Python-Gründer Guido van Rossum geht zu Microsoft

Rossum Microsoft
Bild: Guido van Rossum | Quelle Daniel Stroud | Lizenz: CC BY 4.0

Per Twitter verkündete der Python-Entwickler Guido van Rossum, Ruhestand sei langweilig und er arbeite ab jetzt bei Microsoft. Tatsächlich hat der Softwaregigant aus Redmond den Guido van Rossum als »Distinguished Engineer« in der Entwicklungsabteilung eingestellt. Somit entging er vermutlich einem Vorstellungsgespräch, bei dem er an einer Tafel Algorithmen erläutern musste. Ein »Distinguished Engineer« entspricht Level 70 in Microsofts Mitarbeiterhierarchie und steht eine Stufe unter dem »Corporate Vice President«. Der Titel garantiert ein Jahreseinkommen von mindestens einer Million US-Dollar im Jahr.

Als BDFL zurückgetreten

Der 1956 geborene Guido van Rossum war 2018 überraschend nach fast 30 Jahren von der Projektleitung der von ihm ins Leben gerufenen Programmiersprache Python zurückgetreten. Bis dahin galt er als Benevolent Dictator For Life (BDFL), also als wohlwollender Diktator auf Lebenszeit. Sein Geld verdiente Rossum von 2005 bis 2012 bei Google, seit 2013 arbeitete er bei Dropbox, wo er 2019 ausschied und in den Ruhestand ging.

Breites Spektrum

Rossum ließ nichts über seine geplante Tätigkeit bei Microsoft verlauten, er sagte lediglich, der Möglichkeiten seien viele und es werde Python verbessern, nicht nur unter Windows. Python ist in Microsofts Produkten bereits seit rund 10 Jahren breit vertreten. Global gesehen legte Python im Jahr 2020 ebenfalls zu. Verschiedene Indizes zum Ranking von Programmiersprachen sehen Python derzeit auf Rang 2, wo bei Java auf Platz 3 verdrängt wird. Microsoft hatte bereits zuvor die Entwickler von Programmiersprachen ins Boot geholt. Bereits 1998 engagierte man Simon Peyton Jones, der als Vater von Haskell gilt. Auch Miguel de Icaza, der Mitbegründer des GNOME-Desktops, arbeitet bei Microsft.

We’re excited to have him as part of the Developer Division. Microsoft is committed to contributing to and growing with the Python community, and Guido’s on-boarding is a reflection of that commitment

Microsoft

Monty Python stand Pate

Rossum begann 1989 mehr oder weniger aus Langeweile über die Weihnachtstage mit der Entwicklung von Python, das als Nachfolger der Sprache ABC geplant war. Der Name ist eine Reminiszenz an die britische Comedy-Serie Monty Python’s Flying Circus, deren Fan Rossum war. Im Februar 1991 erschien Python erstmals öffentlich, die erste Vollversion erschien im Januar 1994 unter der Bezeichnung Python 1.0.

Kommentare

12 Antworten zu „Python-Gründer Guido van Rossum geht zu Microsoft“

  1. Avatar von Marsl
    Marsl

    Auch Miguel de Icaza, der Mitbegründer des GNOME-Desktops, arbeitet bei Microsft.

    Das war seine Belohnung dafür, daß er erfolgreich den Linux Desktop zersplittert hat.
    De Icaza hat sich ja schon vor Gnome bei Microsoft beworben, er bekam aber wegen seines fehlenden Hochschulabschlusses kein Visum für die USA.

    1. Avatar von tuxnix
      tuxnix

      Bei Linux heißt das nicht Zersplitterung. Man spricht hier besser von Vielfalt.
      Strategien von Monopolisten sind nicht passend für die freie Entwicklung.
      Grund für die Schaffung von GNOME war denn auch das Fehlen einer freien Lizenz von QT auf die das Kool Desktop Environment aufbaute, und für die KDE-Community erst ab 1999 mit Trolltech ausgehandelt werden konnte. Vielleicht hat KDE diese freie Lizenz indirekt sogar dem Erscheinen von GNOME zu verdanken.

      1. Avatar von kamome
        kamome

        Aus der Warte des Monopolisten gesehen stimme es doch – abgesehen davon, dass da „bei uns“ auch einige so sehen (Du vielleicht auch).
        > QT
        Ich wiederhole mich zwar im Krümelpicken, aber es taucht ja auch immer wieder auf – das hat mit KDE nichts zu tun, die bauen auf Qt.

      2. Avatar von Marsl
        Marsl

        Grund für die Schaffung von GNOME war denn auch das Fehlen einer freien Lizenz von QT auf die das Kool Desktop Environment aufbaute

        Die Argumentation wurde von Gnome ja mehrfach im Laufe der Jahre geändert. Als es Qt endlich unter der LGPL gab, argumentierte die Gnome-Seite, die Lizenz sei „zu frei“ (man könne damit auch geschlossene Software bentwickeln).
        Beim Marketing kann man den Amis halt nichts vormachen.

