Live-Image für den Desktop zum unverbindlichen Testen zur Verfügung.

    Flott unterwegs

    Die Distribution ist, wie zu erwarten, auf Intel-CPUs optimiert und lässt dort bei Tests mit der Phoronix Test Suite regelmäßig alle anderen Distributionen hinter sich, was die Ausführungsgeschwindigkeit angeht. Aber Clear Linux hat weit mehr zu bieten als das.

    Zustandslos

    Intel verwirklicht mit Clear Linux ein zustandsloses System, der Fachbegriff hierzu lautet stateless. Zustandslose Systeme sind in der Regel Systeme, die ohne die Verzeichnisse /etc und /var starten. Es werden keine Zustände dauerhaft gespeichert, die Systeme starten immer in demselben definierten Zustand. Da viele Anwendungen zumindest eine minimale Konfiguration erwarten, erzeugt Systemd diese Dateien in /etc oder /var, bevor die jeweiligen Anwendungen starten. Bei Clear Linux kann der Anwender selbst über den Grad der Zustandslosigkeit entscheiden.

    Stateless Konzept bei Clear linux OS Quelle: Clear Linux

    Jedes Mal neu

    Für derartige Systeme entspricht jeder Neustart einem Zurücksetzen auf die Standardeinstellungen, vergleichbar mit dem Starten eines Live-Systems. Alle Konfigurationen werden im Fall von Clear Linux zur Laufzeit aus dem Pfad /usr/share/defaults kopiert. Das setzt voraus, dass alle von der Distribution installierten Daten unterhalb von /usr liegen. Die meisten Distributionen haben diesen sogenannten Usrmerge bereits vollzogen, Debian etwa zieht mit Debian 10 als eine der letzten Distributionen nach.

    Gebündelt

    Software wird entweder als Flatpak oder als hauseigenes Anwendungsbündel installiert. Ein eigener Software-Shop bietet rund 3.000 Anwendungen und Bündel an. Mit dem neuen Werkzeug Mixer lässt sich die Distribution komplett nach Anwenderwünschen in einem Container zusammenstellen und als Image bauen.

    Atomare Updates

    Die Software-Aktualisierung bei Clear Linux entspricht dem, was man heutzutage als atomares Update von Distributionen wie Fedora Silverblue kennt. Dabei entspricht jede Aktualisierung einer völlig neuen Betriebssystemversion im Vergleich zu einer paketbasierten Distribution, in der Pakete einzeln aktualisiert werden. #

    Bandbreite und Plattenplatz werden durch Delta-Updates minimiert, es werden nur geänderte Teile übertragen. Dabei wird als kleinste Einheit ein Bündel aktualisiert, nicht eine Anwendung oder eine Bibliothek.

    Automatisch aktuell

    Als Paketmanager kommt das hauseigene Tool swupd zum Einsatz. Als Anwender braucht man sich um Updates nicht selbst zu kümmern, diese laufen automatisach ab. Will man das bei herkömmlichen Paketmanagern eher nicht, ist es bei Clear Linux akzeptabel, da Updates unter Clear Linux jederzeit zurückgefahren werden können, indem auf einen als funktionstüchtig bekannten vorherigen Systemzustand zurückgerollt wird.

    Problemlos Testen

    Clear Linux OS ist innovativ, in weiten Teilen auf den jeweiligen Einsatzzweck in Container oder Cloud und auf dem Desktop anpassbar und vor allem mit einem starken Fokus auf Sicherheit ausgestattet. Durch die jetzt verfügbare Live-CD kann der Linux-Enthusiast ohne viel Aufwand das Zusammenwirken innovativer Entwicklungen unter Linux erkunden.

  • Zwei aktuelle Notebooks im Vergleich – Massenware gegen Kleinserie

    Lenovo Tuxedo

    Im Dezember 2018 habe ich an dieser Stelle zwei Linux-Notebooks gegenübergestellt, die nicht wirklich vergleichbar waren, da sie sich im Preis sehr stark unterschieden. Heute treten das Tuxedo InfinityBook Pro 15 v4 und das Lenovo ThinkPad E 580 (PDF) vergleichbar gegeneinander an.

    Beide Notebooks bieten fast exakt die gleichen Komponenten und liegen in der selben Preisklasse zwischen 750 und 1.000 Euro. Während das InfinityBook Pro 15 v4 vom kleinen deutschen Linux-Ausrüster Tuxedo Computers aus Königsbrunn in Bayern stammt, kommt das ThinkPad E 580 aus China und wird vom weltgrößten Computerhersteller Lenovo gefertigt.

    Tuxedo gegen Lenovo

    Bei Tuxedo kann man getrost davon ausgehen, dass das Notebook mit dem vorinstallierten Linux-Betriebssystem gut harmoniert. ThinkPads werden zwar mit Windows ausgeliefert, genießen aber ebenfalls seit jeher den Ruf guter Linux-Kompatibilität. Letzteres kann ich als jahrelanger ThinkPad-Nutzer bestätigen.

    Beide hier besprochenen Notebooks entsprechen dem Formfaktor 15-Zoll, werden von einer Intel-Core-i5-8265U-CPU motorisiert und verfügen über acht GByte Hauptspeicher, die mit 2.400 MHz takten. Bei Tuxedo entspricht das der Grundausstattung, bei Lenovo liegt diese Ausstattung in der Mitte.

    Äußeres Erscheinungsbild

    Vom äußeren Erscheinungsbild her ist das Lenovo ThinkPad E580 auf den ersten Blick zu erkennen. Der schräggestellte Schriftzug unten rechts auf dem Deckel macht es unverkennbar. Der Deckel ist aus Aluminium ohne die früher oft verwendete Gummierung, die eine eher rauhe Griffigkeit vermittelte und für Fingerabdrücke nicht so anziehend wirkte. Der Rest des in schwarz oder silber erhältlichen Gehäuses besteht aus verwindungssteifem Kunststoff.

