Autor: sla

  • Erfahrungsberichte: Reise zu Linux von Wolfgang

    Photo by Jay Ruzesky on Unsplash

    Schon früh wurde ich durch Aufsätze in Fachzeitschriften auf das Betriebssystem UNIX aufmerksam, das mein Interesse erregte. UNIX galt als stabiles und vielseitiges System, zu jener Zeit war es jedoch nur auf teuren Workstations lauffähig. Etwa Mitte der 1980er Jahre hatte ich dann die erste Berührung mit einem der damals neuen Personal Computer.


    Ich konnte meinen Arbeitsplatz mit einem „Decision Mate“ von NCR, der unter dem Betriebssystem CP/M lief, ausstatten. Einige Jahre später, als die „IBM-Kompatiblen“ den Markt beherrschten, wurde neue Hardware angeschafft. Diese lief zunächst unter mit MS-DOS, ergänzt durch die „grafische Benutzeroberfläche Windows 3.1“. Die Reihe der Betriebssysteme setzte sich dann in bekannter Weise fort. In dieser Zeit erstellte ich einige Programme in dBase2, Turbo Pascal und Turbo C, um betriebliche Abläufe zu vereinfachen.

    Zu Beginn der 1990er Jahre erhielt ich endlich – neben meiner eigentlichen Arbeit – Gelegenheit zur praktischen Beschäftigung mit einem UNIX-Server. Mithilfe von Fachliteratur machte ich mich mit der grundlegenden Arbeitsweise und den Möglichkeiten von UNIX vertraut. Irgendwann erfuhr ich, dass ein finnischer Student ein Betriebssystem entwickelt hatte, das Fähigkeiten von UNIX besitzen und auf PC-Hardware laufen sollte. Als dann ein Geschäftspartner mich mit der OpenSource-Software bekannt machte, wurde der Aufbau einer kostengünstigen auf LINUX basierenden Netz- bzw. Serverstruktur möglich.


    Nachdem meine berufliche Tätigkeit 2006 endete und ich über mehr Zeit verfügte, konnte ich mein privates „IT-Umfeld“ nach meinen Wünschen gestalten. Die Hardware besteht vorwiegend aus gebrauchten Geräten (u.a. solchen, die von Windows-Usern ausrangiert wurden). Am Anfang stand Debian 5.0. Später erschien mir Ubuntu, zunächst in der Version 11.04, um einiges komfortabler. In Xubuntu fand ich schließlich das für meine Ansprüche geeignete System. Ich schätze die einfache und übersichtliche Oberfläche, die auf alles Überflüssige verzichtet, und bin damit bis heute zufrieden. Allerdings probiere ich hin und wieder andere Distributionen aus, um möglicherweise doch noch eine Alternative zu finden.

    Die reichhaltige Auswahl an Anwendungen lässt in Bezug auf meine Arbeitsgebiete keine Wünsche offen. Ich benutze – um nur einige zu nennen – Gwenview zum Überblick über meine Fotosammlung, Impress für die Ausarbeitung von Präsentationen und ffDiaporama für die Zusammenstellung von Ton-/Bild-Schauen. Mit
    Ardour bearbeite ich Audio-Aufnahmen. Zum Schneiden von Video-Filmen verwende ich im Moment noch Kdenlive, probiere aber daneben weitere aus.

    Um meinen musikalischen Interessen nachgehen zu können, beschäftige ich mich außerdem noch mit Musescore3, Frescobaldi und GNU Solfege. Zur Bearbeitung von Medien hat sich das auf MX basierende Betriebssystem AVL-MXE bei mir als nützlich erwiesen, da dieses bereits zahlreiche einschlägige Tools mitbringt.
    Grundsätzlich besteht hardwaremäßige Trennung zwischen Produktions- (offline) und Kommunikationsrechner (online). Betriebssysteme installiere ich ausschließlich auf SSD- Laufwerken mit 120 GB. Daten stehen nach wie vor auf Festplatten.

