Offener Brief an Apache OpenOffice

Apache OpenOffice
OO-Logo von Chris Rottensteiner | Lizenz: Apache License 2.0

Der Vorstand der Document Foundation (TDF) als Schirmorganisation der LibreOffice-Entwicklung hat am zwanzigsten Jahrestag der Code-Freigabe von OpenOffice einen offenen Brief an Apache OpenOffice gerichtet. Darin sehen die Unterzeichner LibreOffice als die Zukunft von OpenOffice und plädieren dafür, alle Kräfte zu bündeln und hinter diesem Ziel zu stehen.

Seit 2014 überwiegend Bugfixes

Zunächst werden die Verdienste von OpenOffice als wichtige Büro-Suite und dessen Wirkung auf die Software-Welt hervorgehoben. Aber schon im nächsten Satz wird klar, dass OpenOffice seit 2014 unter dem Schirm der Apache Software Foundation (ASF) keine größere Veröffentlichung mehr herausgebracht hat und selbst die Beseitigung von Sicherheitslücken durch kleinere Veröffentlichungen fand nicht zeitgerecht statt.

LibreOffice is the future of OpenOffice. Let’s all get behind it!

TDF

In den letzten Jahren hätten alle Entwicklungsaktivitäten in LibreOffice stattgefunden, so der offene Brief. Die TDF habe 13 Haupt- und 87 Nebenveröffentlichungen herausgegeben. Im Jahr 2019 habe es in LibreOffice über 15.000 Code-Commits gegeben, während es in OpenOffice nur 595 waren. LibreOffice verfüge zudem über eine florierende Gemeinschaft, jährliche Konferenzen, professionelle Support-Optionen und ein robustes kommerzielles Ökosystem.

Marke immer noch stark

Trotzt alledem wissen viele Anwender laut der TDF nichts von der Existenz von LibreOffice. Das liege daran, dass OpenOffice als Marke immer noch so stark sei, obwohl es so gut wie keine Entwicklung oder Unterstützung mehr gebe. Es sei völlig in Ordnung, wenn OpenOffice den Zweig 4.1 aus dem Jahr 2014 für Bestandsanwender weiterpflegt.

Aber das Verantwortungsvollste, was man im Jahr 2020 tun könne, sei, neue Nutzern darauf hinzuweisen, dass es eine viel modernere, aktuellere, professionell unterstützte Suite gibt, die auf OpenOffice basiert und mit vielen zusätzlichen Funktionen ausgestattet ist. Im letzten Absatz heißt es:

Wir appellieren an Apache OpenOffice, das Richtige zu tun. Unser Ziel sollte es sein, möglichst vielen Menschen leistungsfähige, aktuelle und gut gepflegte Produktivitätswerkzeuge in die Hände zu geben. Lassen Sie uns gemeinsam daran arbeiten!

Einstellung bereits mehrfach vorgeschlagen

Dies ist nicht der erste offene Brief, der die OpenOffice-Entwickler mehr oder weniger deutlich auffordert, Besucher ihrer Webseite zu LibreOffice umzuleiten. Bereits 2015 stellte GNOME-Entwickler Christian Schaller diese Forderung auf. Ein Jahr später brachte der OpenOffice-Entwickler Dennis Hamilton die Einstellung des Projekts als eine Möglichkeit ein, um Probleme mit der Sicherheit zu beenden, die auf fehlende Kapazitäten im Projekt zurückzuführen seien.

Mit Oracle begann der Niedergang

OpenOffice.org, wie das Projekt anfangs hieß. ging im Jahr 2000 aus dem kommerziellen StarOffice hervor, nachdem dessen Quelltexte freigegeben worden waren. Die Entwicklung fand maßgeblich bei Sun Microsystems statt. Nachdem sich Oracle Sun einverleibt hatte, würde die Entwicklung vernachlässigt und der Niedergang begann. 2010 entstand aus Unzufriedenheit mit der Situation die Abspaltung LibreOffice. Oracle übergab 2011 OpenOffice.org samt Namensrechten an die Apache Software Foundation.

Kommentare

12 Antworten zu „Offener Brief an Apache OpenOffice“

  1. Avatar von MA_VrX
    MA_VrX

    Vorschlag zur gegenseitigen Einigung …

    ApacheOpenOffice bemängelt ja u.A. an Libreoffice, daß Funktionen zu schnell und ungetestet eingebaut werden und es dadurch instabieler wird. AOO sei eher aus Stabilität getrimmt.

    Mein Vorschlag daher: OpenOffice wird die LTS/ESR-Variante von LO.

