Raspberry Pi OS auf Debian 11 »Bullseye« aktualisiert

Die Raspberry Pi Foundation hat ein Update seines Standard-Betriebssystems Raspberry Pi OS (ehemals Raspbian) bekannt gegeben. Die Distribution basiert nun auf Debian 11 »Bullseye«. Wie Simon Long, der für das OS zuständige Entwickler in der Ankündigung schreibt, hat dies etwas länger gedauert als erwartet.

GTK 3

Das neue Raspberry Pi OS bringt neben den Neuerungen von Debian 11 auch selbst einige größere Änderungen mit. So verwenden nun alle Desktop-Komponenten und Anwendungen das Toolkit GTK 3. Bisher hatte der größte Teil der Arbeitsoberfläche Version 2 des GTK-Toolkits verwendet, aber immer mehr Debian-Anwendungen verwenden GTK+3. Somit war der Schritt zur Aktualisierung geboten, vor allem wenn man bedenkt, dass vor rund einem Jahr bereits GTK 4 veröffentlicht wurde.

Für Wayland vorbereitet

Die Aktualisierung auf GTK 3 brachte auch eine weitere Änderung mit sich. Anstelle des bisher verwendeten Fenstermanagers von Openbox kommt nun Mutter zum Einsatz. Aufgrund der gestiegenen Anforderungen beim Arbeitsspeicher verwenden Raspberry Pi mit weniger als 2 GByte RAM aber weiterhin den Openbox-Fenstermanager. Mit dem Umstieg auf Mutter ist auch der Grundstein für einen Wechsel zu Wayland gelegt, der aber laut Long noch weit entfernt ist.

Benachrichtigungen

Neu ist auch ein Benachrichtigungsmanager in der Taskleiste. Benachrichtigungen werden in der oberen rechten Ecke des Bildschirms angezeigt. Derzeit werden Benachrichtigungen generiert, wenn USB-Geräte entfernt werden, wenn die Versorgungsspannung zu niedrig ist und wenn die Firmware verschiedene Fehlerzustände feststellt, z. B. Probleme bei der Speicherzuweisung und ungültige Konfigurationsoptionen. Eine weitere neue Funktion, die das Benachrichtigungssystem nutzt, ist eine einfache Möglichkeit, über System- und Anwendungsupdates informiert zu werden und diese zu installieren.

Grafischer Updater

Bisher wurde das Betriebssystem per APT in einem Terminal-Fenster aktualisiert, jetzt wurde es mit einer benutzerfreundlicheren grafischen Schnittstelle versehen, die als neues Plugin in der Taskleiste am oberen Rand des Bildschirms bereitgestellt wird. Beim Neustart oder alle 24 Stunden wird auf verfügbare Updates geprüft. Der Dateimanager erfuhr eine Vereinfachung, indem die Ansichtsoptionen auf die Darstellung von Icons oder Listen reduziert wurden.

Weniger proprietärer Code

Der Kernel Modesetting-Treiber (KMS), der in früheren Versionen bereits als experimentelle Option verfügbar war, ist nun der Standard-Videotreiber und ersetzt den bisher in der Firmware des Raspberry Pi verankerten proprietären Grafiktreiber. Weniger proprietären Code und eine Erleichterung beim Schreiben von kamerabasierten Anwendungen bringt auch die Verwendung des Kamera-Treibers libcamera.

Die Entwickler empfehlen wegen der vielen Änderungen ein neues Image herunterzuladen, alle Anwendungen neu zu installieren und die Daten einer bestehenden Installation anschließend zu übertragen. Hierzu empfehlen sie das hauseigene Tool Raspberry Pi Imager. Die Abbilder stehen aber auch zum direkten Download bereit. Wer seine Installation trotzdem aktualisieren möchte, findet dazu eine Anleitung im RasPi-Forum. Die Release Notes listen alle Änderungen zur aktuellen Version auf.

Kommentare

15 Antworten zu „Raspberry Pi OS auf Debian 11 »Bullseye« aktualisiert“

  1. Avatar von GNOME-Fan
    GNOME-Fan

    Schon, dass hier endlich auf GTK3 gewechselt wurde und es endlich einen grafischen Updates gibt. 👍

    1. Avatar von Holger Weißgerber
      Holger Weißgerber

      Das war kein Good will des Projektes, sondern eine erzwungene Migration. Denn GTK+2 wurde im letzten Jahr in Rente geschickt.

    2. Avatar von MaximilianMustermann
      MaximilianMustermann

      Wäre natürlich besser gleich auf GTK4

      1. Avatar von GNOME-Fan
        GNOME-Fan

        Das stimmt.

  2. Avatar von Max
    Max

    Mein Highlight ist das sie jetzt libcamera für die Kameras verwenden, da ja auch Purism gerade auf libcamera umstellt. Da wird man sich hoffentlich bald eine KameraApp teilen können. Und natürlich weniger closed source firmware Zeug ist immer super.

