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30 Jahre Linux, 20 Jahre mit mir… kann man mal drüber nachdenken, und zurückblicken.
Wie so viele Menschen, die beruflich an einem Bildschirmarbeitsplatz ihr Geld verdienen, bin ich über den Zwang, Windows benutzen zu müssen, zu Linux gekommen. Angefangen habe ich noch mit Windows 3.11 auf einem 14″ Röhrenbildschirm, um den an guten Tagen sich dann 3 Kolleg*innen versammelt hatten und jeder „Ich will auch mal!“ maulte, sich aber nicht wirklich traute, weil ja die anderen immer noch herumstanden und guckten oder glotzten.
Für die allgemeine Erheiterung/Kurzweil im Großraumbüro einer Stadtverwaltung war das enorm hilfreich. Nach 3.11 kam dann Windows NT, derselbe Zwang und die gleichen Einschränkungen durch die Masse an ständig wechselnden Administratoren wie früher auch (hat sich bis jetzt bei Windows 10 mit Office365 und bei der Arbeit im Homeoffice nicht geändert. Alle Versionen von Windows mit gemacht: 3.11, NT2000, XP, Vista, 98, Win7, Win 8.1 bis zum jetzigen Win 10 (Win 11 wird es wohl nicht geben, da die Hardware nicht kompatibel ist, einige wenige natürlich schon, aber das sind dann Administrator*innen und Amtsleitungen.
Das Fußvolk wird bei Win 10 bleiben, und die IT-ler weiter damit beschäftigen, dass sie die für die Politiker*innen angeschafften iPads kompatibel und aktuell hält, wenn denn gleichzeitig Windows die Netzwerkgrundlage bildet. Zu Linux bin ich gekommen, weil sich niemand im Abteilungsnetzwerk mit der Technik und den Grundlagen der Vernetzung, mit Berechtigungen und möglicher Zusammenarbeit beschäftigen wollte (oder konnte), also habe ich mich darum gekümmert, mir 20 Jahre lang regelmäßige Abfuhren bezüglich des Einsatzes von Linux abgeholt und gleichzeitig privat nur Linux eingesetzt.
Hintergrund: Es reduziert die Zahl von Anfragen aus dem Kolleg*innenkreis und die Bitten um Erledigung oder mal eben noch zu Hause fertigmachen ganz ungemein, wenn man zur Antwort geben kann: „Ach das geht nicht, ich benutze ja nur Linux, da gibt es kein Office!“ Dauert zwar ein bisschen, aber irgendwann hatten es dann alle kapiert. Zur Verteidigung der Kolleg*innen muss ich sagen, dass man sich doch im Lauf der 20 Jahre damit beschäftigt, was man denn da so macht und, mit einigen Ausnahmen, nicht mutwillig bei XP stehen geblieben ist („Bis dahin und keinen Schritt weiter!“).
In der Zwischenzeit hatte ich viel Zeit mich während der Arbeit auch „weiter zu bilden“, sprich: Computerzeitschriften zu lesen, aus dem Abteilungsbudget bezahlt, und mit mehr Nutzen als Schaden für mich, denn ich kann mich noch an meine erste funktionierende Linux-Installation auf dem verwaisten „Übungs-Laptop“ erinnern: Linux Mint, Elyssa, auf Kubuntu 08.04 basierend. Und in der Folge dann an viele weitere Installationen, Mandriva, Ubuntu, Kubuntu, Debian, Fedora, Mageia, openSUSE, Manjaro immer wieder Linux Mint. Bis ich dann für lange Zeit bei #! Crunchbang Linux gelandet war und blieb, bis zum bitteren Ende. Kurz einen Ausflug zu Bunsenlabs gemacht, und jetzt völlig zufrieden mit KDENeon (schlicht, auf das Wesentliche reduziert und immer aktuell).
Die schöne Schlichtheit, reduziert auf das Wesentliche, und davon gab und gibt es für mich, der seinen Computer und die diversen Laptop eigentlich nicht zu viel mehr als einem privaten Bürogebrauch einsetzt (Web, Videos, Schreiben früher auch ein bisschen Bildbearbeitung, Archivierung) eigentlich neben dem Broterwerb am Bildschirm, nur bei Linux. Durch den aufgeblähten Wust an Schnick-Schnack und Überflüssigem in Windows (Citrix, Geodaten, SAP) muss ich mich im Büro kämpfen, das brauche ich privat nicht.
Die Nutzung und Auseinandersetzung mit Linux hat mich in der Rückschau erst wirklich dazu gebracht, wesentliches vom bloßen Dekor zu unterscheiden und auf die Dinge zu verzichten, die ich nicht wirklich brauche. Das hat mein Leben einfacher gemacht. Spiele? Eigentlich nicht, es sei denn, mein Sohn möchte mit mir Mario Kart 8 auf der Nintendo Switch spielen, aber das ist eigentlich nicht meine Welt.
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