Bezahlbarer RISC-V-SBC im Raspberry Pi-Format

Auf dem gerade zu Ende gegangenen RISC-V Summit 2021 stellte das in Shanghai beheimatete und von RISC-V-Pionier SiFive mitbegründete Unternehmen StarFive Technology Co., Ltd. in einem Lightning Talk mit dem VisionFive V1 einen für Linux ausgelegten Einplatinenrechner mit RISC-V-Prozessor vor. Der VisionFive V1 ist mit einem Preis von 149 USD vergleichsweise erschwinglich und ab sofort verfügbar. Eigentlich sollte das Board mit RISC-V-Chip als BeagleV erscheinen, das Projekt wurde aber bereits im Sommer von BeagleBoard.org eingestellt.

SoC mit Kernen von SiFive

Der Rechner, der mit 100 x 73 mm etwas größer als ein Raspberry Pi 4 ist, wird von dem 1,5 GHz leistenden und mit 2 Kernen vom Typ SiFive U74 ausgestatteten SoC JH7100 motorisiert, der von 8 GByte LPDDR4 RAM unterstützt wird. Die Platine bietet 4 x USB 3.0 Typ-A und einen Typ-C-Anschluss für die Stromversorgung. Neben WLAN nach Standard IEEE 802.11n und Bluetooth 4.2, HDMI 1.4 und Gigabit Ethernet sind eine 3,5 mm Klinke und ein SD-Kartenslot verbaut. 40 GPIO-Anschlusspfosten sowie zwei MIPI-DSI und -CSI-Anschlüsse für den Anschluss kompatibler Kameras, Displays und anderer Geräte komplettieren die Ausstattung.

Entwicklung visueller Verfahren

Der Chip von SiFive bietet KI-Funktionen in der Form eines Nvidia Deep-Learning-Accelorators (NVDLA) und Bild-/Videoverarbeitungs-Subsystemen für Computer Vision und andere maschinelle Lernaufgaben und soll Hardware-beschleunigte Videodekodierung für 4K-Videos mit bis zu 60 Hz oder zwei 4K/30Hz-Displays bieten. Softwareseitig setzen die Entwickler von StarFive auf Fedora 33 (ein Image liegt auf GitHub bereit) und unterstützen zusätzlich Yocto, Buildroot, FreeRTOS und Zephyr. Weitere Distributionen sollen folgen.

Am Ende seines Vortrags triggerte Chin Hu Ong bereits einen für 2022 zur Veröffentlichung vorgesehenen rechenstärkeren Nachfolger für den VisionFive V1. Der VisionFive V2 soll mit einem StarFive JH7110 Vision SoC ausgestattet sein, der vier Kerne, integrierte GPU, PCIe 2.0 und HDMI 2.0 bieten soll. Der VisionFive V2 scheint für alltägliche Aufgaben daher besser gerüstet zu sein als der recht spezielle V1, der RISC-V-Computing erstmals in erschwingliche Sphären bringt.

Kommentare

16 Antworten zu „Bezahlbarer RISC-V-SBC im Raspberry Pi-Format“

  1. Avatar von Andre R.
    Andre R.

    Hmmm, F33. Richtig brandaktuell!
    Laufen die Dinger denn mit einem Mainline Kernel oder hängt man auf der Gammelware fest?

    1. Avatar von Ferdinand

      Auf GitHub steht:
      Changes:
      Using the 5.15.0 LTS kernel with RPM package;
      Using the latest 5.16-rc2+ kernel – starfive-tech/linux with tag linux_5.16_rc2_2021.11.27;

  2. Avatar von sebastian
    sebastian

    Hat man auch irgendeinen Vergleich was so die „Leistung“ der CPU angeht im Hinblick auf einen kleinen Bastel-/Homeserver? **
    Würde mich gerne so einen RISC-5 ins Haus stellen, einfach nur weil mir der offene Gedanke dahinter gefällt 🙂

    Gruß

    **Missbrauche im familiären Umfeld die Raspis als Netxcloudserver um lokale Sicherungskopien vorzuhalten.. aber so eine 3er Himnbeere ist schnell überfordert wenn viele kleine Daten gesichert werden wollen, da die CPU sichtlich überfordert ist mit dem php-gedöns (jeder php-fpm Prozess hat für 3-5 Sekunden 100 % Last, egal ob die Datei 4 Kbyte oder 4 Mbyte hat).

    1. Avatar von Ferdinand

      Ich habe keinen direkten Vergleich gefunden, aber die Leistung soll in etwa dem des Arm Cortex-A55 entsprechen. Ich werde auf die Nachfolgeversion warten.

    2. Avatar von Raufaut
      Raufaut

      Wie wäre es, für einen solchen Einsatzfall die richtige Hardware zu wählen, dann entstünde dieses Problem erst gar nicht. In diesem Fall sitzt das Problem vor der Hardware. Das ressourcenhungringe fpm Framework auf dieser Hardware zu betreiben, ist nicht gerade eine durchdachte Idee.

      1. Avatar von kamome
        kamome

        Ja – aber _muss_ nicht an FPM liegen, auch ein Apache kann mal hochdrehen, oder die Speichermedien für IOWait sorgen (was sich, je nach Betrachtungsweise, als CPU-Last darstellen kann).

        Wenn so ein System z. B. von einer SD-Karte läuft, sollte die schon eine Klasse A2 sein.