  3. Avatar von tuxnix
    tuxnix

    Für Raspbian ist es wichtig bei den Tools über sämtliche boards Konformität zu wahren, deshalb ist man etwas konservativer.
    Wer immer aktuelle Software möchte kann beim rpi3 und rpi4 auf Manjaro ARM setzen.
    Darski spielt hier sogar immer die neuesten Kernelpatches ein die Raspbian für seine boards entwickelt hat, um sie später in den mainlinekernel zu integrieren.

  4. Avatar von kermet
    kermet

    Wie läuft den das original Debian auf dem Raspberry Pi 3?

    Ist da noch viel propritäres Firmwarezeugs notwendig oder ist die Entwicklung der Open Source Treiber für den Raspberry Pi 3 inzwischen so weit abgeschlossen, dass man ohne proprietäres Zeug auskommt?

  5. Avatar von Uxx
    Uxx

    Die Entwickler empfehlen wegen der vielen Änderungen ein neues Image herunterzuladen, alle Anwendungen neu zu installieren und die Daten einer bestehenden Installation anschließend zu übertragen.

    Also man soll ernsthaft nicht wie üblich mit apt upgraden? Warum?

    1. Avatar von Ferdinand

      Weil die Änderungen zu Debian 11 zusätzlich zu denen von RPI OS zu Problemen führen können. Die stehlen sich da lieber aus der Verantwortung. Nach sichern relevanter Daten sehe ich nicht, warum man nicht upgraden sollte. Mehr als schiefgehen kann es nicht. Dann installiert man halt neu.

      1. Avatar von Uxx
        Uxx

        Upgrade zweier headless NTP-Server war jedenfalls kein Problem.

      2. Avatar von kermet
        kermet

        Bei mir ist es schief gegangen.

        Es war aber mein Fehler.
        Ich war so abgelenkt, dass ich vergessen habe, den Raspi per Ethernetkabel mit dem LAN zu verbinden.
        Tja und da es eine remote ssh Session war, flog ich dann während dem update raus, als wpasupplicant installiert wurde.
        Shit happens, kommt halt mal vor, wenn man nicht aufpasst.

        Eine anschließende lokale Session war nicht möglich, da der Monitor zu weit weg war und ich auch den nicht umbauen wollte. Also musste ich den Stecker ziehen und dann lohnt sich das sowieso nicht mehr das irgendwie zu retten.
        Also habe ich ein neues Image gezogen.

        Wünschenswert wäre aber, dass der Debian Upgradeprozess robuster wird, wenn man per ssh remote über eine WLAN Verbindung das Upgrade durchführt.
        Mir ist jetzt auch nicht wirklich klar, warum man die WLAN Einstellungen nicht einfach übernimmt und die von der Wifiverbindung relevanten Dienste erst dann neu startet, nachdem das Update fertig ist und alle Daten auf den Datenträger geschrieben wurden.

        Auch frage ich mich, ob das andere, nicht Debian basierte Distris wie Fedora oder Arch besser können?

        1. Avatar von Uxx
          Uxx

          Wünschenswert wäre aber, dass der Debian Upgradeprozess robuster wird, wenn man per ssh remote über eine WLAN Verbindung das Upgrade durchführt.

          Eine unterbrochene Verbindung ist bei so etwas immer ungünstig. Deshalb am besten screen oder tmux benutzen, dann läuft das Update im Hintergrund weiter und du kannst dir die Session auch wieder holen.

          1. Avatar von kermet
            kermet

            Ja, das werde ich das nächstes mal machen. Danke für den Tipp.

  6. Avatar von Bast Lindenbaum
    Bast Lindenbaum

    Habe das „mittlere“ Raspi_OS „11er“ Image seit zwei Tagen installiert (samt ‚mutter‘), aber bislang nur oberflächlich getestet. Obwohl ich mich mit openbox einigermaßen auskenne –oder gerade weil– FRAGEN:

    —-
    a) Gibt es so etwas wie die openbox XML Datei, mit der sich Tastatur Shortcuts definieren lassen?

    b) Wie werden alle Fenster minimiert (d.h. dass man -wie unter openbox- nur das Hintergrundbild sieht)?

    c) Stehen jetzt -im Gegensatz zu vorher- tatsächlich die ‚unfreien‘ Teile (von Broadcom und anderen) auch anderen Distributionen zur Verfügung (halt ‚closed souce‘), bzw. könnte man sich auch gleich Debian 11 installieren?

    —-
    PS: Beim versuchten „Wechsel der Arbeitsoberflächen“ (im lxpanel) sah mir das Ergebnis irgendwie „seltsam“ aus, ziemlich seltsam sogar.

  7. Avatar von detlef S
    detlef S

    Ich weiß nicht, ob ich der einzige bin, der mit der Monitor-Auflösung hadert, aber im gegensatz zu deb10-Variante, frmdel ich mit der grafischen Auflösung, Bzw mit der sauberen Lesbarkeit der Schrift bei der neuen Version, der Bildschirm ist der gleiche geblieben.

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