    Durch die Verwendung von Wechselrahmen kann ich die (Daten-)Platten bei Bedarf – z. B. bei Aktualisierung, Neuinstallation oder Test – herausnehmen, um sie vor Fremdzugriffen zu schützen. Gelegentlich tauchten Hardware-Unverträglichkeiten auf, so beim Einsatz einer Grafikkarte von Nvidia und bei der Installation einer neueren Xubuntu-Version auf einem Rechner mit Ryzen3-Prozessor. Störungen und sonstige Probleme sowie Hinweise zu deren Behebung notiere ich seit mehreren Jahren in einem (handgeschriebenen) „Logbuch“, das inzwischen zu einem bescheidenen kleinen Nachschlagewerk angewachsen ist.

    Meine früheren Erfahrungen aus der Windows-Welt sind schon lange nicht mehr präsent. Ich kann nicht nachvollziehen, weshalb der Umgang mit LINUX immer wieder als kompliziert oder schwierig angesehen wird. Ich schätze vor allem die einfache und sichere Installation, die größtenteils automatisch abläuft und (sofern die Hardware kompatibel ist) so gut wie keine Vorkenntnisse erfordert. Obwohl ich längst nicht alle Möglichkeiten, die das System bietet, beherrsche, fühle ich mich inzwischen in der LINUX-Welt heimisch und möchte sie nicht mehr missen.


    Zeitweise hatte ich den Eindruck, dass vor allem Menschen der jüngeren Generation sich mit LINUX beschäftigen, doch das Bild scheint zu täuschen. Immer wieder treffe ich auch Personen im vorgerückten Alter, die das System nutzen und damit zufrieden sind. Vor ein paar Jahren fand ich Kontakt zu einem kleinen Kreis von Interessierten. Die dortigen Teilnehmerinnen und Teilnehmer helfen sich gegenseitig, unterstützen „LINUX-Neulinge“mit Rat und Tat und tauschen miteinander Erfahrungen aus.

  • Erster RC für X.org Server 21.1.0

    X.org-Server

    Das letzte hauptamtliche Release des X.org Servers erfolgte 2018 mit Version 1.20. Mit der zunehmenden Hinwendung zu Wayland ist Red Hat nicht mehr daran interessiert, wie früher das Release-Management für X.org zu übernehmen. Lange fand sich auch keine andere Organisation oder ein Entwickler für die Aufgabe.

    Nach Jahren Release in Sicht

    Das änderte sich vor einigen Monaten, als der unabhängige litauische Entwickler Povilas Kanapickas begann, ein Release vorzubereiten und Anfang Juni einen Entwicklungs-Snapshot mit veränderter Versionierung als xorg-server 21.0.99.1 freigab. Jetzt liegt, knapp hinter dem Zeitplan, ein erster Release Candidate vor. Kanapickas will, sofern notwendig, etwa vierzehntäglich weitere RCs veröffentlichen.

    Ohne XWayland

    X.org Server 21.1.0 wird das erste Release sein, das ohne XWayland ausgeliefert wird, welches vor einiger Zeit wegen der Verzögerungen bei der Veröffentlichung von X.org ausgegliedert und als separates Paket veröffentlicht wurde. Peter Hutterer, Entwickler von Libinput leitet diese Entwicklung in einem sehr informativen Blogpost vereinfacht her.

    Neues Build-System

    Die neue Version wird Meson als Build-System jetzt vollständig unterstützen. Für diese Release-Serie wird das bisher genutzte GNU Build System autotools nochmals mit ausgeliefert, anschließend aber entfernt. Glamor erhält Unterstützung für den Framebuffer Xvfb sowie für XInput 2.4, das Touchpad-Gesten mitbringt. Zudem neu werden variable Bildwiederholraten im Modesetting-Treiber unterstützt. Der DMX DDX-Treiber von X.Org zur Unterstützung von Distributed Multi-Head X wurde entfernt, nachdem der Code bereits seit vielen Jahren nicht mehr richtig funktioniert. Der X-Server meldet zudem nun in mehr Fällen die korrekte DPI-Anzeige, was das
    Rendering von Client-Anwendungen auf High-DPI-Bildschirmen beeinflussen kann. Der Ankündigung ist ein vollständiges Changelog angehängt.