        1. Avatar von sebastian
          sebastian

          Läuft mit lighttpd und der IO_wait hät sich in Grenzen auf der billigen USB HDD 😉

          Wenn eine große Datei synchronisiert wird, dann schreibt es sich (für mich ausreichend) fix mit 8-11 Mbyte / sec durch und die CPU Last geht einmal hoch und danach sauber bei 30 % auf einem Kern solange die Datei geschrieben wird.

          Daher meine ich, dass es an der CPU liegt. Gleiches System auf einem Odroid mit seinen 4+4 Kernen.. rennt durch wie Schmitz‘ Katze 😉

          Aber dennoch danke ich für die Antworten auf meine Frage „ungefährer Leistungsvergleich in relation zu einem Raspi“! 😉

          Gruß

      2. Avatar von sebastian
        sebastian

        Hm.. danke für den Lacher 🙂

    3. Avatar von tuxnix
      tuxnix

      Entwicklerboards haben oft noch nicht die ausgereiften Treiber um die Hardwarefähigkeiten auch abzurufen. Sie heißen Entwicklerbords weil noch einiges an Software-Entwicklung fehlt. Bei den RISC-V Boards wäre ich erst einmal mit dem Kauf zurückhaltend, bis die ersten Testberichte verfügbar sind. Trotzdem ist diese News klasse und zeigt eine tolle Perspektive auf.

      1. Avatar von sebastian
        sebastian

        Also insgesamt habe ich 3 Raspis + einen Odroid

        • 1x Temperaturlogging mit Grafana und 4 Sensoren,
        • 1x als Pi-hole Werbeblocker und als Monitor für meinen SMA SunnyBoy,
        • 2x als Nextcloud-Instanz mit jeweils einer einfachen USB-Platte auf /var gemounted

        seit ~3-4-5 Jahren einwandfrei und der Odroid mit seinen 4+4 Kernen erledigt seit ~2 Jahren seine Aufgaben einwandfrei, laufen Tag und Nacht geräuschlos durch (deswegen ja auch „Bastelplatinen“ weil wegen 2-4 Watt im Leerlauf), aus meiner Anwendersicht ist da alles ausgereift. Und da ich den 3er Pi als auch den Odroid sehr gut miteinander vergleichen kann tat sich hier meine Frage auf, die zwar immer noch nicht beantwortet wurde, aber dafür bekam ich eine Menge Antworten die ich gar nicht suchte ^^

        Ich denke aber, dass ich die erste Version vom hier vorgestellen „Bastelrechner“ auslassen werde und mir, wie Ferdinand, eine zweite oder dritte Revision bestellen werden, wenn die Macher von https://dietpi.com/ dafür ein Debian-basiertes OS anbieten wollen/können.

        Gruß

        Ps: sicherheitshalber hier noch mal meine bisher unbeantwortete Frage:
        „Hat man auch irgendeinen Vergleich was so die “Leistung” der CPU angeht im Hinblick auf einen kleinen Bastel-/Homeserver? “

        Pss: „ungefähre Leistung eines Cortex-A55“ hilft mir leider nicht ganz bei der Einordnung, auf einer anderen Webseite stand was von „eine 1000-Kern-CPU davon so schnell wie 40 XEON bei 20 % Verbrauch“, aber auch das hilft mir jetzt leider nicht soooo unbedingt weiter ^^

        1. Avatar von tuxnix
          tuxnix

          Einfach abwarten bis die ersten Testberichte raus sind. Dann weiß man mehr. Bedenke auch, dass sich bei einer neuen Plattform auch die Befehlssätze ändern. Bis alle Software in der Wunschdistribution störungsfrei verfügbar ist, kann auch noch etwas Zeit vergehen.

  3. Avatar von MaximilianMustermann
    MaximilianMustermann

    Huii…. da juckt es ja richtig im Bestellfinger.

  4. Avatar von Nick
    Nick

    Auch wenn ich absolut für freie moderne Architekturen bin, so ist mir alles auf Basis von RISC-V bislang effektiv bei weitem zu leistungsschwach. Da muss sich noch viel mehr bewegen und insbesondere mit weitaus mehr Kernen. Ich nutze ja bislang einen Rock Pi 4 für vielfältige Aufgaben, der überaus zufrieden stellt. Allerdings taugt dieser noch nicht um mein Desktop System mit AMD CPU adäquat zu ersetzen. Doch glücklicherweise wird der in Kürze kommende Rock Pi 5 (RK3588) dazu in der Lage sein, zumal diese CPU praktisch die doppelte Leistung meiner betagten AMD CPU aufweist, die bislang völlig ausreichend gewesen ist. Von daher ein sehr attraktiver Anreiz nun auf eine Architektur zu wechseln, die zudem gänzlich frei bzw. quelloffen vertrieben wird. Dann hat man endlich auch die Hardware vertraulich unter Kontrolle, und das ohne Abstriche bezüglich der Performance machen zu müssen. Zudem lassen sich diese SBC mühelos und kostengünstig zu Clustern zusammenschließen, was die Leistung wiederum signifikant steigert.

    1. Avatar von kermet
      kermet

      Eine freie Architektur garantiert noch längst nicht, dass der eigentliche Siliziumchip dann ohne Hintertürchen ist.
      Und dann ist dier Chip auch noch aus China.

      1. Avatar von tuxnix
        tuxnix

        Zweifelsohne könnte man in China Hintertürchen ins Silikon bauen. Aber wenn man ehrlich ist, muss man sich auch eingestehen, dass dies die jahrzehntelange Praxis der USA ist.

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