Pine64 vom eigenen Erfolg überrollt

Pine64

Pine64 stellt günstige Hardware her, die von der Community mit Software versorgt wird. Dieses Modell zieht Enthusiasten an, die sich des meist experimentellen Status der Software dieser Geräte wie etwa PinePhone, Pinebook Pro oder PineTab bewusst sind. Dieser angestrebte Kundenkreis ist entweder selbst in die Entwicklung involviert oder kennt die Infrastruktur der Linux-Community und weiß somit, wo man Hilfestellung erhält oder selbst geben kann.

Opfer des eigenen Erfolgs

In letzter Zeit gesellen sich, wie einem aktuellen Blogeintrag zu entnehmen ist, neue Käuferschichten hinzu, die nicht so technikaffin sind und sich oft auch nicht im Klaren sind, dass die Software fast immer unfertig ist und die Aktualisierung und Pflege ein Mindestmaß an Linux-Kenntnissen erfordert. Das ist insofern ein Problem, als Pine64 darauf nicht eingestellt ist und dementsprechend keine Support-Kapazitäten hat.

Diese neue Käuferschicht wendet sich mit ihren Anfragen also an die einzige Anlaufstelle, die sie kennen: den Pine Store. Die Mitarbeiter dort sind geschult, Probleme rund um Bestellung Versand und RMA zu lösen, aber nicht, bei der Beseitigung von Software-Problemen zu helfen. Derzeit gehen im Pine Store monatlich rund 3.000 solcher Support-Mails ein.

Neue Shops mit Support

Deshalb sah sich Pine64 gezwungen zu handeln, vor allem da bei den günstigen Preisen mit einer weiteren Ausweitung des Kundenkreises zu rechnen ist. Die Lösung sollen Einzelhandels-Online-Shops bringen, die im nächsten Jahr zunächst in Europa und den USA eröffnet werden sollen. Der jetzige Pine Store bleibt erhalten, wie er ist und wird auch weiterhin die Geräte zu den gewohnt niedrigen Preisen anbieten. Die neuen Retail-Stores werden ein anderes Preisgefüge haben, da für diese neue Käuferschicht Support enthalten ist. Zudem soll es kurze Bestellwege mit wenigen Tagen Lieferzeit geben.

Wie die Preise dieser Shops aussehen werden, lässt sich bereits jetzt im Pine Shop sehen. Dort sind die Retail-Preise bereits mit angegeben. Beim aktuellen PinePhone CE mit KDE Plasma Mobile beträgt der Aufschlag rund 100 Euro und somit 299 statt 199,99 USD.

Kommentare

22 Antworten zu „Pine64 vom eigenen Erfolg überrollt“

  1. Avatar von Sebastian
    Sebastian

    „Opfer des eigenen Erfolges“…?

    Als (glücklicher) Besitzer eines PineTabs und PinePhones sage ich (wie schon des öfteren): zuviel Marketingblabla ist das Problem der Pine64 Gemeinschaft. Allein schon die simple Ankündigung, dass es ab sofort einen Endkundenshop in Europa und einen in den USA geben wird, bedarf drölfzigtausendsiebehundertdreiundvierzig Sätze.

    In diesen Artikel wurden bestimmt 4 Stunden „Gedanken-machen“ investiert; verlorene Zeit die effektiver hätte genutzt werden können; meine Meinung, vielleicht übersehe ich aber auch das große Ganze 😉

    Es wird einfach zuviel geschrieben mit zuwenig Informationsgehalt. Warum steht auf der offiziellen Homepage nicht sowas wie „Noch in Entwicklung befindlich, Hardware verfügbar, Software noch nicht alltagstauglich“? Stattdessen viele bunte Bilder und uralte Kamellen.

    Freue mich aber dennoch, dass es Pine64 soweit gebracht hat und werde mich weiter aktiv daran beteiligen, soweit es meine spärliche Freizeit zulässt und ich mit meinem Hobbywissen helfen kann.

    Gruß

    1. Avatar von Florian
      Florian

      Warum steht auf der offiziellen Homepage nicht sowas wie “Noch in Entwicklung befindlich, Hardware verfügbar, Software noch nicht alltagstauglich”?

