Ubuntu 20.10: Zahmer Gorilla mit wenig Groove

Ubuntu 20.10 »Groovy Gorilla«
Ubuntu 20.10 Wallpaper | Screenshot: ft

Pünktlich wie immer hat Canonical die aktuelle Fassung von Ubuntu freigegeben. Ubuntu 20.10 »Groovy Gorilla« wird für die nächsten neun Monate unterstützt. Es basiert auf Kernel 5.8 und einem leicht angepassten GNOME 3.38 und bringt beachtliche 2.9 GByte auf die Waage. Zeitgleich wurden die offiziellen Varianten Ubuntu Server, Kubuntu, Xubuntu, Lubuntu, Ubuntu Studio, Ubuntu MATE, Ubuntu Budgie, und Ubuntu Kylin auf den neuesten Stand gebracht. Zudem gibt es eine erste offizielle Desktop-Umsetzung von Ubuntu für den Raspberry Pi.

Kleine Verbesserungen

Was hat Ubuntu 20.10 außerhalb der Errungenschaften von Linux 5.8 und GNOME 3.38 und den üblichen Paketaktualisierungen noch zu bieten? Wer jetzt erwartet, dass in einer Zwischenversion, die kein LTS erhält, Neues ausprobiert wird oder experimentelle Funktionen getestet werden, der muss schon genau hinschauen, um hier fündig zu werden.

Bei der Installation fällt auf, dass eine Option zum Einbinden in Microsofts Verzeichnisdienst Active Directory hinzugekommen ist. Still ist es um die weitere Integration von ZFS als Dateisystem geworden, es versteckt sich weiterhin im Installer unter der Option Erweiterte Funktionen und hat keine erkennbare Weiterentwicklung erfahren.

Bei den kleineren neuen Funktionen ist das Teilen von WLAN-Hotspots per QR-Code erwähnenswert. Termine aus dem GNOME-Kalender werden jetzt bei den Benachrichtigungen angezeigt. Das Anmelden per Fingerabdruck auf unterstützten Geräten wurde verbessert.

Nftables als Firewall-Backend

Weiterhin kommt anstelle von Iptables nun das Firewall-Backend Nftables, gepaart mit dem hauseigenen Frontend UFW zum Einsatz. Bei der Software ist Ubuntu wie immer recht aktuell und bringt mit Firefox 81, LibreOffice 7.0.2 und Thunderbird 78.3.2 aktualisierte Grundlagen für die Desktop-Nutzung. Die Toolchain für Entwickler wurde aktualisiert und bietet unter anderem GCC 10, LLVM 11 und Python 3.8.6. OpenJDK steht in Version 11 bereit.

Server und Cloud

Die Server-Variante integriert die neueste OpenStack-Veröffentlichung »Victoria«. Quemu wurde auf Version 5.0 aktualisiert, Libvirt steht bei Version 6.6 und unterstützt das neue virtio-fs, das eine verbesserte gemeinsame Nutzung von Host-Dateisystemen erlaubt. Das Cloud-Image mit KVM-Kernel startet ohne Initramfs und ist damit schneller verfügbar.

Desktop-Abbild für Raspberry Pi nun offiziell

Bleibt als Glanzstück die lange erwartete erste offizielle Veröffentlichung von Ubuntu als Desktop für den Raspberry Pi. Das Image ist für ARM64 auf dem Raspberry Pi 4 mit mindestens vier GByte RAM ausgelegt und läuft auch auf dem Raspberry Pi Compute Module 4.

Der Rest der Familie…

Kubuntu wurde mit dem Plasma-Desktop in Version 5.19.5, KDE Frameworks 5.74 und KDE Applications 20.08 freigegeben. Erstmals erscheint auch Ubuntu Studio mit dem KDE-Desktop, der das jahrelang genutzte Xfce ablöst. Bestandsanwender müssen hier neu installieren, ein Upgrade ist nicht vorgesehen.