  • Ubuntu Touch OTA-19 wird ausgerollt

    Ubuntu Touch OTA-19 wird ausgerollt

    Das nach einer Testphase nun freigegebene Ubuntu Touch OTA-19 wird in den nächsten Tagen an die unterstützten Geräte ausgerollt, wobei PinePhone und PineTab davon unabhängig aktualisiert werden. Das neue Release basiert immer noch auf Ubuntu 16.04 LTS, die Portierung auf Ubuntu 20.04 LTS »Focal Fossa« ist im Gange, aber noch nicht abgeschlossen.

    Gyroskop und Sensoren

    Halium 7.1 und 5.1 Geräte haben jetzt Zugang zu Gyroskop und Magnetfeldsensoren. Auch eine initiale grobe Implementierung eines Kompasses ist verfügbar, aber noch nicht stabil. Halium 9- und 10-Geräte nutzen sensorfw anstelle der Legacy-Plattform-Api und unterstützen daher zumindest das Gyroskop bereits. Aus bisher unbekannten Gründen ist der Magnetfeldsensor jedoch derzeit nicht korrekt dargestellt. In der Messaging-App wird die Tastatur nicht mehr automatisch eingeblendet, sodass längere Nachrichten zunächst besser lesbar sind, bevor eine Antwort erstellt wird. Einige kleinere Fehler in der Messaging-App bezüglich der Tastatur konnten ebenfalls behoben werden.

    Das Aushandeln der WLAN-Verbindung soll künftig unnötige Passwort-Dialoge verhindern, wenn die Verbindung nicht sofort hergestellt werden kann. Dies reduziert lästige Pop-ups und auch die Erstellung von mehreren Einträgen mit der Bezeichnung (1) (2) usw. für dieselbe SSID.

    Audio und Media-Hub

    Bei Audio wurde ein Fehler behoben, der verhinderte, dass Musik auf Pause gestellt wurde, wenn das Kopfhörerkabel entfernt wurde, und stattdessen die Wiedergabe fälschlicherweise über den Lautsprecher des Geräts fortgesetzt wurde. Ein Fehler im Media-Hub wurde behoben, der das Gerät nach dem ersten abgespielten Musikstück in den Ruhezustand versetzte, was zu einer sehr abgehackten und unterbrochenen Wiedergabe aller nachfolgenden Musikstücke führte. Außerdem wurde das Display dunkel, wenn Remote-Medien abgespielt wurden, die nur Video-Informationen enthielten. Ein weiterer kritischer Fehler im Media-Hub verhinderte, dass das Gerät in den Ruhezustand ging, wenn zwei Audiostücke in schneller Folge abgespielt wurden oder Systemtöne mit einem Song überlappten.

    Neuer Soundeffekt für Kamera und Screenshot

    Kamera und Screenshot erhielten einen neuen Soundeffekt, da der vorgesehene Sound aus dem Android-Container nicht abgespielt wurde. Das Pixel 3a hat einige wichtige Korrekturen erhalten: Beim Herunterfahren bleibt das Gerät nicht mehr hängen, was zu einer vollständigen Entladung des Akkus führte, und auch der Näherungssensor funktioniert jetzt bei Anrufen korrekt. Auch bei der Videoaufnahme gab es in manchen Situationen Probleme mit der korrekten Tonaufnahme, was zu einem Einfrieren der Kamera-App führte. Der Fix könnte das gleiche Problem auch bei anderen Geräten beheben. Weitere Änderungen können der Ankündigung entnommen werden.

  • Erfahrungsberichte: Reise zu Linux von PepeCyB

    Photo by Meg Jerrard on Unsplash

    Meine ersten Gehversuche mit Linux fanden 1992 statt. Weil ich bei meinem Studium immer mehr mit UNIX in Kontakt kam, war mein Interesse an einem „ähnlichen“ System für zuhause geweckt. So versuchte ich mein Glück mit der noch taufrischen SLS Distribution. Im Vergleich zu meinem damals noch genutzten Windows 3.1 war aber alles extrem hakelig und es fraß Tage, bis man Kleinigkeiten eingerichtet hatte. Deshalb fristete es nur ein Nischendasein. Trotzdem hatte mich die Idee und Philosophie hinter Linux schon gefesselt, weshalb ich weiter experimentierte und mit DLD und Slackware zeitweise schon recht ordentlich nutzbare Systeme installieren konnte.

