Fair-code: ein Modell für freie Software?

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Vor einigen Tagen fiel mir die Webseite von Fair-code ins Auge. Dort wird ein Modell propagiert, bei dem Entwickler von freier Software an den kommerziellen Gewinnen aus ihrer Arbeit beteiligt werden. Fair-code ist keine Software-Lizenz, sondern ein Softwaremodell, bei dem Software:

  • generell frei verwendbar ist und von jedem weitergegeben werden kann
  • der Quellcode frei verfügbar ist
  • von jedem in öffentlichen und privaten Communities erweitert werden kann
  • von den Autoren kommerziell eingeschränkt wird

Früchte der Arbeit teilen

Die Verfasser sind der Ansicht, dass es möglich sei, die Prinzipien der Freiheit zu respektieren, ohne ideologisch zu sein. Das Fair-code-Software-Modell will Entwickler an den Früchten ihrer Arbeit beteiligen, falls diese das wünschen. Obwohl es viele erfolgreiche Projekte gibt, die traditionell als Gemeinschaften von unbezahlten Entwicklern arbeiten, versucht Fair-code gleiche Bedingungen für Software-Autoren aller Hintergründe zu schaffen, einschließlich derer, die von ihrer Arbeit leben möchten.

Auf der Webseite heißt es dazu zur Erläuterung:

Wir wollen, dass Leute mit ihrer Software Geld verdienen, aber wir erkennen an, dass die Gemeinschaft vom wirtschaftlichen Erfolg eines Projekts profitiert. Innerhalb von Fair-code haben die Urheber das exklusive Recht, ihre Arbeit zu kommerzialisieren, was eine langfristige Rentabilität sicherstellt. Unternehmen, die die Software kommerzialisieren möchten, können sich mit dem Autor in Verbindung setzen und eine Geschäftsbeziehung aufbauen, von der beide Parteien profitieren! Wir glauben, dass echte Meritokratie in der Software immer noch möglich ist, und dass Software-Autoren und Mitwirkende für ihre Beiträge zu einem Projekt respektiert werden und Einfluss haben sollten.

Die Autoren, zwei Software-Entwickler aus Deutschland und den USA, konstatieren derzeit eine wirtschaftliche Trennung zwischen den Leuten, die ein Projekt erstellen und die meiste Arbeit hineinstecken und den Leuten, die damit Geld verdienen. Fair-code soll sicherstellen, dass sich Projekte für ihre Entwickler langfristig finanziell lohnen, damit diese, wenn sie erfolgreich sind, weiter entwickelt werden. Es geht nicht darum, den ganzen Gewinn mit den Entwicklern zu teilen, sondern dass Fair-code versucht, profitable Geschäftsbeziehungen zu gewährleisten, von denen beide Personen und/oder Firmen profitieren.

Unfreie Lizenzen

Das Fair-code-Modell ist als Reaktion auf einen zunehmenden Trend zu sehen, bei dem Code von Open-Source-Software auf Cloud-Plattformen verwendet wird, die Entwickler aber die Kosten der Entwicklung alleine tragen. Als Reaktion darauf hatten in den letzten Jahren unter anderem Projekte wie Redis, MongoDB und CockroachDB ihre Lizenzen gewechselt oder mit einer »Common Clause« angepasst, was erhitzte Diskussionen auslöste. Auf Fair-code werden die Confluent Community License sowie die Commons-Clause-Lizenz erwähnt, die alle Fair-code-Anforderungen erfüllen.

Kommentare

2 Antworten zu „Fair-code: ein Modell für freie Software?“

  1. Avatar von tuxnix
    tuxnix

    Ein sehr komplexes Thema. Es fehlt tatsächlich an Möglichkeiten für Entwickler freier Software von ihre Arbeit auch Leben zu können. Dabei sollte aber prinzipiell die freie Weiterentwicklung und Verwendung freier Software nicht eingeschränkt werden. Sonst ist sie nicht mehr freie Software. Zeitmodelle, die garantieren, dass Software nach einer gewissen Zeit automatisch wieder frei sind und eine Vermarktung zeitlich beschränkten, wären m.M.n. auch eine gute Lösung.
    Das Problem wäre aber auch sehr viel einfacher lösbar, wenn Staaten als oberste Verfasstheit von Gemeinschaft agieren würden und Projekte die im Allgemeinintresse sind, fördern würde, anstatt Milliarden unserer Steuermittel an Monopolisten zu verschleudern. Leider hat man hier Jahrzehnte verpasst und oft scheinen Politiker auch ganz andere Interessen zu vertreten als die der Allgemeinheit.

    Um das Thema einmal von der humorvollen Seite anzugehen und weil mit der Freiheit von Software und Freibier in der Vergangenheit oft viel zu ernst umgegangen wurde, habe ich meine eigene Lizenz geschaffen. Sicherlich taugt sie nur für die kleinen Skripte die ich gelegentlich schreibe. Bei Shell-Skripten besteht aber auch keine Gefahr, dass der Quellcode geheim bleibt.
    Auch hat sie den Vorteil, dass sie sehr kurz ist, aber trotzdem alle Dinge umfasst, die freie Software ausmacht.

    Die – FreeAsFreeBeer – Lizenz:

    Do not buy a free beer.
    Do not sell a free beer.

    Have fun!

    1. Avatar von Theresa
      Theresa

      anstatt Milliarden unserer Steuermittel an Monopolisten zu verschleudern

      Würde der öffentliche Dienst auf freie Software umgestellt, dann könnten die Entwickler auch von ihrer Arbeit leben. Leider haben das z.B. die Grünen in Freiburg i.B. nicht gewünscht, dort wurde wieder auf MS-Windows umgestellt.

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