    Beim Gehäuse des in mattem Silber oder in markantem Rot erhältlichen, im Blog bereits kurz vorgestellten Tuxedo InfinityBook Pro 15 v4 bestehen Cover und Handballenauflage aus Aluminium, der Rest ist ebenfalls aus Kunststoff. Auch hier ist ausreichende Verwindungssteifigkeit gegeben. Die Unterseite besteht bei beiden Geräten aus einer Bodenplatte ohne separate Wartungsklappen. Beide Bodenplatten können durch das Lösen einiger Schrauben abgenommen werden. Beim ThinkPad halten allerdings einige Kunststoffnasen die Platte zusätzlich fest, was das Öffnen der Rückseite hier etwas hakeliger gestaltet.

    Motorisierung

    Die Kontrahenten verfügen mit Prozessoren der 8. Intel-Generation über einen aktuellen und leistungsstarken Antrieb, der von einem zeitgemäßen Minimum von acht GByte Hauptspeicher und einer schnellen SSD unterstützt wird. Wer mehr RAM braucht, kann beim ThinkPad auf 32 GByte aufrüsten, das InfinityBook kann sogar 64 GByte verwalten.

    Anmutung

    Betrachtet man beide Notebooks von außen, so wirkt das InfinityBook etwas schlanker und eleganter, während das ThinkPad einen etwas markigeren Auftritt mit mehr Kanten hinlegt. Die Schönheit liegt hier, wie immer, im Auge des Betrachters. Die Unterschiede drücken sich allerdings auch in Zahlen aus, die eine Vorentscheidung beeinflussen könnten. So ist das InfinityBook in der Breite und der Höhe etwas kleiner und wiegt mit 1,7 kg deutlich weniger als das 2,1 kg schwere ThinkPad.

    Display und Keyboard

    Auf der Skala der wichtigen Punkte für eine Kaufentscheidung zu einem neuen Notebook stehen Display und Tastatur ganz weit oben, denn damit interagieren wir mit der Hardware. Bildschirmarbeiter legen hier gesteigerten Wert auf bestimmte Merkmale. Bei mir ist beispielsweise ein mattes Display genauso ein entscheidendes Kriterium wie eine Tastatur, die sich von den oft gesehenen schwammigen Chiclet-Keyboards durch Tastenhub und definierten Druckpunkt abhebt.

    Matte Displays

    Beide Notebooks sind mit einem matten IPS-Display mit 15,6 Zoll mit einer Full-HD-Auflösung von 1920 × 1080 Bildpunkten ausgestattet. Die Displays sind gut ausgeleuchtet und ausreichend blickwinkelstabil. Die Helligkeit beträgt beim Tuxedo 300 und beim Lenovo 266 cd/m². Beim Kontrast liegt Lenovo mit 1.114:1 vor Tuxedo mit 700:1.

    Die Befestigung der Displays ist bei beiden Geräten solide, der Deckel lässt sich nicht mit einer Hand hochklappen. Tuxedo setzt auf zwei Kunststoffscharniere, während Lenovo beim E580 anstelle der früher eingesetzten zwei Metallscharniere ein durchgehendes Kunststoffscharnier verbaut hat. Das ThinkPad erlaubt ein Aufklappen auf volle 180 Grad, während beim Tuxedo bei rund 145 Grad Schluss ist. Im heruntergeklappten Zustand schließen beide Deckel absolut bündig bei sauberen Spaltmaßen.

    Leicht unterschiedliche Belegung

    Die Tastaturen weisen beide einen Ziffernblock auf, sind von der Aufteilung des Tastenfelds sehr ähnlich und bieten eine Hintergrundbeleuchtung, die bei Lenovo allerdings 22 Euro extra kostet. Beim ThinkPad liegt die FN-Taste ganz rechts außen, während Tuxedo die Steuerungstaste außen platziert und FN rechts daneben. Strg und FN können funktionell im BIOS getauscht werden. Ungewohnt ist beim Lenovo die Platzierung der Drucktaste unten zwischen AltGr und Strg. Bei Tuxedo erhält der Kunde als kleines Gimmick einen Tux auf der Super-Taste anstatt des üblichen Windows-Symbols.

    Vielschreiber werden sich mit beiden Tastaturen wohlfühlen, mir persönlich gefällt das ThinkPad-Keyboard mit einem etwas definierteren Druckpunkt besser, aber das ist hier wirklich Geschmackssache. Was mir aber beim InfinityBook negativ auffällt ist das stärkere Durchbiegen des Tastenfelds. Hier wirkt das ThinkPad stabiler. Alleinstellungsmerkmal und Markenzeichen beim ThinkPad ist, wie üblich, der rote Trackpoint über dem B, der zusammen mit den drei Tasten über dem Touchpad eine Maus ersetzt.

    Steuerung per Touchpad

    Beim E580 bietet das Touchpad eine Eingabefläche von 100 x 68 mm und ist als Clickpad mit integrierten Tasten ausgelegt. Das Touchpad des InfinityBook mißt 112 x 62 mm und verfügt über zwei Tasten unterhalb der Kontaktfläche. Auch hier ist es eher Geschmackssache, ob ein Clickpad oder physische Tasten bevorzugt werden. Beide Touchpads erlauben eine präzise Navigation und sind für Multitouch ausgelegt.

    Festplatte und Speicher

    Die Notebooks werden mit 250 GByte fassenden SSDs ausgeliefert. Bei Tuxedo kommt hier eine Samsung 860 EVO im Formfaktor M.2 zum Einsatz, bei Lenovo ist es ein hauseigenes Produkt, mehr verrät das Label nicht.