    Der Durchbruch erfolgte 1996 mit SuSE 4.2. Endlich ein System, das sich mit vertretbarem Aufwand auf meiner Hardware installieren und betreiben ließ. Es vergingen wenige Wochen bis ich Windows von meinem Rechner putzte und ich Microsoft-frei wurde. Ich konnte alle Aufgaben mit Linux erledigen (klar, waren da oftmals Kompromisse nötig) und ich blieb SuSE bis zur 8.x-Version treu. Dann folgten, teils aus Neugier, teils aus Unzufriedenheit, Episoden mit zahlreichen Distributionen… Red Hat, Mandrake, Debian, Gentoo, Ubuntu… bis ich bei Mint landete und eine lange Zeit dabei blieb.

    Was ich an Linux bis heute schätze ist, dass ich auch richtig alte Hardware noch recht lange Zeit weiter nutzen konnte. Und alles, was ich am Rechner erledigen muss, ist für mich möglich. Inzwischen bin ich seit etlichen Jahren bei zwei Distributionen hängengeblieben: Debian (wenn es stabil sein muss und irgendwie mit Servern zu tun hat) und Arch für meine täglichen Arbeitsgeräte. Neben alltäglichen Aufgaben, wie Korrespondenz, Planung etc., bietet Linux mir alles für meine „Hobbys“. Hin und wieder programmiere ich (Lazarus, Python, Lisp) ein paar kleine Anwendungen.

    Ich bin außerdem im Bereich „E-Dampfen“ engagiert und nutze meine Linux-Systeme hier auch für Layouts (bin Mitherausgeber eines Magazins, das ich mit Scribus und Gimp gestalte), eBook-Erstellung etc. Für mein anderes Steckenpferd, Gitarre spielen und restaurieren, nutze ich den Rechner ebenfalls intensiv… nur und ausschließlich mit Linux. Kommendes Jahr darf ich dann auch mein 30jähriges feiern. 😀

  • Plasma 5.23 Beta unter Debian testen

    Plasma 5.23 Beta unter Debian testen

    Zum 25. Geburtstag von KDE wird am 12. Oktober Plasma 5.23 veröffentlicht. Vor wenigen Tagen erschien dazu eine Beta-Version mit vielen Verbesserungen gegenüber dem Vorgänger. Diese betreffen unter anderem erwartungsgemäß Wayland, aber auch das Breeze-Theme, das Kickoff-Startmenü sowie die Systemeinstellungen. Als solide Basis setzt Plasma 5.23 auf Qt 5.15 sowie KDE Frameworks 5.86 und bringt die aktuelle Ausgabe von KDE Gear, den ehemaligen KDE Applications mit. Die Ankündigung weist ausdrücklich darauf hin, dass es sich um Beta-Software handelt, die nicht produktiv eingesetzt werden sollte.

    Test auf verschiedenen Plattformen

    Wer allewrdings bereits jetzt einen Vorgeschmack auf die Geburtstags-Edition erhaschen möchte, kann dies unter anderem bei KDE neon oder Arch Linux tun. Jetzt hat sich auch Debian in Form des hier bereits mehrfach vorgestellten Repository von Norbert Preining dazugesellt. Das Repository bietet Plasma 5.23 Beta für Debian Stable, Testing und Unstable an. Bestandsanwender dieses Repositories müssen in der Quellenliste lediglich die Zahl 522 gegen 523 austauschen.

    Neueinsteiger tragen folgende Zeilen in die Quellenliste ein:

    deb https://download.opensuse.org/repositories/home:/npreining:/debian-kde:/other-deps/DISTRIBUTION/ ./
    deb https://download.opensuse.org/repositories/home:/npreining:/debian-kde:/frameworks/DISTRIBUTION/ ./
    deb https://download.opensuse.org/repositories/home:/npreining:/debian-kde:/plasma523/DISTRIBUTION/ ./
    deb https://download.opensuse.org/repositories/home:/npreining:/debian-kde:/apps2108/DISTRIBUTION/ ./
    deb https://download.opensuse.org/repositories/home:/npreining:/debian-kde:/other/DISTRIBUTION/ ./

    Dabei ist der Platzhalter DISTRIBUTION durch Debian_11, Debian_Testing oder Debian_Unstable zu ersetzen. Sollte das nach dem Speichern erforderliche apt update in einer Fehlermeldung enden, so kann download.opensuse.org jeweils durch die IP-Adresse 195.135.221.134 ersetzt werden.