      So ist es. Als „Entwicklungsplatform“ bezeichnen, fertig. Sonst werden Neukunden, welche ein Telefon mit der vom PC gewohnten Oberfläche erwarten, ganz einfach unglücklich und der Name „Pine“ wird beschädigt.

  2. Avatar von Pfister2

    Auch auf die Gefahr, mich hier unbeliebt zu machen, möchte ich doch anfügen, dass es meines Earchtens unverantwortbar ist, was aktuell mit dem PinePhone passiert. Zunächst möchte ich die Lektüre des folgenen Links empfehlen:

    https://forum.pine64.org/showthread.php?tid=11754&highlight=daily+driver+phone+calls+not+working

    Worum geht es? Seit vielen vielen Monaten läuft das Gerät genau dort nicht, wo es am wichtigsten wäre. Das Telefonieren klappt einfach nicht. Aus eigener Erfahrung mti AVMultiPhone kann ich hier anfügen, dafür gibt zwei hauptsächliche Ursachen:

    a) Defragmentierte Kernel (5.6,5.7,5,8,5.9 mit vielen Ausführungen, aber leider nach wie vor nicht 100%im Mainline-Kernel)

    b) Abgekopseltes Modem: Um es mal pointiert zu sagen. Das das Modem des PinePhones ist leider in keinster Weise Open Soruce. Das verwendete Modem Quectel EG25-G wird zwar mit einem Linux betrieben, nur sind (nach meinen Recherchen) die Sourcen dazu nirgends publiziert. Vielmehr ist das Teil über ‚atdt‘-Befehle zu steuern.

    Das ist für mich unakzeptabel. Nachdem ich AVMultiphone so hatte, wie ich es mir wünschte, stellte ich im täglichen Gebrauch fest, es läuft einfach nicht stabil. Dann suchte ich nach den Ursachen und landete bei einer als vertraulich klasifizierten Dokumentation, welche die Steuerbefehle des EG25-G beschrieb.

    Hallo! Da habe ich ein Open Source Smartphone, dass ein mit Linux betriebenes abgekapseltes Modem enthält, von dem ich „legalistisch“ betrachtet nicht mal die Stuerbefehle dokumentieren kann/darf? Was bringt mir das Teil denn dann noch?

    Nur damit wir uns richtig verstehen, selbst GPS läuft über das Teil, die Kill-Switch, nicht mal die kann ich wirklich überprüfen, ob die beim Modem ankommen. Die Sourcen zum Modem finde ich nicht. Ich lasse mich gerne eines besseren belehren, aber solange mir niemand aufzeigt, wie das abgekopselte Linux des Modems überprüft (sprich kompilliert) werden kann, ist es für mich kein Open Source Teil.

    Ich finde es etwas seltsam, wenn hier angeführt wird, es sei halt ein Entwicklungsteil und nicht für den Daily-Use bestimmt. Das mag stimmen, aber solange das Modem Closed ist, bringt es auch für mich als Entwickler nichts. An sich müsste ich den Lieferanten ja wegen irreführender Werbung belangen, bei 30 Tagen Garantie und chinesischem Absenderort, da lasse ich es dann doch lieber. Ich erwarte ja nicht, dass die hinterletzte Firmware geöffnet ist, aber doch so, dass ich den Kernel selber wie z.B. beim damaligen N900 von Nokia anpassen kann und vorallem, dass ich z.B. mit rmmod den Modem-Treiber auch verlässlich deaktivieren kann.

    Es liegt mir fern, hier „Spielverderber“ spielen zu wollen und nochmals, ich lasse mich gerne eines besseren belehren (wenn es denn so ist). Aber, solange das Modem darart unfrei ist, so finde ich, bringt es wenig bis nichts. Und ich finde doch, dass dieser Punkt wengistens einmal diskutiert werden sollte. Letztlich soll damit jede/r selber abschätzen können, wie (un)frei das Teil ist.

    1. Avatar von tuxnix
      tuxnix

      Hallo!
      Beim Librem 5 gibt es ja das gleiche Problem. Es gibt kein freies Funkmodem.
      Genau aus diesem Grund wurde es ja von der CPU getrennt.

      Was den Hype auf das PinePhone angeht, geb ich dir und den anderen Stimmen hier völlig recht.
      Da gehört eine dicke Aufschrift. „Nur für Entwickler geeignet“ darauf.
      Jedenfalls in seinem jetzigen Gebrauchszustand.

