Bund und Länder wollen digitale Souveränität stärken

Reichstag

In Deutschland tun sich Bund, Länder und Gemeinden schwer, wenn es um die Abkehr von proprietärer Software in den Regierungsstellen und der Verwaltung geht. Das reicht von vielen Absichtserklärungen, die entweder viel zu langsam oder nicht konsequent umgesetzt werden bis hin zu Rückschritten wie der Abkehr von Linux im Münchner Limux-Projekt.

Absichtserklärung von Bund und Ländern

Gestern veröffentlichte der Beauftragte der Bundesregierung für Informationstechnik eine weitere Absichtserklärung »zur Stärkung der Digitalen Souveränität und gemeinsamen Erarbeitung des Souveränen Arbeitsplatzes«. Dies ist der erste Schritt zur Umsetzung der gleichnamigen Strategie, die Bund, Länder und Kommunen im IT-Planungsrat Anfang 2021 beschlossen hatten. Diese besagt, dass »verschiedene Vorhaben zur Erarbeitung von Alternativen im Bereich Arbeitsplatz auf den Weg gebracht« werden sollen. Der Begriff der »Digitalen Souveränität« steht dabei für die Abkehr von den Abhängigkeiten proprietärer Softwarevertriebsmodelle und die Verwendung von Open Source, wo immer möglich.

Ziel ist der Souveräne Arbeitsplatz

In einer gemeinsamen Absichtserklärung vereinbaren die CIOs (Chief Information Officer) der neun Bundesländer Baden-Württemberg, Bremen, Hamburg, Hessen, Niedersachsen, Rheinland-Pfalz, Schleswig-Holstein, Sachsen-Anhalt und Thüringen, diese Vorhaben zu synchronisieren und abgestimmt fortzuführen. Für den Bund unterzeichnete Bundes-CIO Markus Richter. Konkret geht es um die »Erarbeitung eines Souveränen Arbeitsplatzes für die Öffentliche Verwaltung, der seinen Nutzern Basisfunktionen in den Bereichen Produktivität (u.a. Textverarbeitung), Kollaboration (u.a. organisationsübergreifende Zusammenarbeit) und Kommunikation (u.a. Videokonferenzen) bereitstellt«. Um eine breite Verfügbarkeit zu garantieren, soll die Lösung perspektivisch über die im Aufbau befindliche Deutsche Verwaltungscloud (PDF) bereitgestellt werden.

Schleswig-Holstein ist mit seinem Digitalminister Jan Philipp Albrecht bereits einen Schritt weiter auf einem konsequenten Weg (PDF), bis Ende 2026 Microsoft Office durch LibreOffice und in der Folgezeit Windows durch Linux zu ersetzen. Ein aktuelles Interview mit dem Minister hat das c’t Magazin geführt.

Kommentare

8 Antworten zu „Bund und Länder wollen digitale Souveränität stärken“

  1. Avatar von kermet
    kermet

    soll die Lösung perspektivisch über die im Aufbau befindliche Deutsche Verwaltungscloud (PDF) bereitgestellt werden.

    Die sind ja witzig. Öffnet man die PDF Datei, dann steht im Browsertab „Microsoft Word -202011…“ als Überschrift drin.

    1. Avatar von Ferdinand

      Hihi, das passt doch mal wieder.

    2. Avatar von perko
      perko

      Das an sich ist nicht so schlimm. Der Bund und die Länder wollen weg davon. Wir möchten den Bund nicht dafür vereufeln dassimmer noch propräritäre Software in der Bundesverwaltung in Einsatz ist.

      Das ist eine Absichtserklärung, nichts Verbindliches. Ein gutes Beispiel sind die Absichtserklärungen der vergangenen Klimakonferenzen.

      Die Strategie ist schon zumidest anskizziert. Interessant ist dass in dem angehängtem Strategiepapier die Analyse bestehender Lösungen, vom Bundesministerium des Inneren für Bau und Heimat beauftragt wurde und die Ergebnisse und das Papier 1 Jahr alt sind. Es sind 9 CIO’s benannt worden ,und ein Bundes CIO. Der Bund hat aber 16 Länder, NRW und Bayern sind nicht aufgelistet.

      Das Strategiepapier erinnert ein Wenig an die Zeit als es noch kein Ethernet und IP gab. Und alle die ein Netz betrieben haben, wollten einen gemeinsamen Standard. Daraus ist dann Ethernet und IP geworden. Ethernet ist ein Standard geworden, IP nur ein RFC.

      Ich muss ehrlich sagen, ich bin froh dass da ein Glossar in dem Dokument angehängt ist, ansonsten würde ich die verwendeten Fachbegriffe (*cloud) nicht verstehen in welchem Kontext sie benutzt worden sind.

      Schauen wir mal. Momentan hilft nur abwarten und Tee trinken.

      1. Avatar von kermet
        kermet

        In dem Dokument habe ich jetzt schon einen Fehler gefunden:

        Seite 9:

        2.2.

        1.Entwicklung und Entwicklungsplattform: Einheitliche Plattformen, Prozesse und Architekturvorgaben zur Entwicklung von Anwendungen

        Bedeutung: kein crossplattformfähiger Code, die Architektur und Plattform ist fest vorgegeben. Falls also Windows oder Linux, kein FreeBSD, kein Haiku und somit kein Ausweichplan im Falle eines schwerwiegenden sicherheitskritischen Fehlers, der nicht so leicht behoben werden kann.