    Diese hauseigene NVMe-SSD leistet bis zu 1.400 MByte/s beim sequentiellen Lesen und 960 MByte/s beim Schreiben. Hier liegt die Samsung-SSD von Tuxedo wegen der SATA-III-Schnittstelle mit sequentiellen Lese- und Schreibraten von bis zu 550 respektive 520 MByte/s klar zurück. Deswegen ist es ratsam, im Konfigurator für zusätzliche 25 Euro eine Samsung 970 EVO Plus zu ordern, die dem NVME-Standard entspricht und das Lenovo-Produkt mit 3.400 MB/s lesend und 2.500 MB/s schreibend weit hinter sich lässt.

    Erweiterung sinnvoll

    Beide Geräte sind standardmäßig mit einem acht GByte großen Riegel DDR4-Hauptspeicher mit 2.666 MHz ausgestattet und bieten jeweils einen zweiten Einschub für einen weiteren SO-Dimm-Riegel. Eine Aufrüstung ergibt hier doppelt Sinn, da dabei nicht nur der Speicher erweitert, sondern auch vom Single- in den Dual-Channel geschaltet wird, was zusätzlich einen Leistungsschub für die Grafikeinheit bringt.

    Die Lüfter sind bei beiden Geräten gut geregelt und springen selten an, Wenn sie es doch tun, so gleicht der Geräuschpegel der Kontrahenten einem eher unterschwelligen niederfrequenten Rauschen und wirkt nicht weiter störend.

    Schnittstellen

    Bei den Verbindungen zur Außenwelt liegt das InfinityBook leicht vorne, bietet es doch mit 2 x USB 3.1 Typ-A Gen1 und einem USB Typ C inklusive Thunderbolt 3 einen Vorteil gegenüber dem ThinkPad mit lediglich einem USB 3.1 Gen.1 Typ-C mit DisplayPort- und Ladefunktion und einem 2 x USB 3.0 Typ A. Thunderbolt 3 ist hier mit der Möglichkeit, auch Daten zu transportieren, im Vorteil vor DisplayPort 1.3. Zudem ist beim Aufladen des ThinkPads der USB-C-Port belegt.

    Beide Kontrahenten verfügen über Gigabit-LAN-Ports, HDMI bieten beide in Version 1.4b mit HDCP. WLAN wird beim InfinityBook über Intel Dual AC 9260 & Bluetooth als M.2-Modul bereitgestellt, während Lenovo auf einen Intel 3165AC, & Bluetooth4.1 Chip setzt. Beide funktionieren stabil unter Linux. Nicht gelungen finde ich den dem Wechsel auf das kleinere MicroSD-Format beim Speicherkarten-Lesegerät des Lenovo. Hier bietet Tuxedo weiterhin das gewohnte Format. Der Rest der Schnittstellen ist Standard

    Akku und Laufzeiten

    Das InfinityBook verfügt über einen austauschbaren 54 Wh Lithium-Ionen Akku. Wer das Gerät überwiegend zu Hause an der Steckdose nutzt, kann den Akku entfernen. Das ist aber nicht notwendig, da Tuxedo im BIOS mit der Option FlexiCharger die Möglichkeit bietet, festzulegen, ab und bis zu welchem Ladezustand der Akku geladen werden soll. Somit lässt sich ein vollständiges Be- und Entladen des Akkus verhindern und dieser wird automatisch geschont.

    Beim ThinkPad aus China fällt der fest eingebaute Akku mit 45 Wh etwas kleiner aus. Hier fehlt die BIOS-Option zur Begrenzung der Ladezyklen. Diese lässt sich aber, wie an anderer Stelle im Blog beschrieben, unter Linux über die Software Linux Advanced Power Management (TLP) kontrollieren.

    Während das Infinitybook bei gemischter Büroanwendung und mittlerer Bildschirmhelligkeit fast 10 Stunden durchhielt, kommt das ThinkPad unter Linux auf immer noch gute 7 – 8 Stunden.

    Software

    Kommen wir zur Software. Das Lenovo ThinkPad wird mit »Windows 10 Home Edition« ausgeliefert. Es gibt keine reguläre Möglichkeit, das E580 mit Linux oder ohne Betriebssystem zu bestellen. Bei den Bayern aus Königsbrunn wird standardmäßig das hauseigene »Tuxedo Budgie« auf Ubuntu-Basis vorinstalliert.

    Tuxedo Budgie

    Dabei handelt es sich um ein angepasstes Ubuntu 18.04 mit dem auf GTK3 beruhenden Budgie-Desktop von Solus. Wahlweise kann das jeweils aktuelle Ubuntu LTS oder openSUSE Leap 15 mit KDE, GNOME oder Xfce geordert werden. Windows Home oder Pro gibt es gegen Aufpreis solo, als Dualboot oder in einer virtuellen Maschine.

    Tuxedo Budgie ist auf Benutzerfreundlichkeit optimiert und bietet von Haus aus Annehmlichkeiten wie Night Light und einige Applets. Der Paketbestand bietet nichts Außergewöhnliches. Neben Firefox, Thunderbird und Libre Office animiert MPV zum Anschauen von Videos. Als Editoren sind Gedit und GVim an Bord. Ich als langjähriger KDE-Nutzer hatte bei meinen Tests keine Probleme mit der Umstellung auf den neuen Desktop. Im Endeffekt wird aber jeder das Betriebssystem seiner Wahl installieren.

    Tuxedo FAI

    Soll auf eines der anderen von Tuxedo unterstützten Betriebssysteme gewechselt werden, so hilft hierbei ein USB-Stick, der zum Lieferumfang eines jeden Notebooks von Tuxedo gehört. Er basiert auf der Debian-Software Fully Automatic Installation (FAI). Damit wird das jeweils gewünschte Betriebssystem im Auslieferungszustand installiert.