      1. Avatar von Pfister2

        „Echt“ frei Hardware ist in der Tat sehr schwierig, nur wenn ich

        https://xnux.eu/devices/feature/modem-pp.html

        richtig verstehe, läuft das Modem ja selber unter Linux. Und da frage ich mich als Entwickler halt doch, wie kann es sein, dass da ein vollkommen „vernageltes“ Linux läuft. Müssten nicht die Sourcen dazu offengelegt sein? Oder verstehe ich des jetzt falsch?

        Wenn ich so ein bisschen nachdenke, wenn WLAN, GPS und LTE über ein geschlossenes Linux laufen, was bringt mir dann das darüberliegende Linux (z.B. AVMultiPhone) noch?

        1. Avatar von tuxnix
          tuxnix

          Sehe es doch mal andersherum.

          Es geht nicht darum, dass alles mit einem Schlag frei ist, sondern erst einmal darum ein Stück freier zu werden.

          Zunächst geht es um den Benutzer der sich vom Google und Facebook tracking befreien kann. Auch wird das unfreie Modem von der CPU getrennt damit keine stille SMS das System korrumpiert und Mikrophon und Kamera einschaltet.

          Ist ersteinmal dieser Schritt gelungen, kann man auch dazu übergehen freie Modems herzustellen und freie Modem Treiber zu entwickeln.

          Du kannst auch gerne mit Schritt 2 anfangen. Ich fände es klasse und würde dazu etwas spenden. Aber bis jetzt hat das noch niemand angepackt.

          1. Avatar von Pfister2

            Es geht aber doch darum, dass das Modem selber auf einem Linux läuft, und da müssten doch die Sourcen offengelegt sein, oder verstehe ich dies falsch?

          2. Avatar von tuxnix
            tuxnix

            Wenn das Modem auf einem Linuxkelnel läuft, dann muss das Linux auch veröffentlicht werden, da Linux mit GPLv2 lizenziert ist.

            Wenn der Treiber mit dem das Modem auf Linux läuft nicht frei ist, dann muss dieser Treiber auch nicht veröffentlicht werden.

            Denk ich zumindest mal. Gruß tuxnix

          3. Avatar von Pfister2

            So würde ich es auch verstehen, und gemäss obigem Link läuft da auch ein Linux drauf (soll eine ARM CPU sein). Nur, wie soll ich das denn bei einer Firma einfordern, die weit weg ist?

            Gut, bei Allwinner gab es diesen Punkt ja auch mal. Nur meinte ich, solange ich das Teil in China bestelle, sehe ich als Besteller wenig Chance, nachzuhaken — und genau das stört mich.

          4. Avatar von Ralf
            Ralf

            GPLv2 sagt nicht das die Quellen „veröffentlicht“ werden müssen. Der Kunde des Geräts hat Anspruch darauf, auf Anfrage die Quellen zu bekommen. Ob sich ein eigenes Linux auf dem Gerät installieren läßt ist nicht gewährleistet (geht bei Motorsteuergeräten mit Linux jedenfalls nicht).

        2. Avatar von Ralf
          Ralf

          „wie kann es sein, dass da ein vollkommen “vernageltes” Linux läuft. Müssten nicht die Sourcen dazu offengelegt sein? Oder verstehe ich des jetzt falsch?“

          Die Quellen müssen Kunden auf Anfrage zur Verfügung gestellt werden. Es besteht kein Anspruch darauf, daß man die Quellen verändern, kompilieren und dann selbst auf dem Gerät installieren kann.

  3. Avatar von tuxnix
    tuxnix

    Tut mir leid, die Erklärung von Pine64 ist etwas sehr dürftig.
    Es geht auch nicht um 3000 E-mails im Monat.
    Auch Beteuerungen, man wäre Cummunity und wolle nur das Beste, taugen als Begründung für eine strukturell kommerzielle Entscheidung nichts.

    Man hat Erfolg und will in noch erheblich steigern!
    Die Kosten mit der DHL (sie kassiert nicht nur saftige Transportgebühren sondern auch noch unverschämt hohe Zinsen für die Auslage der Zollgebühren) kann man einsparen bzw. kann Pine64 für besseren Service nutzen.
    Für ein Pinebook Pro für 199$ im Shop wurden bei mir so schnell 286,64 EUR nach Lieferung.