  • Emmabuntüs Debian Edition 41.00 freigegeben

    Emmabuntüs Debian Edition 41.00 freigegeben

    Emmabuntüs

    Die französische Hilfsorganisation Emmabuntüs-Kollektiv hat die Freigabe von Emmabuntüs Debian Edition 41.00 (EmmaDE4) bekannt gegeben. Der Name des Kollektivs setzt sich aus der Emmaus-Bewegung und Ubuntu zusammen. Emmabuntüs ist zwar bereits 2015 von Xubuntu zu Debian gewechselt, aber der Name blieb. Das Emmabuntüs-Kollektiv rüstet ältere gespendete Computer, die sonst auf dem Müll landen würden, mit ihrer Distribution auf, um ihnen ein zweites Leben in den Händen von Bedürftigen zu bescheren und gleichzeitig GNU/Linux weiterzuverbreiten.

    Debian 11 »Bullseye« als Grundlage

    Emmabuntüs Debian Edition 41.00 nimmt die im letzten Monat erfolgte Veröffentlichung von Debian 11 »Bullseye« als Anlass zur Auffrischung der Distribution. Auf der Basis von Kernel 5.10 LTS werden die relativ leichtgewichtigen Desktops Xfce 4.16 sowie LXQt 0.16.0 ausgeliefert. Als Browser sind Firefox ESR sowie Falkon vorinstalliert, Büroarbeiten können mit LibreOffice erledigt werden, den E-Mail-Verkehr regelt Thunderbird.

    Freie Software ersetzt proprietäre Anwendungen

    Die Installation verwendet das Calamares-Installer-Framework. Neu aufgenommene Anwendungen sind unter anderem das bei Linux Mint entwickelte Warpinator sowie VeraCrypt, GtkHash und die zram-tools. Zudem ersetzt EmmaDE4 proprietäre Software zugunsten freier Alternativen wie etwa DWService anstelle von Teamviewer oder Jami anstelle von Skype. Adobe Flash wurde komplett entfernt. Warum PulseEffects vom weniger leistungsfähigen PulseAudio-Equalizer abgelöst wird, erschließt sich mir nicht.

    Darüber hinaus kommt Emmabuntüs Debian Edition 41.00 mit einem neuen Theme und überarbeitetem Logo sowie aktualisierten Anleitungen und Einsteiger-Handbuch für Debian 11. Abbilder der aktuellen Version stehen auf der Webseite als direkter Download oder als Torrent in 32- oder 64-Bit-Versionen bereit.

  • Die Zukunft von CUPS abseits von Apple

    Die Zukunft von CUPS abseits von Apple

    Das Common Unix Printing System (CUPS) begleitet uns bereits seit mehr als 20 Jahren als das Framework, das unsere Drucker zur Ausgabe von bedrucktem Papier veranlasst. Apple hat Michael Sweet, den Entwickler von Cups 2007 angestellt und die Rechte an CUPS übernommen. Das Arbeitsverhältnis endete 2019, als Sweet Apple verließ, um wieder selbstständig zu sein. In der Folge gründete er die Lakeside Robotics Corporation. Seit Sweets Weggang verharrt Apple bei CUPS 2.3.x, das lediglich gepflegt, aber nicht mehr entwickelt wird. Apple hat zwischenzeitlich Sweet unter Vertrag genommen, um einige der Weiterentwicklungen zurück nach CUPS 2.3 zu portieren.

    Ausblick auf CUPS 2.4, 2.5 und 3.0

    Die weitere Entwicklung von CUPS durch die Community, unterstützt durch Sweet findet bei OpenPrinting statt. Im Rahmen der derzeit abgehaltenen Linux Plumbers Conference 2021 hielt Sweet gestern auf der OpenPrinting-Micro-Conference zwei Vorträge zur weiteren Entwicklung von CUPS. Die Versionen 2.4, 2.5 und 3.0 sind bereits in Planung, wobei 2.4 Beta in wenigen Tagen, gefolgt von einer stabilen Version im Oktober veröffentlicht werden soll.