    Alles läuft

    Das Konzept von Tuxedo sieht vor, dass bei Auslieferung alles ohne Nacharbeiten funktioniert. Dazu gehört unter anderem das Aufspielen der neusten Updates, Treiber-Installationen, Konfiguration der Sondertasten und TRIM-Befehle für SSDs. Das gelingt mit den unterstützten Betriebssystemen nach meinen Erfahrungen gut.

    Eigeninitiative

    Beim Lenovo ThinkPad E580 muss der Besitzer selbst Hand anlegen und entweder im Dualboot oder ohne Windows ein Linux seiner Wahl installieren. Ich habe zunächst aus Gründen der Vergleichbarkeit per FAI-Stick Tuxedo Budgie installiert.

    Darüber hinaus wurden beiden Notebooks mit diversen Linux-Installationen bis hin zum berüchtigt zickigen Qubes OS bestückt. Wie erwartet traten bei den Kontrahenten dabei keine Probleme auf, was Hardwareunterstützung und Installation anging. Auch beim ThinkPad versetzte die Installation das Gerät in einen Zustand, bei dem auf Anhieb alles funktionierte. Mögliche Ausnahme: den Fingerabdrucksensor habe ich unter Linux nicht getestet, unter Windows funktionierte er nicht zuverlässig.

    Besonderheiten

    Tuxedo erlaubt im BIOS seiner Notebooks das Abschalten der berüchtigten Intel Management Engine (ME). Zudem können dort Webcam, Mikrofon, WLAN und Bluetooth deaktiviert werden. Künftig sollen die Notebooks von Tuxedo auch Coreboot unterstützen. Der Hacker Felix Singer hat Coreboot auf die Mainboards von zwei der von Tuxedo verwendeten Barebones der Firma Clevo portiert.

    Da kann und will Lenovo vermutlich nicht mithalten. Auch hier ist der Anwender selbst gefragt. Viele ThinkPads lassen sich auf Coreboot umrüsten und so auch die ME größtenteils deaktivieren. Zum E580 habe ich dazu jedoch noch keine Informationen gefunden. Im BIOS des E580 lassen sich lediglich Intel Software Guard Extensions (SGX) abschalten, in denen erst kürzlich eine Lücke entdeckt wurde, die Hackern das Einspeisen von Malware erlaubt.

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    Fazit

    Sowohl das Tuxedo InfinityBook als auch das Lenovo ThinkPad E580 machen unter Linux eine prima Figur. Während das bei Tuxedo zu erwarten ist, sind ThinkPads seit jeher für ihre gute Linux-Kompatibilität bekannt. Beide Notebooks sind gut ausgestattet und leisten sich nur wenige Patzer.

    Kleine Patzer

    So liegen beim Lenovo die Lüftungsschlitze genau unter dem Displayscharnier, was diese Region für meine Begriffe zu stark aufheizt. Zudem stört mich das seit 2018 bei allen ThinkPads vorhandene Aufladen per USB-C, das diesen Port blockiert. Beim Infinitybook wäre ein runder Taster zum Ein- und Ausschalten fingergerechter als der längliche Schalter unter dem linken Scharnier.

    Ansonsten sind beide Geräte auf einem aktuellen Stand, sind leistungsstark und gut aufrüstbar und somit für Beruf und Hobby gleichermaßen geeignet. Das InfinityBook fühlt sich etwas portabler an und ist 400 Gramm leichter.

    Für jeden etwas

    Das InfinityBook Pro 15 v4 kann ich besonders Linux-Einsteigern empfehlen, die damit ein Notebook erhalten, bei dem vom ersten Einschalten an alles funktioniert. Wer auf ThinkPads aboniert ist und etwas Linux-Erfahrung mitbringt, wird sich davon kaum beeindrucken lassen, muss jedoch neben dem Wissen auch Eigeninitiative mitbringen, um auf den Stand zu kommen, den Tuxedo von Hause aus bietet.

  • Das dezentralisierte Internet

    Photo by crabtree on Unsplash

    Das Internet ist krank, das wird keiner bestreiten, der schon etwas länger im Netz unterwegs ist und die frühen Jahre erinnern kann. Das sieht auch Sir Tim Berners-Lee, Erfinder des WWW mit großem Bedauern so. Großkonzerne haben zunehmend die Kontrolle über Inhalte und Provider wollen bestimmen, wer welche Bandbreite erhält.

    Die Europäische Union schüttet das Kind mit dem Bade aus, indem den Großen unter dem Deckmäntelchen einer Urheberrechtsreform noch mehr Kontrolle zugeschanzt wird. Staaten tragen ihre Animositäten im Internet aus, Fake News verunsichern die Menschen. Und es besteht wenig Aussicht auf Besserung.

    Das Internet berührt alle Bereiche des Lebens

    Um hier neue Ideen zur Dezentralisierung zu entwickeln, traf sich im vergangenen Sommer in San Francisco eine illustre Schar von Unzufriedenen zum Decentralized Web Summit. Unter den Teilnehmern waren die Web-Mitbegründer Sir Tim Berners-Lee und Vint Cerf, Internet-Archivar Brewster Kahle sowie neben Autoren wie Cory Doctorow  und Mike Judge auch Jennifer Stisa Granick und Emili Jacobi.

    Aus der Crypto-Currency-Szene waren neben Blockchain-Entwicklern Pioniere wie Zooko Wilcox zugegen. Vertreter von  Microsoft, Google und Mozilla wollten sich die neuen Ideen für ein  dezentralisiertes Netz ebenfalls nicht entgehen lassen. Die Konferenz zählte über 800 Besucher, die an 165 Sitzungen teilnehmen konnten.