        1. Avatar von anonym
          anonym

          Afaik war es so, dass es dann irgendwann die freie QPL gab, von der man aber nicht wusste, ob sie GPL-kompatibel ist. Dann gab es dann eine GPL-Veröffentlichung, woraufhin manche befürchteten, dass das die Entwicklung kommerzieller Apps erschweren würde, und sehr viel später folgte dann eine Veröffentlichung unter der LGPL, die dieses „Problem“ gelöst hat.

          Das ist aber auch egal, irgendwann war GNOME dann einfach da und dann gab es, Qt-Lizenz hin oder her, keinen Grund mehr das abzubrechen oder irgendwie auf Qt zu portieren. Und da drohen anscheinend auch weiterhin Lizenz-Probleme, wie man Anfang des Jahres erleben musste.
          Und inzwischen ist GNOME3 der quasi-Standard.

          1. Avatar von Michael
            Michael

            Das liegt unter anderem daran, daß bei GNOME3 „alles entfernt wurde, was den Nutzer verwirren könnte“. 😀

            „Ein Beispiel dieses Irrsinns: Man will ein neues Terminal-Fenster. Also geht man zu ‚Aktivitäten‘ und drückt auf das ‚Terminal‘-Teil, das man zu seinem Desktop-Ding hinzugefügt hat (warum kann man es eigentlich nicht gleich auf den Desktop setzen, statt in diesen unsinnigen ‚Aktivitäten‘-Modus?). Was geschieht? Nichts. Es holt das bereits bestehende Terminal-Fenster wieder in den Vordergrund.“

            Linus Torvalds

  2. Avatar von tux.

    Oh, schön. Dann gibt es von Microsoft ja auch bald endlich schnarchlangsame Software.

  3. Avatar von tux.

    Nebenbei:

    Microsoft hatte bereits zuvor die Entwickler von Programmiersprachen ins Boot geholt. Bereits 1998 engagierte man Simon Peyton Jones, der als Vater von Haskell gilt. Auch Miguel de Icaza, der Mitbegründer des GNOME-Desktops, arbeitet bei Microsft.

    Ich bin ein bisschen überrascht, dass in dieser Aufzählung Anders Heilsberg fehlt – der wesentliche Kopf hinter Turbo Pascal, Object Pascal (Delphi) und später C#, was so manche Ähnlichkeit zwischen den Sprachen erklärt.

  4. Avatar von Jochen Geyer
    Jochen Geyer

    Python ist in Microsofts Produkten bereits seit rund 10 Jahren breit vertreten.

    Nur weil sich Microsoft bei offenen Technologien bedient, heißt das doch nicht, dass Microsoft sich auch öffnet.

    er sagte lediglich, der Möglichkeiten seien viele und es werde Python verbessern, nicht nur unter Windows.

    Wenn es wirklich – und ausschließlich – darum ginge, Python zu verbessern, hätte es nicht Microsoft gebraucht.
    Hier geht es auch um niedere Instinkte.
    Als „Frührentner“ hätte er auch genügend Zeit gehabt, Python ohne großen „Partner“ voranzutreiben.
    Und wenn schon einen AG, warum dann ausgerechnet Microsoft?
    Oder ging es auch darum, noch ein paar Schäfchen ins Trockene zu bringen?

    Hier wäre ein Unternehmen aus der FOSS Community, oder zumindest ein Unternehmen, welches sich ernsthaft um FOSS bemüht, überzeugender gewesen.

    1. Avatar von anonym
      anonym

      Auch wenn Python selbst als Nebeneffekt womöglich verbessert wird, dürfte Microsoft ihn hauptsächlich dafür bezahlen, die Nutzung von Python im Microsoft-Ökosystem zu verbessern, von Visual Studio bis Azure. Das ist auch überhaupt nicht schlimm, selbst wenn Rossum das jetzt einfach wegen dem Geld macht.

      1. Avatar von Jochen Geyer
        Jochen Geyer

        selbst wenn Rossum das jetzt einfach wegen dem Geld macht.

        Konnte nicht widerstehen, aber es muss »wegen des Geldes« heißen.

        Inhaltlich stimme ich deiner Feststellung nur bedingt zu, kannst dir (sicherlich) denken, in welchem Teil nicht.
        Microsoft macht sehr viel Bo­hei um offene Sotware, aber setzt lediglich eigene Interessen um.

        1. Avatar von ironm
          ironm

          Aus meiner Sicht hat sich Rossum für eine Million (oder mehr) US-Dollars im Jahr von M$ kaufen lassen. Die Macht des Geldes wohl.
          Für die freie Open Source Software (Linux, OpenBSD etc.) wird es nicht unbedingt vorteilhaft sein. Die kommerziellen Software- bzw. Betriebssystem-Anbieter denken nur an ihre eigenen Vorteile.
          C++ erscheint mir nun langfristig als die bessere Alternative für neue Entwicklungen.

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