Ubuntu 18.04 LTS kehrt zu Xorg zurück

Ubuntu 18.04 LTS
Bild: Canonical

 

Wie Will Cooke, verantwortlicher Entwickler für den Ubuntu-Desktop auf Ubuntu Insights schreibt, wird Ubuntu 18.04 LTS Bionic Beaver im April mit Xorg als Standard-Anzeige-Server veröffentlicht, obwohl Ubuntu 17.10 Aartful Ardvark bereits auf Wayland umgestiegen war. Was sich zunächst wie ein Rückschritt liest, ist in Wirklichkeit nicht so spektakulär. Bei Ubuntu 18.04 handelt es sich um eine LTS-Version mit fünf Jahren Laufzeit. Alle verwendeten Techniken sollten für diesen Zeitraum funktionieren und auch zu unterstützen sein. Zudem hatte Cooke bereits bei der Ankündigung von Wayland als Standard für 17.10 die Möglichkeit eines erneuten Wechsels in Aussicht gestellt.

Entscheidung für Xorg

Da nun rund die Hälfte der Entwicklungszeit zu Ubuntu 18.04 vorüber ist, sieht Cooke die Zeit gekommen, erneut zu entscheiden, ob bewährte oder neue Technik den Vorzug erhält. Er entschied sich im Sinne von LTS konservativ für die altbekannte Variante Xorg. Dafür gibt er drei Gründe an. Die ersten beiden sind durch die geänderte Architektur bei Wayland bedingt. Es geht um Screensharing etwa mit WebRTC und Remote Desktop in der Form von RDP oder VNC, die bekanntermaßen unter Xorg stabil zu benutzen sind und unter Wayland vorerst nicht funktionieren.

Gründe gegen Wayland

Bei dem dritten Grund handelt es sich um die Tatsache, dass eine abstürzende GNOME-Shell die gesamte Sitzung in den Orkus reißt. Laufende Anwendungen werden beendet und der Anwender findet sich am Anmeldebildschirm wieder. Das ist kein Wayland-Problem, jedoch kann die Shell bei Xorg unabhängig vom Anzeige-Server und den laufenden Anwendungen neu gestartet werden.

Das bedeutet, dass nach dem erneuten Start der Shell die Sitzung mitsamt der noch laufenden Anwendungen dort wieder aufgenommen werden kann, wo sie abgebrochen wurde. Grund für dieses ungünstige Verhalten bei Abstürzen ist ein architekturelles Problem, dass erst mit GNOME Shell 4 geändert werden kann.

Remote Desktop mit Pipewire

Die ersten beiden Probleme sind der Tatsache geschuldet, dass Wayland bewusst auf Netzwerk-Transparenz verzichtet und Funktionen wie Remote Desktop in den jeweiligen Compositoren implementiert werden müssen. In diesem Zusammenhang wird an einem Remote Desktop für GNOME gearbeitet, der sich neuer APIs und dem ebenfalls neuen Multimedia-Framework Pipewire bedient.

Vernünftige Entscheidung

Die Gründe, warum Canonical hier angesichts der LTS-Verpflichtung konservativ entscheidet ergeben Sinn. Wayland ist weiterhin über die Auswahl im Anmeldemanager nur wenige Klicks entfernt. Wer Screensharing oder Remote Desktop nicht benötigt kann getrost auf die sicherere Variante Wayland setzen. Für Ubuntu 18.10 im Oktober stellt Cooke die erneute Entscheidung in der Frage der Komponente für die Standard-Anzeige bereits in Aussicht.

 

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