    Was ist das dezentralisierte Web?

    Derzeit bedeutet die Abhängigkeit des Internets von zentralisierten Hubs, von Servern und Rechenzentren, dass je mehr Server jemand kontrolliert, desto mehr Macht kumuliert sich dort, mit all den negativen Konsequenzen wie etwa der schleichenden Entmündigung der digitalen Habenichtse. Um das Gleichgewicht wieder herzustellen, müssen die Daten aus den Silos befreit werden und die Kontrolle an die Benutzer zurückgegeben werden. Die Frage ist, wie das unter Beibehaltung der Benutzerfreundlichkeit des aktuellen Webs erreicht werden kann.

    Internet als Ort  für Kreativität

    Neben dem zu erwartenden Widerstand der Großkonzerne, die derzeit über das Web bestimmen sind auch technische Probleme zu überwinden. Eine der Aufgaben muss sein, die Daten von den Anwendungen zu trennen, die sie verwenden. Die Menschen müssen auf einfache Art befähigt werden, ihre persönlichen Daten dort speichern, wo sie möchten, und den Zugang zu den Anwendungen nach Belieben zu gewähren oder einzuschränken. Tim Berners-Lee arbeitet hierzu beispielsweise an dem Framework Solid, das allen Benutzern die Möglichkeit bietet, mehrere »Pods« für ihre Daten zu verwenden, die eine fein abgestufte Kontrolle der Berechtigungen erlauben.

    »Jeder bei der Veranstaltung war eindeutig in einem gemeinsamen Ziel vereint, das Internet privater und sicherer zu machen, aber das Wichtigste ist, wie wir den Zusammenhalt zwischen den verschiedenen Projekten fördern.« – Nick Lambert, COO von MaidSafe

    Blockchain als Infrastruktur

    Eine wichtige Rolle spielt die Finanzierung dieses Unterfangens. Blockchain und digitale Währungen entsprechen in ihrer Zielsetzung dem Wunsch nach Dezentralisierung.  Auch hier gibt es Bedenken, dass die Staaten eine strenge Regulierung durchsetzen könnten. Zudem befindet sich das Crypto-Currency-Ökosystem noch in einer relativ frühen Entwicklungsphase und der kürzliche Goldrausch mit dem anschließenden Absturz kann nicht verschleiern, dass diese neuen Techniken noch in einer sehr frühen Phase der Entwicklung sind.

    Peer-to-Peer

    Einen Ansatz, diese zukunftsträchtigen neuen Techniken mit dem bewährten Prinzip der Peer-to-Peer-Netze zu vermählen, treibt das US-Unternehmen Substratum voran. Es will die zentralisierten Knotenpunkte, die heute das Rückgrat des Internets sind, mit einer Peer-to-Peer-Struktur ersetzen, die jeder Nutzer des Internets mittragen kann.

    Teilhabe möglich

    Die Open-Source-Software des Unternehmens erlaubt es, einen Teil der zur Verfügung stehenden Rechenpower und Speicherkapazität dem dezentralen Netz zur Verfügung zu stellen. Der Anwender bestimmt selbst, wie viel er an Ressourcen bereitstellen möchte. Dafür wird er mit der neuen Kryptowährug Sub entlohnt.

    Anreiz Krypto-Währung

    Ein ähnliches Konzept verfolgt das schon seit 2006 am dezentralen Internet arbeitende Unternehmen MaidSafe. Beiden Unternehmen ist gemeinsam, dass sie durch Verschlüsselung die Nutzung des Netzes sicher machen. Die Peers und ihre Verbindungen werden in der Blockchain verwaltet. Vor allem aber kann ein solches Netz niemand kontrollieren oder abschalten.

    Mit weiteren Ansätzen für ein dezentralisiertes Internet beschäftigt sich ein Artikel auf The New Stack. Wer noch tiefer in das Thema einsteigen möchte, dem seien die Videos der Vorträge und Gespräche vom  Decentralized Web Summit empfohlen.

  • Linux 2018 – das Jahr im Rückblick

    Photo by Ian Parker on Unsplash

    Das Jahr 2018 war angeblich wieder nicht das Jahr des Desktops für Linux. Aber wen schert das wirklich? Wer Linux benutzen will, der tut es eben. Linux ist genauso fragmentiert wie eh und je – die einen sehen das als Vorteil, was die anderen als erfolgsverhindernd betrachten. Ich bin zufrieden, so wie es ist.

    Langweilig war 2018 für Linux jedenfalls nicht. Das Jahr begann mit einem Paukenschlag. Alle Intel-Prozessoren der letzten Jahre und zum Teil auch CPUs von AMD und ARM wiesen eklatante Sicherheitslücken auf. Gut ausgerüstete Angreifer konnten unter anderem durch eine Lücke bei der spekulativen Ausführung persönliche Daten auslesen.

    Meltdown und Spectre

    Die Lücken wurden schnell unter den Namen Meltdown & Spectre bekannt. Über das Jahr wurden viele weitere Lücken meist gleichen Ursprungs gefunden. Ein Teil davon betraf nur CPUs mit Hyper Threading (HT). Intel hat sich zunächst nicht mit Ruhm bekleckert wenn es darum ging, die Kunden über die Gefahren aufzuklären. Das besserte sich erst nach anhaltend schlechten Kritiken in der Presse.