        Gut finde ich aber, dass man den Quellcode und nicht nur binäre BLOBs haben will:

        3.Code Repository: Standardisierte Verwaltungsumgebungen zur Versionierung von Anwendungs-Code und zentrale Spiegelung bzw. Ablage der dezentralen Quellcodes mit deren Dokumentation

        Ebenso ist gut, dass sie länderübergreifend den Code teilen und somit nutzen dürfen (Seite 10):

        Anwendungen des Bundes, eines anderen Landes oder einer anderen Kommune innerhalb der eigenen Cloud-Lösung übernehmen, betreiben und damit (technisch) ohne Lizenzbeschränkungen wiederverwenden können (Standards bei Entwicklung und Entwicklungsplattform).

        Schlecht finde ich wiederum, dass es wohl auf Java oder C# (Mono) hinauslaufen wird (Seite 11):

        7.Die mehrfache Verwendung einmal entwickelter Lösungen in unterschiedlichen Kontexten bzw. bei unterschiedlichen Betreibern innerhalb der öffentlichen Verwaltung ohne Anpassung von Code („Build once, run anywhere“) ist möglich.

        Von „same code, build anywhere“ steht da nämlich nichts.

        Und damit gibt’s leider den nächsten Fehler. Es bedeutet auch kein Rust als mögliche Programmiersprache für sicherheitskritische Anwendungen.

        1. Avatar von MaximilianMustermann
          MaximilianMustermann

          FreeBSD und Haiku sind nicht leistungsfähig genug um ernsthaft genutzt zu werden.

        2. Avatar von schaf
          schaf

          Bedeutung: kein crossplattformfähiger Code, die Architektur und Plattform ist fest vorgegeben. Falls also Windows oder Linux, kein FreeBSD, kein Haiku und somit kein Ausweichplan im Falle eines schwerwiegenden sicherheitskritischen Fehlers, der nicht so leicht behoben werden kann.

          Das ist praktisch aber auch kaum anders möglich, da man sich sonst überall auf den kleinsten gemeinsammen Nenner beschränken oder einen gigantischen Aufwand betreiben müsste, um so eine Parallel-Veranstaltung in der Hinterhand zu haben, die sich dann in vielerlei Hinsicht doch anders verhält.

          Schlecht finde ich wiederum, dass es wohl auf Java oder C# (Mono) hinauslaufen wird (Seite 11):

          Von “same code, build anywhere” steht da nämlich nichts.

          Dabei wird es vor allem darum gehen, dass man fertige Lösungen produziert, die am Einsatzort nur noch „eingeschaltet“ werden müssen und sich überall gleich verhalten. Am besten lassen sich solche Anforderungen IMHO durch Container oder VMs erfüllen. Kubernetes gibt es eben überall.

  2. Avatar von Holger Weißgerber
    Holger Weißgerber

    Gespannt erwarte ich den Tag, an dem den Ankündigungen, auch Taten folgen und konkrete Programme initiiert, aufgelegt und umgesetzt werden. Wie wäre der verpflichtende Einsatz von OSS Lösungen in allen Landes- und Bundesbehörden, Ämtern und Institutionen? Alles andere sind leere Ankündigungen und eine hinhaltende Wand aus vielen Nebelkerzen. Aber allein der Förderalismus wird eine flächendeckende Umsetzung ausbremsen bzw. verhindern. Interessen bestimmter Parteien, Akteuren und Shareholdern sind auch noch nicht angesprochen. Allerdings zeigt die Vergangenheit auch, dass viel zu wenig Änderungswille bei den Verantwortlichen besteht.

  3. Avatar von perko
    perko

    Ich muss sagen, ganz ehrlich bin ich als IT-affiner Mensch von dem Stategiepapier enttäuscht. Mir ist die darin verwendete Sprache zu speziell und die darin verwendeten Begriffe sind in 5 Jahren nicht mehr in „aktuell“. aka Web 2.0. als Beispiel.

    Und so wirklich wenn ich das Strategiepapier als Endkunde, was ich ja bin als Bundesbürger, durchlese, verstehe ich es nicht wirklich was die Strategie von dem IT-Plannungsrat da ist. Nicht ohne es zwei bis 3 mal zu lesen, im Glossar zu schauen usw. Für mich ist das zu kompliziert.

    Da ich momentan ein sehr ähnliches Thema bearbeite bin ich auf eine Absichtserklärung von der RIPE NCC gestossen. Die haben eine „Absichtsekrlärung“ zu Ihrer eigenen Stategie veröffentlicht. Wer sich die Zeit nehmen möchte dann vergleicht mal die beiden Dokumente, bezüglich Inhalt, Verständlichkeit und Länge. Das Resultat ist unter dem Strich sehr Ähnlich. Der Weg unterscheidet sich und die Sprache. Das Dokument ist ganz aktuell nicht mal eine Woche ist es her:

    https://labs.ripe.net/author/felipe_victolla_silveira/ripe-ncc-cloud-strategy-framework/

    Es ist noch kein Meister von Himmel gefallen, aber da sind Welten dazwischen. Man merkt ganz deutlich wer viel schreibt und wenig sagt. Ich wünschte unser Bundes IT Plannungsrat würde solche Absichtserklärungen von sich geben wie die RIPE NCC das macht.

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