    Die Änderungen in CUPS 2.4.x umfassen unter anderem Anpassungen bei der Druckerfreigabe für mobile Geräte, Unterstützung für AirPrint und Printer-Sharing basierend auf Mopria, OAuth-Unterstützung als Ersatz für Kerberos, Printer Applications als Ersatz für Druckertreiber, TLS/X.509-Änderungen und CUPS in Containern inklusive Snapcraft. Zudem wird künftig beim Kompilieren pkg-config unterstützt.

    Die Planung für CUPS 2.5 sieht OAuth-Unterstützung für CUPSD und weitere TLS/X.509-Verbesserungen sowie eine zentralisierte CUPS-Lokalisierung vor. Docker- sowie AppImage-Unterstützung sind weitere geplante Entwicklungen. Die stabile Version von CUPS 2.5 ist für Ende 2022 geplant. Als Nachfolger von Version 2.5 läuft für 2023 bereits die Planung für CUPS 3.0, das Änderungen an der Architektur vorsieht, bei denen die Aufsplittung in mehrere Bibliotheken und Werkzeuge angedacht ist.

    OpenPrinting-MC im Live-Stream

    Der gesamte Verlauf der OpenPrinting-MC kann im Live-Stream auf YouTube nachverfolgt werden. Die Session mit Michael Sweet beginnt etwa bei Minute 27.

  • Erfahrungsberichte: Reise zu Linux von Ralph

    Photo by Long Ma on Unsplash

    Mein erster Computer war ein PET2001. Dieser erste Mikrocomputer von Commodore stammt aus dem Jahr 1976 – deshalb muss ich jetzt einige Zwischenstufen zu Linux überspringen, weil aus diesem Kurzbericht sonst ein Buch würde.

    Meine Reise mit Linux ist bisher nur ein Kurztrip. Erst seit rund zwei Jahren nutze ich überwiegend Linux – Linux Mint. Wenn ich so mitbekomme, mit welchen Linuxvarianten („Distros“) andere Linuxianer (?) unterwegs sind, so scheint es mir, ich fahre nur einen Volkswagen um den herum viele schicke Sportwagen fahren, die ihre Fahrer ständig weiter tunen, wenn die Fahrer die Wagen nicht eben mal mit neuen Zusatzteilen wieder von Grund auf neu zusammen bauen („kompilieren“).


    Mit Linux geliebäugelt hatte ich schon seit vielen Jahren. Der Anlass zur endgültigen Konversion war vor zwei Jahren eine Windows 10 Version, die sich immer wieder versuchte zu aktualisieren („upzudaten“), um dann mit einer Fehlermeldung eben dieses Update wieder rückgängig zu machen. Dank Zwangsupdate ein Problem, was sich nicht einfach und ohne längerem Recherchieren abstellen ließ. Das war aber nur der „Anlass“ – andere wichtige Gründe für meinen Schritt zu Linux finden sich in den anderen Reiseberichten hier und im Internet.

    PET2001


    Eine Anleitung in der Computerzeitschrift ct, wie man eine Linux Mint Version auf einem USB-Stick erst mal testen konnte, war dann eine weitere Motivation diesen Schritt zu wagen. Und schnell waren dann sowohl Linux als auch Windows auf einem Lenovo-Notebook installiert („Dualboot“), sodass ich wahlweise mit dem einen oder dem anderen Betriebssystem starten kann. Was ich allerdings kaum noch tue und die Voreinstellung mit Linux zu starten zu über 90% nutze.


    Meine meist genutzten Anwendungen sind LibreOffice und das mächtige Bildbearbeitungsprogramm GIMP. Meine Windowsskripte in Autohotkey versuche ich auf Autokey zu übertragen, was mit den einfachen Skripten auch einfach gelingt. Für die komplizierteren arbeite ich mich gerade in die Programmiersprache Python ein – man soll ja Herausforderungen nicht aus dem Weg gehen. Das seit ca. 30 Jahren nicht mehr upgedatete DOS-Office-Programm Framework läuft bis auf kleine Tastatur-Problemchen auch unter Linux in der „Dosbox“, ein Programm das auch unter Linux eine DOS-Umgebung vortäuscht („emuliert“).