    »Im Moment gibt es eine Menge sehr überarbeiteter, mürrischer, schlafloser und einfach nur angepisster Kernel-Entwickler, die so hart wie möglich daran arbeiten, diese Probleme zu lösen, die sie selbst überhaupt nicht verursacht haben.« Greg Kroah-Hartman, 7.1.2018

    Die Kernel-Entwickler legten etliche Sonderschichten ein, um das Problem einzudämmen und erste Patches mit den Kerneln 4.15 und 4.16 auszuliefern. Heimanwender haben von den Lücken kaum etwas zu befürchten, leiden aber ebenfalls unter einer Verlangsamung von Prozessen durch einige der Patches, die bei Virtuellen Maschinen bis zu 50 Prozent betragen können.

    Es wird noch eine Weile dauern, bis im Silizium bereinigte CPUs flächendeckend zur Verfügung stehen. Bis dahin müssen sich viele von uns auch an die eigene Nase fassen, denn die Prämisse von »schneller, höher, weiter« führte bei ständiger Verringerung des Effekts von Moores Law zu immer waghalsigeren Methoden, der nächsten CPU-Generation noch mehr Geschwindigkeit abzuringen. Mittlerweile schalten Heimanwender und Profis HT vielfach ab und verzichten auf die Patches, die zu viel Performance kosten.

    Photo by Eamonn Maguire on Unsplash

    Linux-Smartphone Librem 5

    Das ganze Jahr über beschäftigte uns auch die Entwicklung des von Purism entwickelten Linux-Smartphones Librem 5, dass wir hoffen, im April 2019 in Händen halten zu können. Nach einer erfolgreichen Schwarmfinanzierung 2017 startete die Entwicklung 2018 durch. So erschien Mitte Januar bereits der erste Statusbericht. Doch ohne unken zu wollen: Da gerade erst nach einigen Verspätungen die Dev-Boards verschickt werden, wird sich vermutlich der Markteintritt des Librem 5 nochmals etwas verschieben. Aber besser ordentlich als pünktlich.

    Blue and Red: IBM übernimmt Red Hat

    Ebenfalls im Januar verstärkte Red Hat seine Präsenz im Bereich Hybrid- und Multicloud, indem es CoreOS aufkaufte. Die Aufgabe der Integration oblag dann Fedora, das im Juni Fedora CoreOS veröffentlichte. Ob Red Hat damals bereits von der bevorstehenden Akquisition durch IBM wusste, wird wohl ewig ein Geheimnis bleiben. Diese stellte im Oktober mit 34 Milliarden US-Dollar die Übernahme des Jahres dar. Die Vereinbarung zwischen den beiden Unternehmen sieht vor, dass Red Hat unabhängig unter dem Dach von IBM weitermacht, wie bisher. Hoffen wir mal, dass das auch so bleibt.

    Weitere gute Nachrichten des Januar betrafen das Linux Journal, die erste gedruckte Publikation, die sich ausschließlich mit Linux befasste. Eigentlich bereits verloren geglaubt, konnte die Publikation doch noch gerettet werden. Zudem wurde die freie Skype-Alternative Nextcloud Talk erstmals der Öffentlichkeit vorgestellt.

  • Sailfish X trifft Sony Xperia XA2 Plus

    Sailfish X trifft Sony Xperia XA2 Plus

    Im Frühjahr 2018 kündigte Jolla, der finnische Hersteller des mobilen Betriebssystems Sailfish OS, an, weitere Geräte aus dem Open-Device-Programm von Sony zu unterstützen. Der Launch von Sailfish X für die XA2  Reihe war für den 8. November angekündigt, diesen Termin konnte der Hersteller auch einhalten. Allerdings nur in einer kostenlosen Trial-Version basierend auf Sailfish 3, ohne Android- und MS Exchange Support sowie fehlender vorausschauender Texterkennung.

    Gut dokumentiert

    Da ich nicht mehr länger warten wollte, machte ich mich daran, Sailfish X auf meinem Sony XA2 Plus zu installieren. Zusätzlich zur Installationsanleitung auf der Jolla Webseite empfiehlt es sich als Vorbereitung noch, die Anleitung auf der Sony Seite zur Entsperrung des Bootloaders heranzuziehen.

    Schnell installiert

    Weiterhin werden noch ein paar Tools benötigt. Fastboot und Android Platform Tools sind schnell aus den Repositories gängiger Distributionen installiert. Bei Debian-basierten Distributionen genügt hierzu der Befehl # apt install android-tools-adb.

    Sailfish X
    Bootloader freischalten

    Bootloader freischalten

    Die Schritte auf dem Telefon zum Aktivieren des Entwickler- und des USB-Debugging-Modus sowie der Einstellung zum Freischalten des Bootloaders sind einfach nachzuvollziehen und in der Sony Anleitung bis auf einen Punkt gut beschrieben. Im Kapitel zum Generieren des Unlock-Codes fehlt ein Hinweis, welcher IMEI-Code bei einem Dual SIM Gerät angeben werden muss (der Tastaturcode auf dem Gerät gibt neben zwei IMEI Codes auch zwei Erweiterungen aus).

    Ich habe den Code des ersten SIM Slots verwendet, dabei muss mir auch ein Fehler unterlaufen sein, denn der erste Freischaltversuch funktionierte nicht und der Fastboot- Befehl zum OEM-Unlock wurde nicht eindeutig quittiert.

    Die Spannung steigt

    Mit einem zweiten neu erzeugten Code funktionierte es dann problemlos. Die Installation des OS war dann spannend, denn ein neues Gerät mit ordentlichem Wert seines ausgelieferten Betriebssystems zu berauben und das ohne Garantie auf Erfolg, ließ mich doch nicht ganz kalt.

    Kleinere Wartezeiten bei der Ausführung und ein Screen voller kryptischer Zeichen beim ersten Booten reduzierten die Anspannung nicht. Seitdem bootet das aus meiner Sicht sehr stilvolle OS aber klaglos und versieht flüssig seinen Dienst.