Ubuntu Budgie setzt auf Budgie 10.5.1 als Desktop. Es ist auch in einer Variante für den Raspberry Pi verfügbar. Ubuntu MATE integriert MATE 1.24.1, Lubuntu bietet LXQt 0.15.0 und Xubuntu setzt das aktuelle Xfce 4.14 ein.

Ubuntu 20.10 »Groovy Gorilla« steht auf der Webseite zum Download bereit. Zudem hat Canonical Versionen für Server, Cloud und IoT im Angebot. Das Raspberry-Pi-Abbild ist für Desktop und Server verfügbar. Die Release Notes enthalten auch Verweise auf die aktuelle Veröffentlichung der anderen Ubuntu-Varianten.

Kommentare

3 Antworten zu „Ubuntu 20.10: Zahmer Gorilla mit wenig Groove“

  1. Avatar von kubuntuuser
    kubuntuuser

    Danke für den informativen Beitrag. Und aktueller als Golem und Heise noch dazu. 🙂

  2. Avatar von L.us3r
    L.us3r

    Hab das Upgrade von 20.04 auf 20.10 vollzogen. Gnome wird immer besser und interessanter.

  3. Avatar von whynot
    whynot

    Ich habe Ubuntu 20.10 auf meinem 8 Jahre alten Samsung-Notebook und auf meinem neuen Samsung Flex 15,6″ installiert. Bei beiden gab es die gleichen Erfahrungen.

    Installiert war es, wie bei Ubuntu üblich, sehr schnell und reibungslos. Keines der beiden Geräte meckerte über irgendwas und war sofort einsatzbereit. Auf dem Flex funktioniert auch die Stift-Eingabe im Zeichenprogramm (ich habe Krita ausprobiert) sehr gut. Alles in allem lässt sich auf beiden Geräten gut damit arbeiten.

    Was ich allerdings als negativ empfinde:

    1. die Netzwerkanbindung macht auf beiden Geräten Probleme. Per LAN angeschlossen zeigt sich über dem Netzwerk-Icon ein Fragezeichen. Das führt dazu, dass das Internet „ein bißchen“ funktioniert, Manche Seitenn werden angezeigt, andere wieder nicht. Scheinbar wurde hier ein Check auf regionale Seiten im Hintergrund durchgeführt. Der Sinn darin erschließt sich mir allerdings nicht. Nachdem ich in den Einstellungen eine feste IP mit einem festen Gateway hinterlegt hatte, funktioniert aber zumindest das LAN einwandfrei.
    2. Will ich das WLAN nutzen gibt es das gleiche Problem wie im LAN. Allerdings hilft hier keine feste IP-vergabe. Das Fragezeichen bleibt über dem WLAN-Symbol. Da ich mehrere Accesspoints im Haus verteilt habe, konnte ich mehrere WLAN-Verbindungen testen. Bei manchen ging es ohne Einschränkungen, bei manchen nicht. Sehr komisch. Aber solange wenigstens das LAN zuferlässig funktioniert…
    3. Das Flex kann ich als Tablet nutzen. Hier funktioniert das automatische Drehen des Bildschirms nicht. Das wäre allerdings ein Problem von Gnome 3.38 und wäre mit der Version 3.38.2 gefixt. Solange nutze ich einen Workaround. Der hat allerdings den Charme, dass er zwar den Bildschirm dreht, nicht aber die Richtung der Maus. Ziehe ich die Maus nach oben, geht sie auf dem Display nach unten (wenn ich das Display um 180 Grad gedreht habe). Zwar doof, aber da ich hier eh‘ mit den Fingern navigiere, ist das kein Problem. Bin trotzdem auf das Gnome-Update gespannt.
    4. Die Soundausgabe auf dem Flex funktioniert auf den internen Speakern nicht. Schließe ich einen Kopfhörer an, ist dort alles einwandfrei. Es kann also kein Treiberproblem mit dem Soundchip sein. Auf dem alten Notebook funktioniert das problemlos.

    Im Großen und Ganzen bin ich zwar zufrieden, wie das 20.10 auf beiden Geräten läuft. Aber trotzdem warte ich sehnsüchtig auf 21.04…

    Gruß
    Stefan

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