Debian: Repositories aus dritter Hand

Wer in Debian aktuell ein Repository aus dritter Hand in die Quellenliste eintragen will, sieht sich oft mit einem Dilemma konfrontiert. Das Projekt, dessen Repo integriert werden soll, schlägt oft vor, den OpenPGP-Schlüssel, der die Authentizität des Repos bescheinigt, per apt-key zu importieren. Dieser Methode wird aber, wie ich bereits dargelegt habe, nicht mehr vertraut und wird ab Mai 2022 weder in Debian Unstable noch in Ubuntu funktionieren. Bereits seit einiger Zeit löst dies eine Warnung aus:

Warning: apt-key is deprecated. Manage keyring files in trusted.gpg.d instead (see apt-key(8))

Fehleranfällig

Das Debian-Wiki schlägt anstatt /etc/trusted.gpg.d alternativ /usr/share/keyrings vor. Da OpenPGP-Keys von Repositories aus dritter Hand in der Regel mit der Methode ASCII-Armor versehen sind, soll diese Verpackung vorzugsweise bereits während des Downloads entfernt werde. In Befehlsform sieht das beispielsweise auf der Webseite für den Signal-Messenger, die bereits angepasst wurde, dann so aus:

wget -O- https://updates.signal.org/desktop/apt/keys.asc | gpg --dearmor | sudo tee /usr/share/keyrings/signal-archive-keyring.gpg

Dann muss noch der Eintrag für die Quellenliste erstellt werden:

deb [signed-by=/usr/share/keyrings/signal-archive-keyring.gpg] https://updates.signal.org/debian/ stable main

Nicht sehr anwenderfreundlich, dafür aber fehleranfällig. Debian- und Ubuntu-Entwickler Andreas Klose hat in einem Blogeintrag jetzt unter anderem eine Idee skizziert, die bisher nur als Merge-Request existiert. Die Hauptrolle spielt dabei DEB822, ein Format für Quellenangaben, das mir durch den Blogeintrag erstmals unterkam. Dabei handelt es sich um Blöcke in der Quellenliste, die ein Repository beschreiben und gleich den öffentlichen Schlüssel enthalten. Sie enden nicht wie üblich in .list, sondern haben.sources als Endung. Ein solcher Eintrag könnte künftig so aussehen:

Types: deb
URIs: https://updates.signal.org/desktop/apt
Suites: stable
Components: main
Signed-By:
 -----BEGIN PGP PUBLIC KEY BLOCK-----
 mQINBFjlSicBEACgho//0EzxuvuCn01LwFqGAgwPKcSSl4L+AWws5/YbsZZvmTBk
ggIiVOCIMh+d3cmGu5W3ydaeUbWbFGNsxO44EB5YBZcuLa5EzRKbNPVaOXKXmhp+
w0mEbkoKbF+3mz3lifwBnzcBpukyJDgcJSq8cXfq5JsDPR1KAL6ph/kwKeiDNg+8
oFgqfboukK56yPTYc9iM8hkTFdx9L6JCJaZGaDMfihoQm2caKAmqc+TlpgtKbBL0
...
 -----END PGP PUBLIC KEY BLOCK-----

Demnächst vielleicht in APT 2.4 verfügbar

Wenn dann die Anbieter von Repos aus dritter Hand diese Methode aufgreifen, ist das Einbinden eines solchen Archivs mit dem Einfügen des Eintrags im DEB822-Formats in /etc/apt/sources.list.d/ erledigt. Ein Befehl wie apt add-source könnte das in einem Rutsch erledigen. Das neue Quellenformat wird, wenn Kloses Merge-Request akzeptiert wird, mit Apt 2.3.x oder 2.4 verfügbar sein. Zudem lernen wir aus Kloses Blog, dass ein Ersatz für OpenPGP auf der Basis von Ed25519 in Arbeit ist, der in kürzeren und sichereren Schlüsseln resultiert und derzeit auf den Namen aptsign hört.

Kommentare

4 Antworten zu „Debian: Repositories aus dritter Hand“

  1. Avatar von kamome
    kamome

    Danke, hoffentlich kommt das so!
    /etc/apt/sources.list/d
    Ich kaufe einen Punkt (und verkaufe einen Slash) 😉

    1. Avatar von Ferdinand

      Done deal 🙂

  2. Avatar von tuxifreund
    tuxifreund

    Schöne Idee, die das Leben manchmal einfacher macht. Die einzige „Gefahr“, die ich dabei sehe, ist das das Zerschießen seiner Paketverwaltung dadurch auch vereinfacht wird 😉

  3. Avatar von Nick
    Nick

    Es ist zwar löblich, dass das einbinden fremder Repositories nun einfacher und sicherer wird, aber dennoch hatte ich bislang noch nie einen Bedarf danach. Ich vertraue nur den offiziellen Repositories, und mag keine potenziell schädlichen Drittquellen. Allerdings verstehe ich die Erstellung von „aptsign“, als leichtgewichtige Alternative zu OpenPGP nicht. Zumal es mit „signify-openbsd“ bereits eine Alternative gäbe. Oder geht es darum schlicht etwas eigenes zu haben? Nun ja, ich sollte mich wohl nicht beschweren, da ich vor längerer Zeit selbst gegenüber dem Debian-Leader geäussert hatte, dass eine leichtgewichtige Alternative zu OpenPGP von Vorteil wäre, angesichts der Mängel in GnuPG und dem OpenPGP-Standard selbst. Auch wenn es äusserst verspätet, zwischenzeitlich ein Upgrade von GnuPG gab, mit dem zumindest der OpenPGP-Standard auf ein zeitgemäßes Niveau gehoben wurde. Doch nach wie vor Bloatware mit überschäumender Komplexität, wenn man lediglich etwas signieren oder verifizieren will.

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