
Ein Bugreport aus dem Jahr 2006 führt mit Ubuntu 21.04 »Hirsute Hippo« zu einer Änderung der Richtlinien bezüglich der Rechte des Home-Verzeichnisses. Bisher werden Home-Verzeichnisse bei der Installation mit den Dateirechten 755 versehen. Das bedeutet, das neben dem User auch der Rest der Welt Dateien lesen und ausführen darf.
Absurde Begründung
Die leicht absurde Begründung dafür lautete damals, dass auf den meisten Mehrbenutzersystemen ein »gewisses Level von Kooperation, wenn nicht sogar Vertrauen« herrsche. Diese Systeme würden oft im Familien- und Arbeitsumfeld eingesetzt und sollten in dieser Hinsicht nicht zu restriktiv sein. In der Diskussion des Bugs auf Launchpad zeigte sich der damals im Installer-Team tätige Colin Watson Vernunftgründen und Alternativvorschlägen gegenüber unzugänglich.
Design vor Sicherheit
So wies er den Vorschlag eines für alle User zugänglichen geteilten Ordners auf dem Desktop als Alternative zurück mit der Begründung, das würde Unruhe auf den Desktop bringen und ein aufgeräumter Desktop sei schließlich eine ausdrückliche Design-Entscheidung für Ubuntu. Auch der Vorschlag, die gewünschten Rechte für das Home einfach im Installer abzufragen, wurde abgelehnt.
In Umgebungen, wo ein Teilen der Inhalte der Home-Verzeichnisse nicht gewünscht sei, gebe es zudem meist kundige Administratoren, die die Rechte entsprechend anpassen würden. Mark Shuttleworth lehnte persönlich eine Änderung des Status Quo ab. In einer weiteren Stellungnahme zu diesem Bug schrieb er:
The majority of users of Ubuntu systems either have exclusive use of the machine (personal laptop) or are sharing with friends and relatives. We assume that the people who share the machine are either trusted, or in a position to hack the machine (boot from USB!) trivially. As a result, there is little to no benefit from the permissions you propose … Ergo, we stick with the permission as they stand today.
Mark Shuttleworth
Die Diskussion hielt über die gesamten 15 Jahre seit Erstellung des Bugreports an und trägt nun zu einer Änderung der Richtlinie bei. Wie Ubuntus Security Tech Lead Alex Murray bereits im November schrieb, haben sich die Zeiten geändert und Sicherheit vs. Bequemlichkeit werde heute angesichts zunehmender Nutzung von Servern und öffentlichen Clouds anders bewertet als 2006.
Besser spät als nie
Er schlug daher vor, die Datei /etc/adduser.conf
anzupassen und künftig das Home mit den Rechten 750 anstatt 755 auszuliefern. Das lässt dem Besitzer alle Rechte, der Gruppe bleiben die Rechte zum Lesen und Ausführen, und der Rest der Welt geht leer aus. Da es keine einwände gab, setze er die Änderung um. Dies betrifft nur neue Installationen und lässt somit ältere Veröffentlichungen und Upgrades auf Ubuntu 21.04 außen vor.
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