    Schnelle Eingewöhnung

    Mit der auf Wischgesten basierenden Bedienung kam ich nach einem Tag Eingewöhnung gut zurecht. Der App-Store ist immer noch sehr übersichtlich, sodass die Android Unterstützung doch sehr fehlt. Übrigens habe ich bei Jolla gelesen, dass mit der kommerziellen Version die Android Unterstützung von 4.4 auf 8.1 angehoben werden soll.

    Sailfish X
    Experiment geglückt

    Nicht ganz wunschlos glücklich

    Nach zwei Wochen Einsatz zeigte sich, dass die Primärfunktion, das Telefonieren auf diesem Gerät nicht ohne Tücken ist, hin und wieder mangelnde Verbindungsqualität (mittlerweile im D1 Netz) und ungewollte Aktionen führe ich auf die Software zurück. Mein wichtigster Wunsch für eine native App wäre ein Threema-Client ohne Google-Cloud-Messaging. Notgedrungen bin ich auf SailorGram 0.9 Alpha Fork ausgewichen, was aber aus den Open Repros installiert werden muss!

    Erstaunlich gut funktioniert auch der Browser, wenn auch YouTube-Videos nicht die ganze Displaygröße verwenden und Amazon Prime Video und Netflix bis zur Android-Unterstützung außen vorbleiben.

    Die Herstellung von Bluetooth-Verbindungen war nicht immer erfolgreich, meine Autofreisprecheinrichtung ließ sich vom Telefon aus noch recht einfach herstellen, ein JBL Flip 4 Lautsprecher wollte sich aber einfach nicht mit dem Gerät verbinden.

    Sailfish bleibt

    Trotzdem rechne ich nicht damit, in nächster Zeit zu Android oder iOS zurückzukehren, denn das recht ausgereifte Sailfish-Betriebssystem gefällt mir trotz einiger kleiner Unstimmigkeiten richtig gut.

  • Zwei aktuelle Linux-Notebooks aus 2018

    Photo by Aaron Burden on Unsplash

    Linux-Notebooks haben Konjunktur. Einige Anbieter haben Notebooks im Sortiment, die sie alternativ auch mit Linux anbieten. Interessanter ist aber die steigende Zahl von Ausrüstern, die sich auf Linux-Notebooks spezialisieren und ihre Produkte und die verwendeten Linux-Distributionen in unterschiedlicher Ausprägung aneinander anpassen.

    Linux-Notebooks haben Konjunktur

    Zu diesen Anbietern zählen unter anderem Purism und System 76 aus den USA, Entroware und Station X aus Großbritannien sowie aus deutschen Landen Tuxedo Computers.

    In den letzten Monaten gingen zwei dedizierte Linux-Notebooks von Purism und Tuxedo Computers über meinen Schreibtisch. Von Tuxedo Computers kommt das InfinityBook Pro 14 v3, aus den USA das Librem 15 v3 von Purism.

    Elegante Erscheinungen

    Beides sind leichte Subnotebooks im Alu-Kleid, auf den ersten Blick unterscheiden sie sich hauptsächlich durch den Anschaffungspreis. Im Verlauf meiner Tests zeigten sich jedoch weitere Unterschiede, die den fast doppelt so hohen Preis des Librem 15 verständlicher machen.

    InfinityBook Pro 14

    Schauen wir uns zunächst das InfinityBook Pro 14 von Tuxedo Computers aus Königsbrunn in Bayern näher an. Wie auch das Librem 15 liegt das InfinityBook Pro 14 in der mittlerweile dritten Auflage vor. Die Abmessungen betragen  329,8  x  225,0 x 18,8 mm, das Gewicht liegt bei 1,4 kg.

    In den Formfaktor von 14-Zoll passt Tuxedo Computers ein Display von 35,56 cm ein. Es handelt sich um ein entspiegeltes Full-HD IPS-Panel mit einer Auflösung von 1920 x 1080 Bildpunkten. Ein externer Monitor wird entweder per HDMI oder Thunderbolt angeschlossen und leistet bei 60 Hz maximal 2560 x 1600 oder 3840 x 2160 Bildpunkte bei 30 Hz.

    Mattgraues Aluminium

    Das Gehäuse ist aus mattgrauem Aluminium und trägt das Tuxedo-Logo auf dem Deckel. Fingerabdrücke haben auf der Oberfläche fast keine Chance. Der Rahmen um das Display ist wegen des besseren WLAN-Empfangs aus Kunststoff gefertigt. Die restlichen Komponenten der Unibody-Display-Oberschale, Gehäuse-Unterschale und Tastatur-Schale – sind allesamt aus Aluminium.

    Der untere Gehäusedeckel kann zur Reinigung oder zum Austausch von Komponenten mit 11 Schrauben komplett abgenommen werden, was die Wartung der Hardware erleichtert.

    Aktuelle Hardware

    In der Standardausführung, für die der Hersteller 897 Euro verlangt, ist eine Intel Core i5-8250U Quad-Core-CPU mit 1,6 – 3,4 GHz mit 15W TDP aus der Microarchitektur Kaby Lake verbaut. Die in der CPU integrierte GPU ist vom Typ Intel UHD Graphics 620. Ist der Leistungsbedarf höher, kann bei Bestellung eine Intel Core i7-8550U CPU mit bis zu 4 GHz bestellt werden.

    Die CPU wird von acht GByte DDR4 SO-DIMM Ballistix Sport LT von Crucial flankiert, die auf 16 oder 32 GByte ausgebaut werden können. Alternativ kann der mit 2.666 MHz etwas höher getaktete Speicher von Samsung auf dem Bestellzettel angekreuzt werden.

