Debians Qt-Betreuer treten zurück

Debian Swirl
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Die beiden Debian-Entwickler Lisandro Pérez Meyer und Dmitry Shachnev gaben bekannt, dass sie mit dem Erscheinen der im Dezember 2020 erwarteten neuen Version Qt 6.0 von der Betreuung des Frameworks für Debian zurücktreten. Sie werden aber weiterhin die Pflege der in Debian verfügbaren Pakete von Qt 5 übernehmen.

Wenig Zeit, schwache Hardware

Als Gründe geben beide neben zunehmend fehlender Zeit auch eine nicht ausreichend potente Hardware-Build-Infrastruktur an, die eine adäquate Betreuung der riesigen Paketbasis von Qt erschweren. Pérez Meyer betont auf Nachfrage ausdrücklich, die Code-Qualität habe nichts mit der Entscheidung zu tun – Qt sei im Gegenteil ein großartiges Projekt.

C++ vorausgesetzt

Die beiden Entwickler werden Betreuern, die die Arbeit übernehmen möchten, unter die Arme greifen und auch für eine Weile deren Uploads übernehmen, falls nötig. Neue Betreuer für das Qt-Framework sollten Erfahrung in der Paketierung bei Debian mitbringen und mit C++ und Symboldateien (PDB-Dateien) umgehen können. Da Qt 6 beim Build-Prozess von qmake auf cmake wechselt, sind Erfahrungen damit ebenfalls von Vorteil.

Plasma schlecht unterstützt

Dass beide Betreuer zuletzt nicht mehr genügend Zeit für die adäquate Betreuung von Qt aufbringen können, war bereits länger erkennbar, wenn aktuelle Updates erst verspätet in Debian Unstable erschienen. Darunter leidet auch die Aktualität des Plasma-Desktops, der in Unstable derzeit als Plasma 5.17 vorliegt, während bereits im Juni Plasma 5.19 freigegeben wurde. Im Oktober wird Plasma 5.20 folgen, die das in Debian noch nicht verfügbare Qt 5.15 voraussetzt.

Alternative

Wer in Debian einen stets aktuelles Plasma in Testing oder Unstable haben möchte, dem bleibt außer dem Selbstbau derzeit nur das inoffizielle Projekt von Debian-Entwickler Norbert Preining, das derzeit Plasma 5.19.4, KDE Frameworks 5.73 und KDE Apps 20.08 installiert. Durch den Rückzug der beiden Entwickler steht zu befürchten, dass sich die Aktualität von Qt und KDE in Debian weiter verschlechtern wird.

Kommentare

12 Antworten zu „Debians Qt-Betreuer treten zurück“

  1. Avatar von tux.

    Ich bin erstaunt, wie diplomatisch die beiden „Qt ist aufgeblasene Bloatware geworden“ ausdrücken können.

    1. Avatar von Frank
      Frank

      Du vergisst, dass vieles im Qt noch aus Zeiten stammt, als einiges noch nicht in der STL und auf allen Plattformen verfügbar war.

      Jedoch hatte ich auch gedacht, dass so etwas wie QList, QStringList, QVector sowie die QScopedPointer (und all den Spass dazu) mit Qt6 rausfliegt, damit der Qt Code wieder kleiner und besser wartbar für die Qt Company wird. Dem ist leider nicht so.

      Auch wenn ich sagen muss, dass ich die obengeannten Klassen gern benutze, weil ich sie seit gut 10 Jahren nutze und nicht über das wie nachdenken muss – ist ebend bequem.

  2. Avatar von debil
    debil

    Wie bereits in der Vergangenheit, die Geschichte wiederholt sich. Debian ohne aktuelles Qt. Jetzt fühle ich mich wieder 20 Jahre jünger.

    1. Avatar von tuxnix
      tuxnix

      Das ist echt „Kool“.

  3. Avatar von 5yn74x
    5yn74x

    Haben die nicht an ihrer Lizenz rum gefummelt?

    1. Avatar von Mika
      Mika

      Nee die haben die Zehenspitzen ins Wasser gehalten und einen Sturm verursacht. KDE ist nicht einverstanden mit weiterer Relizensierung so weit ich das verstanden habe. Sie wollen gerne alles GPL haben, was ja nicht sooo schlimm wäre (für uns Linuxers eher gar nicht), aber sie hoffen auch dass jeder Angst hat und eine kommerzielle Lizenz kauft. Und sie haben was an den LTS Releases gemacht aber das hab ich nicht mehr nachvollzogen (unbetroffen auf Arch Linux nehm ich an).

  4. Avatar von Thoys

    Kann nicht Norbert Preining das übernehmen? Warum inoffiziell, wenn es auch offiziell geht.

    Aber sehr schade. Mein Bauchgefühl sagt mir, dass KDE wieder mehr Unterstützung bekommt (Manjaro (Arch), KDE NEON (Ubuntu -> Debian) usw). Könnte es nicht einen „Rückfluss“ von Neon zu Debian geben?

    1. Avatar von Ferdinand

      Norbert paketiert derzeit aktuelles Plasma und was dazugehört, also Frameworks und Applications. Dazu muss aber ein aktuelles Qt bereitstehen, was jetzt gefährdet ist. Sind also zwei Paar Schuhe. Zudem ist Norbert in Debian in Ungnade gefallen, weil er seine Meinung kundtut. Er wurde vom Entwickler zum Maintainer degradiert, was zum Verlust von Rechten führt. Deshalb nutzt der auch den openSUSE build service. Traurige Debian-Realität.

      1. Avatar von wurzel99
        wurzel99

        Tja ..
        im Opensuse Build-Service findet sich immer mehr.
        Das ist ein System, das distri-unabhängigen Output liefert und der ganzen Community nützt.

        Es läuft immer mehr auf die professionell gemanagten Linux-Distris Red Hat und Suse mit ihren Community-Ablegern hinaus.
        Ubuntu ist historisch mit einem so hohen Anspruch gestartet und leistet sich jetzt einen Klops nach dem anderen, debian ist soo sympatisch und soo chaotisch .. irgendwann sind die Risse im Gebälk stärker als der Kitt. Schade.

  5. Avatar von Josef Hahn
    Josef Hahn

    Ah, schön. Jetzt benutze ich das ja seit ein paar Monaten, und habe aufwendig alles dahingebogen und migriert. Wird also jetzt höchste Zeit, dass der Schlonz in den Verfall und die Verrottung übergeht.

    1. Avatar von Ferdinand

      Ganz so schlimm wird’s schon nicht werden.

    2. Avatar von kubuntuuser
      kubuntuuser

      Ob der Bedeutung von Qt im Markt halte ich das für ziemlich ausgeschlossen. Keine Linux-Distribution kann heute mehr ohne Qt auskommen. Ich bin davon überzeugt, dass sich Nachfolger finden werden.

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