    Nachdem ich beim Internet-Computerspiele-Handel GOG entdeckt habe, dass man die dort käuflichen Spiele filtern kann, ob sie unter Linux laufen („kompatibel sind“), spiele ich auch unter Linux, was meinen letztlich nicht großen Spielebedarf fast komplett abdeckt. Aber zugegeben, ab und zu starte ich dann doch mal mit Windows, z.B. für ein grafisch anspruchsvolles Adventure. Wohl wissend, dass ich auch versuchen könnte, diese in WINE und ähnlichen Hilfsprogrammen unter Linux ans Laufen zu bekommen; aber durch die Dualboot-Lösung ist der seltene Start mit Windows für mich der einfachere und schnellere Weg.


    Von DOS und Windows herkommend gilt es auch bei Linux zuerst einmal eine neue Fremdsprachezu lernen. Vokabel-Seiten im Internet mit zwar nicht ganz korrekten aber doch erst mal verständlichen Analogien zu Windows und DOS haben mir dabei anfangs sehr geholfen. Heute muss ich immer noch Vieles nachschlagen, aber zig Hilfeseiten, einführende und weiterführende Videobeiträge, eine große hilfsbereite Nutzergruppe („Community“) im Internet und die Linux User Group vor Ort stimmen mich optimistisch, dass mein Kurztrip mit Linux zur ​permanenten Weltreise wird. Und ich überlege bereits, ob ich nicht doch mal eine andere Distro ausprobieren sollte …

  • Sailfish OS 4.2.0 »Verla« verbessert das Teilen von Inhalten

    Die neu geschriebene Funktion zum Teilen von Inhalten mit Sailfish OS ist die augenfälligste Änderung der neuen Version 4.2.0, dessen Beiname Verla für ein Unesco Welterbe steht und auf die Geschichte der Papierindustrie in Finnland verweist.

    Leichteres Teilen

    War die Oberfläche zum Teilen von Inhalten bisher in den jeweiligen Apps selbst zu finden, so wurde sie für Sailfish OS 4.2.0 überarbeitet, und bietet nun ein System-Pop-up für die Auswahl der Freigabemethode. Auf diese Weise konnten viele Berechtigungen in den Anwendungen reduziert und somit die Apps sicherer gemacht werden. War es bisher für Anbieter von Apps aus dritter Hand nicht möglich, die Sharing-Funktionalität über das neue API zu nutzen, so wird dies künftig möglich sein.

    App Grid verbessert

    Eine weitere neue Funktion nennt sich Sticky App Grid. Bisher musste das App Grid immer bis zum oberen Rand des Displays hochgezogen werden, damit es einrastet. Mit der neuen Funktion reicht es aus, das Grid soweit hochzuziehen, bis die gewünschte App sichtbar ist. Beim Loslassen rastet es dort ein und erlaubt das Öffnen der App. Die Hauptansicht der Kalender-App erleichtert in der Monatsansicht das Erkennen von Ereignissen am jeweiligen Tag, indem nun farbige Punkte zusätzlich anzeigen, aus welchen Notizbüchern die Events stammen.

    Des Weiteren wurde der Browser überarbeitet. Neben einigen Anpassungen am Seitenmenü und der Tab-Liste erlaubt er jetzt auch das individuelle Festlegen des Download-Ordners. Noch experimentell und wegen fehlender grafischer Umsetzung nicht benutzbar ist die HDR-Erweiterung für die Kameras. Hier gibt es noch einige Probleme zu lösen, da bisher keine konsistente Funktion für die verbauten Kameras der unterstützten Modelle erreicht werden konnte.

    Sandboxing bald verpflichtend

    Das Sandboxing von Anwendungen hat sich seit der ersten Auslieferung im Februar weiterentwickelt und die mitgelieferten Apps wurden mit guten Ergebnissen in der Sandbox getestet. Somit rückt der Zeitpunkt, an dem Apps aus dritter Hand Sandboxing verpflichtend nutzen müssen, näher. Dazu soll es bald weitere Informationen im Blog geben.

    Speziell für das Xperia 10 II wurde mit Sailfish OS 4.2.0 die Textvorhersage der virtuellen Tastatur verfügbar gemacht. Weitere Änderungen findet ihr in den Release Notes. Leszek Lesner hat bereits Anfangs des Monats auf der Basis der Vorabversion ein YouTube erstellt.