    Den Kundenservice kann man verbessern. Insbesondere die Wartezeit.
    Pine64 macht den Gewinn nicht mit den günstigen Devices sondern mit den kleinen Zusatzartikeln, drum herum. Hierfür benötigt man schnellere Vertriebswege.

    1. Avatar von Pfister2

      Für den Preis kriegst Du aber auch (fast) ein 2in1-Intel-Teil wie z.B. mein AVMultimedia-Tablet.

      1. Avatar von tuxnix
        tuxnix

        In Zukunft werde ich zuerst immer bei dir schauen, ob es was passendes gibt.
        Hier wollte ich aber tatsächlich ein Laptop und ARM-SoC. Sorry!
        😉

  4. Avatar von beccon
    beccon

    Der Raspberry Pi ist mit einer ähnlichen Strategie – „für Bastler und Entwickler“ sehr erfolgreich geworden. Sie haben das aber von Anfang an so kommuniziert. Der Markt dafür ist auch durchaus vorhanden.

    1. Avatar von tuxnix
      tuxnix

      Ich finde es ja auch insgesamt recht gut was sie machen oder besser gesagt, welche Entwicklung dadurch ausgelöst wird.
      Was ich aber gar nicht mag, ist das Community Geheische bei rein kommerziellen Entscheidungen.
      Weder die Herstellung noch der Vertrieb ist community. Man sollte diese Dinge in der Kommunikation auch klar von einander trennen.
      Interssant wäre dann auch der Punkt ob bei dem europäischen Vertrieb die gesetzlichen Garantiebestimmungen eingehalten werden.

  5. Avatar von Sebastian
    Sebastian

    Vielleicht liest ja ein Mobiltelefon-Fabrikant hier mit: Ich werde mir zunächst kein PinePhone kaufen, sobald aber irgendein Hersteller ein Mobiltelefon mit funktionierendem Plasma Mobil anbietet, werde ich mir das sofort zulegen.

    1. Avatar von Ferdinand

      Dazu muss erstmal Plasma Mobile funktionieren. zugegeben, die Jungs haben in letzter Zeit etwas aufgeholt…

      1. Avatar von tuxnix
        tuxnix

        An dieser Stelle mal ein herzliches Dankeschön dafür, dass du dir die Sachen besorgst, um uns von all den Neuigkeiten berichten zu können.

  6. Avatar von tedus
    tedus

    Ich frage mich, wie man auf den Bolzen kommt ein funtionsfähiges Handy zu erhalten…
    Mir ist soweit ich weiß noch kein Artikel/Bericht untergekommen, bei dem dies nicht zu lesen ist.
    Ich bin zwar recht bewandert – aber solange die grundlegenden Funktionen eines Handys (Telefonieren, SMS, MMS, akzeptable Akkulaufzeit – dann Kalender, Kontakte) nicht verlässlich funktionieren, schau ich mir das ganze nur aus der Ferne an.

    Im Store steht sogar nochmal“Community Limited Edition PinePhones are aimed solely for developer and early adopters“. Keine Ahnung ob das neu ist.
    In jedem Fall war mein erster Gedanke: welcher Vollid… kommt auf die Idee, das das nen normales Handy ist? Eigentlich schwer zu übersehen.

    Zum Artikel: was soll diejenigen, die jetzt die Supportanfragen stellen hintern weiter im günstigeren Shop zu kaufen? Aber ok – soll Pine mal machen. Gönn denen ja die Einnahmen

  7. Avatar von Malte
    Malte

    Es läuft jetzt übrigens auch openSUSE auf dem PinePhone:

    „Working:
    Calls (Auto-switch audio profiles)
    SMS
    Mobile Data
    WiFi
    Front Camera (laggy)
    Back Camera (laggy)
    Touchscreen
    Brightness
    Sound & Mic
    Volume Keys
    Proximity sensor
    Bluetooth

    Not Working:
    Accelerometer
    Jack“

    https://download.opensuse.org/repositories/devel:/ARM:/Factory:/Contrib:/PinePhone/images/

    openSUSE for Pinephone auf forum.pine64.org

    1. Avatar von Malte
      Malte

      Entschuldigung für den Doppelpost, gerade jetzt kam die offizielle Meldung von openSUSE rein:

      Advancing openSUSE Images for The PinePhone

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