
Flatpak 1.0 ist seit einigen Tagen als produktiv einsetzbare Version des alternativen Paketsystems verfügbar. Entwickler Alex Larsson vermutet, dass sich nach drei Jahren intensiver Entwicklung die Schlagzahl der Änderungen nun verlangsamen wird. Der Fokus soll sich jetzt mehr auf die umgebende Infrastruktur konzentrieren. Dazu gehört es unter anderem, Flathub für weiteres Wachstum zu rüsten und Flatpak 1.0 in die Distributionen zu bekommen. Darüber hinaus soll an den Laufzeitumgebungen und Portals gearbeitet werden.
Larssons Revolution
Derweil hat sich Red-Hat-Mitarbeiter Larsson dazu geäußert, warum er die Entwicklung zu Flatpak überhaupt begonnen hat. Er hofft auf nichts weniger als auf eine Revolution – eine Revolution des Linux-Paketsystems, dass er als »fundamental kaputt« empfindet. App-Entwickler haben laut Larsson keine sinnvolle Möglichkeit, ihre Arbeit zeitnah an die Anwender zu verteilen.
Entwickler ohne Kontrolle
So müssten Entwickler theoretisch Pakete für verschiedenste Distributionen selbst zur Verfügung stellen, wenn sie die Kontrolle über die Aktualität behalten wollen. Tun sie das nicht – was alleine zeitlich oft nicht möglich ist, ergeben sich weitere Probleme. Nicht alle Distributionen paketieren alle Apps oder warten oft, bis die Anwendung bekannter ist, was zu einem typischen Henne-Ei-Problem für neue Apps führt. Und wenn die Anwendung dann paketiert ist, hat der Entwickler keine Kontrolle mehr über die angebotene Version und deren Updates, so Larsson.
Maintainer in der Mitte
Diese Entscheidungen obliegen dem Paketbetreuer der jeweiligen Distribution. Viele dieser Maintainer machen einen ganz prima Job. So war etwa Flatpak 1.0 in Debian Unstable bereits rund 12 Stunden nach Veröffentlichung verfügbar. Distributionen wie Arch Linux. KDE Neon oder KaOS bieten immer sehr aktuelle Pakete an.
Bugreports ins Leere
Auf der anderen Seite stehen Distributionen wie Debian Stable, wo viele Pakete bereits veraltet sind, wenn eine neue Version der Distribution veröffentlicht wird. Einerseits machen die abgehangenen Pakete einen Großteil der Stabilität von Debian aus, andererseits hat der Entwickler die dort verteilten Versionen bereits längst vergessen. Die Anwender schreiben aber im Bedarfsfall Bugreports gegen diese Versionen. Die Fehler sind dann oft längst mit neuen Versionen behoben, die der Anwender aber nicht installieren kann. Im Idealfall portiert der Maintainer die Fixes zurück in die ältere Version. Somit sind Entwickler und Endanwender getrennt, in der Mitte steht – zum Wohl oder Übel – der Maintainer.
Entwickler am Drücker
Hier kommen neue Paketsysteme wie Flatpak gerade recht. Sie erlauben auch bei eher unbeweglichen Distributionen die Verwendung aktueller Bibliotheken, gebündelt in verschiedenen Laufzeitumgebungen. Damit können dann auch aktuelle Software-Versionen genutzt und aktualisiert werden. Ziel ist, dass der Upstream-Entwickler die Kontrolle über die Updates hat.
Schulterschluss mit den Usern
Wenn der Entwickler einen wichtigen Fehler behebt, wird im Fall von Flatpak eine neue stabile Version veröffentlicht, die die Anwender verschiedenster Distributionen sofort nutzen kann. Alle Fehler werden gegen die neueste stabile Version eingereicht, so dass sie nicht veraltet sind, und sobald der Fehlerbericht geschlossen wird, erhält der Benutzer die Korrektur. Das bedeutet, dass das Melden von Fehlern für den Benutzer greifbar Sinn macht. Diese Art von virtuosem Zyklus trägt laut Larsson dazu bei, sowohl die Entwicklungsgeschwindigkeit als auch die Softwarequalität zu verbessern.
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