    Speicher bis 6 TByte

    Als Festplatte kommt standardmäßig eine 250 GByte Samsung 860 EVO als M.2-Stick zum Einsatz. Hier bestehen Aufrüstmöglichkeiten bis zu 2 TByte. Ein Steckplatz für eine 2,5-Zoll HDD oder SDD bleibt im Standard-Lieferumfang leer, kann aber mit einer HDD bis 2 TByte oder einer SDD mit bis zu 4 TByte bestellt werden.

    Außenauftritt

    Für die Verbindung nach draußen per WLAN und Bluetooth ist ein Steckmodul Intel Dual AC 8265l im M.2-Format vorhanden. Zusätzlich kann im gleichen Format für 129 Euro ein LTE/UMTS-Modul ME936 von Huawei bestellt werden. Die Tastatur ohne Zahlenblock ist beleuchtet und weist selbstredend auf der Super-Taste einen Tux auf.

    Thunderbolt 3 inklusive

    Auch an Schnittstellen fehlt es dem InfinityBook Pro 14 nicht. Neben drei USB-3.1-Ports – eine davon ist als USB-3.1-C-Gen2 auch für Thunderbolt 3 ausgelegt – ist ein Mini-DisplayPort, ein HDMI-Port und ein 9-in-1 Card Reader vorhanden. Im Gegensatz zu vielen anderen Ultrabooks weist das InfinityBook auch eine Ethernet-Buchse für GBit-Lan auf, der dafür zuständige Chip ist ein Realtek RTL811PCI Express Gigabit Ethernet Controller.

    Der nach Abnahme der Bodenplatte austauschbare Lithium-Ionen Akku leistet 36 Wh, was 900 mAh entspricht. Eine Webcam mit zwei MP und High Definition Audio, das zwei Lautsprecher mit 2 x 2 Watt befeuert runden das Gerät ab.

  • Der Code of Conduct und ein fehlender Kernel

    Code of Conduct
    Bild: Penguins | Quelle: pxhere | Lizenz: CC0
      Eigentlich haben viele im Linux-Dunstkreis heute Morgen beim Öffnen ihres Feed-Readers erwartet, die Veröffentlichungsnotiz für Linux 4.19 vorzufinden. Da war aber nichts. Der Grund für die Verspätung ist vermutlich die heutige Eröffnung des Open Source Summit in Edinburgh. Wenn es also keinen neuen Kernel gab, entschloss ich mich, zunächst einen Blick auf den nicht unumstrittenen Code of Conduct (CoC) und die Ereignisse der letzten Tage drumherum zu werfen.

    Neuer Code of Conduct

    Der neue Code of Conduct wurde ohne Öffentlichkeit etwa zeitgleich mit dem Beginn von Linus Torvalds Auszeit in den Kernelbaum eingebracht. Greg Kroah-Hartman hat das zwar als übliches Verhalten bei Dingen bezeichnet, die unter Richtlinien subsummiert werden können oder kontrovers sind. Aber in der gegebenen Situation sorgte ein neuer, still und leise eingebrachter Verhaltenscodex für Irritation bei vielen Entwicklern.

    Kritik am CoC

    Allgemein wurde erwartet, dass der Kritik an einigen Punkten des CoC noch vor der Veröffentlichung von Kernel 4.19 und dem Konferenzbeginn in Edinburgh Rechnung getragen würde. So hat Kroah-Hartman dann auch am Samstag eine Patch-Serie eingereicht, die sich einigen dieser Kritikpunkte annimmt und zudem ein Papier mit einer »Gebrauchsanweisung« hinzufügt.

    Rolle der Maintainer

    Bei den Änderungen ging es beispielsweise um die Rolle der Maintainer, die in der Originalfassung für die Durchsetzung des CoC zu sorgen hatten oder mit einem Nachspiel rechnen mussten. Das hat verständlicherweise für Unruhe gesorgt und so wurde dieser Passus gestrichen. Diesmal wurden die Änderungen einer größeren Anzahl an Entwicklern vorgelegt, bevor die Patches rausgingen.

    In the end, „be kind to each other“ is really what the end goal is for everybody. GKH

    Gebrauchsanweisung

    Großen Raum nimmt der Patch mit der Code of Conduct Interpretation ein, die erklärt, wie der CoC zu handhaben ist. Das Dokument stellt klar, dass man zwar freundlicher miteinander umgehen will, dass das aber nicht bedeutet, dass das Maß an Kritik, das den Einreichungen der Entwickler entgegengebracht wird, abnimmt. Der Entwicklungsprozess habe sich als der robust erwiesen, so wie er ist. Die Verantwortung der Maintainer in Bezug auf den CoC wird als der Wille, durch gutes Beispiel zu führen definiert. Es geben aber keine neuen Anforderungen an die Maintainer, das Verhalten anderer Entwickler direkt in irgendeiner Weise zu handhaben. Sie sollen allerdings versuchen, aufkommende Probleme zu lösen und wenn nötig an das »Technical Advisory Board« (TAB) oder die Mediatorin Mishi Choudhary heranzutragen.

    Alles rein menschlich

    Da viele Menschen an diesem Projekt arbeiten, wird es immer wieder menscheln und dabei auch Ausrutscher geben. Diese können nach dem neuen CoC wie ein Fehler im Code einer Software behandelt werden. Wenn also jemand in einer Mail unerwünschte Ausdrücke verwendet, kann jemand, der sich davon negativ angesprochen fühlt, einen Bug eröffnen, um die beanstandete Stelle abzuändern. Das gilt allerdings nicht rückwirkend. Linus Torvalds frühere verbale Entgleisungen bleiben uns in seinen alten E-Mails also auch künftig erhalten. Mittlerweile ist dann auch Linux 4.19 samt der Änderungen am CoC von Kroah-Hartman veröffentlicht worden, der damit den Staffelstab wieder an Torvalds zurückgibt.