    • Das aktuelle AOO 4.x entlassen wir in den wohlverdienten Ruhestand.
    • Sie nehmen sich alle 2 Jahre die Version X.0 und patchen die 3-4 Jahre lang. Das Ganze wird dadurch sehr stabil und da man doch alle 2-3 Jahre das aktuelle LO abgreift auf jeden Fall aktueller als die aktuelle Codebasiss
    • Neue Funktionene nur dann übernehmen, wenn sie wirklich ohen Risiko einzubauen sind

    Damit wäre beiden Projekten geholfen. AOO könnte iher Stabilitätskriterein erfüllen und LO Ihre Inovationene und die Anwender würde bei AOO trotzdem ein einigermaße aktuelles und sicheres Produkt bekommen.

    1. Avatar von Sebastian Leimkuehler
      Sebastian Leimkuehler

      Sry, aber was OpenOpffice als angebliche Stabilität verkaufen will ist ein nun schon seit Jahren anhaltender, technische Stillstand.

    2. Avatar von kamome
      kamome

      Das klingt zwar ganz nett, aber ich traue AOO nicht zu, eine aktuell sicherheitsgeflickte Version anzubieten. Es ginge also nur, wenn die Namensrechte an die TDF gingen und diese dann unter dem OO Namen eine LTS rausbrächten … aber da bin ich doch lieber für einen Namen (LO) mit einer zusätzlichen ultra-LTS-Version (und der Weiterleitung von AOO nach LO).

    3. Avatar von benQ
      benQ

      AOO ist schlicht eingefroren und köchelt auf allerkleinster Entwicklungsflamme weiter. OOorg 4.1 lief halt passabel, mit einem AOO-„Fokus“ auf Stabilität hat das nix zu tun.

      Mein Gegenvorschlag wäre: AOO einfach als 4.1.x OOorg „legacy“ bezeichnen, und den Namen endlich weitervererben, dann wäre LO 7.0 anschließend OOorg 7.0 „fresh“. Und wenn die TDF dann den Namen LibreOffice im Rahmen einer „Professional“ Variante weiterführen möchte, nur zu ..

      1. Avatar von MA_VrX
        MA_VrX

        Aus meiner Sicht ust auch ok. Vernüftig wäre es auf jeden Fall. Die Frage ist halt ob nich ein eigebildeter alter OOo Entwickler oder Apache aus falschen Stolz dagegen schießt. Oder ggf hach auch Oracle bei der Übergabe eine Sperrklausel als „Rache“ eingebaut. Man weiß es nicht.

  2. Avatar von thoys

    Ich dachte, dass OO schon „offiziell“ seit längerem eingestellt ist.
    Daher wundert es mich, dass überhaupt noch davon geredet wird.

    Aber, ums mal positiv zu formulieren, ich glaube, wenn alle OO Entwickler zu LO gehen, dann ist das ein Gewinn für alle.

    Grüße

    1. Avatar von Sebastian
      Sebastian

      Zitat:“…wenn alle OO Entwickler…“
      Meinste, die halbe Stelle macht den Braten fett? 😀

      Bin auch eher dafür, ooo in den Ruhestand zu schicken und einen, kurz erklärten (warum ist ooo JETZT (LOL) Libreoffice, Link zu platzieren.

      Gruß

  3. Avatar von tuxnix
    tuxnix

    Apache fährt mit dem OpenOffice einen Kurs der der Verbreitung freier Software schadet.
    Da alle Linux Distributionen sehr schnell auf LibreOffice gewechselt sind, geht es im Grunde um die ahnungslosen Windows Benutzer, die bei OO der mangelden Konvertierbarkeit in die MS-Office Dateiformate ausgeliefert sind. Die so abgeschreckten werden dann wohl weiterhin beim MS-Office bleiben wenn sie darauf angewiesen sind Dokumente zu verschicken.

  4. Avatar von Bigsby
    Bigsby

    Steckt da der Plan hinter, falls man sich wieder frei vereinen könnte, OpenOffice zur kostenlosen und aus LibreOffice die schon häufig angekündigte kommerzielle Version zu machen?

  5. Avatar von Jochen Geyer
    Jochen Geyer

    Die Einzigen die noch von AOO profitieren ist IBM, denn diese verwenden AOO als Basis für die eigene Office Lösung.
    Wahrscheinlich einer der wenigen Gründe, warum AOO noch existiert, kann das Projekt doch so immer noch ein paar Taler aus der IBM Kaffeekasse sammeln.

    [spoiler title=“Quelle“] Quelle: https://heise.de/-1423529 [/spoiler]

    1. Avatar von Ferdinand

      Gibt es dieses IBM-Office denn tatsächlich? Der Artikel ist von 2012 und beschreibt eine Absichtserklärung,für die ich bei einer kurzen Recherche keinen Existenzbeweis finden konnte.

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