  • Ubuntu 21.10 mit Firefox als Snap

    Photo by Marek Piwnicki on Unsplash

    Eigentlich ist Ubuntu 21.10 »Impish Indri«, dessen Veröffentlichung für den 14. Oktober vorgesehen ist, bereits im Feature Freeze. Vergangene Woche ging jedoch ein Antrag auf eine Ausnahme ein, die die Standardinstallation von Firefox in Absprache mit Mozilla im Snap-Format vorsieht, wie das bereits bei Chromium der Fall ist.

    Die Maßnahme, der mittlerweile stattgegeben wurde, soll genug Zeit zur Fehlerbereinigung bieten, bis Firefox als Snap der Standard bei den Desktop-Abbildern der nächsten LTS-Version von Ubuntu im Frühjahr 2022 wird. Das Snap-Paket soll für die Architekturen amd64, armhf und arm64 erstellt werden. Es soll von Mozilla und Canonicals Desktop-Team betreut und von Mozilla veröffentlicht werden.

    Firefox als Snap

    Von der Maßnahme betroffen sind Anwender, die Ubuntu 21.10 installieren oder auf diese Version aktualisieren. Dies betrifft (noch) nicht die anderen Versionen von Ubuntu mit von GNOME abweichenden Desktop-Umgebungen. Auch die Anwender von Linux Mint dürften von der Änderung verschont bleiben, da die Mint-Entwickler bereits das Chromium-Snap nicht eingeführt hatten. Wie dem entsprechenden Blog-Eintrag bei Ubuntu zu entnehmen ist, ging die Idee zu Firefox als Snap von Mozilla aus, die darin folgende Vorteile sehen:

    • Plattformübergreifende Unterstützung: Der Snap läuft auf allen Distributionen, auf denen snapd läuft
    • Authentizität: Firefox kommt unverfälscht direkt von der Quelle
    • Schneller Aktualisierung, die Wartezeit auf das DEB von meist einigen Tagen entfällt
    • Weniger Zeit für Wartung, mehr Zeit für neue Funktionen: Die Entwickler der Community können sich auf Innovationen konzentrieren, anstatt sich mit dem Support zu beschäftigen.

    Langsamer Start

    Browser sind für eine Distribution sehr arbeitsintensiv, denn sie müssen aus Gründen der Sicherheit oft aktualisiert werden. Auch wenn die Build-Automatismen hier viel Arbeit abnehmen, fordern Browser deutlich mehr Zeit von den Paketbetreuern als die meisten anderen Pakete. Das ist ein Punkt, der für Snap bei Browsern spricht. Abseits der bereits oft geäußerten Kritikpunkte wie dem proprietären Snapstore beziehen sich die im Blog geäußerten Bedenken der Ubuntu-Community unter anderem auf das Problem des generell langsameren Starts von Snaps, was bei einem Browser eigentlich nicht akzeptabel ist und im Fall von Chromium auch nach zwei Jahren nicht völlig beseitigt ist.

    Welche Sandbox?

    Eine weitere Frage dreht sich um die Sicherheit. Snaps nutzen eine Sandbox, Firefox bringt aber bereits eine eigene Sandbox mit. Beide sollen sich in diesem Fall ergänzen, wobei die Firefox-Sandbox den Browser vor bösartigem Code schützt, während die Snap-Sandbox den Benutzer vor bösartigem Verhalten des Browsers bewahrt. Für Anwender, die Firefox als Snap ablehnen, bleibt noch die Möglichkeit, den Browser direkt von Mozilla zu beziehen, selbst, wenn Canonical das DEB-Paket nach dem Support-Ende von 21.10 nicht mehr ausliefert. Dabei bleibt die ARM-Plattform allerdings außen vor.

    Canonical wird mit der weiteren Zuwendung hin zum Snap-Format und der damit verbundenen absehbaren Abkehr vom Maintainer-Modell mit einem eigenen Distributions-Repository meiner Meinung nach weiter Anwender vergraulen. Ob durch mehr Snaps neue User hinzukommen, darf jedoch bezweifelt werden.