In 7 Fragen zum passenden (Linux-)Rechner

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Der Titel ist nicht nur reißerisch, sondern auch ambitioniert. Schließlich ist das Feld der Hardware groß und Meinungen sind zahlreich. Viele haben schon ein passendes Set-up für ihren Heimrechner gefunden und sollen keineswegs zu einem anderen bekehrt werden. Vielmehr soll dieser Artikel einige Leitlinien und Take-Home-Messages festhalten, für jene, die noch nicht das passende Set-up gefunden haben. Und selbstverständlich Grundlage für Diskussionen bieten.

Brauche ich einen Desktop-PC oder einen Laptop?

Das hängt natürlich ganz von eigenen Präferenzen und Nutzungsszenarien ab. Grundsätzlich kann allerdings ein Laptop alle alltäglichen Szenarien solide absolvieren und kann darüber hinaus mobil genutzt werden. In den meisten Fällen brauchen sie weniger Platz und keine weitere Hardware.

Ein Desktop-PC kann hingegen alles sein: Vom kleinen Mini-PC (der allerdings dann trotzdem Maus, Tastatur und Bildschirm braucht) bis hin zur Gaming-Maschine. Die Vorteile eines Desktop-PCs liegen allen voran in der Leistung. Hier ist deutlich günstiger mehr Leistung möglich. Wer also tatsächlich starke Rechenleistung und auch Grafikleistung braucht, ist mit einem Desktop-PC besser bedient.

Das geht sogar so weit, dass, selbst wenn man einen mobilen Rechner braucht und nebenbei noch ein Gerät mit viel Leistung (Stichwort Computerspiele) braucht, ist man mit einem Allrounder-Notebook und Gaming-PC besser und preiswerter bedient. Von Gaming-Notebooks sollte Abstand gehalten werden.

Auf welche Komponenten kommt es an?

Zunächst einmal die Festplatte, da erfahrungsgemäß hier heutzutage meist der Flaschenhals liegt. Lange Startzeiten von Betriebssystem und Programmen gehen häufig vor allem auf eine langsame Festplatte zurück. Das Wechseln der Festplatte geht meist sehr einfach und kann wahre Wunder bewirken. Allein über Festplatten könnte man seitenlange Ausführungen verfassen. Die Begriffe, die einem dabei begegnen lauten: SSD, HDD und eMMC. Sie beschreiben die unterschiedlichen Typen. HDDs sind die alten und bewährten rotierenden Schreiben und auch heute noch in den meisten Geräten verbaut. Sie sind allerdings langsam. Deutlich schneller sind die SSDs. Beim Lesen und Schreiben locker um den Faktor 5, beim Starten von Betriebssystem und Programmen Welten. Von eMMCs sollte Abstand gehalten werden. Sie lassen sich mit SD-Speicherkarten vergleichen und werden vor allem in günstigen Geräten und Tablets verbaut. Meist bieten sie nur wenig Speicherplatz und sind den SSDs unterlegen.

Der Arbeitsspeicher (RAM). In ihm befinden sich die im Augenblick laufenden Programme. Deswegen beeinflusst auch er die Rechenleistung des Rechners maßgeblich. Ist er nicht groß genug, muss auf die Festplatte ausgelagert werden. Dann kann es auch schnell hakelig werden. Hier gilt vor allem: Viel hilft viel. Viele, gerade auch ältere Rechner können auch aufgerüstet werden.

Der Prozessor (auch CPU genannt) ist dann tatsächlich der rechnende Teil. Hier den Überblick zu behalten zwischen unterschiedlichen Architekturen und Chipbezeichnungen ist nicht leicht. Auch kann nicht jeder Prozessor seine Leistung voll ausspielen. Oder soll es auch gar nicht: Denn wer am Notebook lange Akkulaufzeiten haben möchte, legt viel Wert auf Effizienz.

Was sollte ein Neukauf können?

Möchte man sich jetzt einen neuen Rechner zulegen, wird man von der Auswahl an Geräten geradezu erschlagen. Allerdings sollte als Take-Home-Message aus der vorherigen Frage Folgendes abgeleitet werden: Will man ein neues Gerät kaufen und auch einige Jahre Spaß an ihm haben, so sollte es folgende Kriterien erfüllen:

Eine SSD als Festplatte haben. Als Speicherplatz natürlich so viel haben, wie man braucht. Das sind in den allermeisten Fällen nicht mehr als 500 GB. Wer mehr braucht, weiß das meist. Sicherlich kann man einige Euro sparen, wenn man anstelle von 500 GB nur 250 GB hat. Allerdings kann die Bilder- und Videosammlung dann auf eine externe Festplatte ausgelagert werden.

Für den Arbeitsspeicher gilt, wie eingangs erwähnt: Viel hilft viel. Bei einem Neukauf sollten es schon 8 GB sein. Hat man einige Programme am Laufen, freut man sich auch über 16 GB. Als Prozessor sollte man die Mittelklasse wählen. Die erkennt man an den Bezeichnungen i5 oder Ryzen 5.

Wählt man diese Spezifikationen aus, so findet man in einem Preisvergleich eine ganze Reihe an Geräte schon zwischen 400€ und 500€. Hier lohnt sich dann ein Blick in etwaige Testergebnisse. Aber es können natürlich auch andere Faktoren entscheidend sein. Das kann der Bildschirm mitsamt seiner Diagonale sein oder auch die Akkukapazität.

Wie finde ich heraus, ob es Linux-tauglich ist?

Oder eben auch die Frage, inwieweit sich das Gerät für Linux eignet. Denn hin und wieder können mal kleinere Probleme auftreten. Das betrifft normalerweise nicht die Komponenten Arbeitsspeicher, Festplatte und CPU, sondern eher den Akku oder Komponenten wie den Fingerabdrucksensor oder die Netzwerkkarte.

Der einfachste Weg ist natürlich der Kauf eines Gerätes, auf dem schon ein Linux vorinstalliert ist. Die gibt es beispielsweise von System76, Tuxedo, Dell oder Lenovo. Diese sind aber in den meisten Fällen hochpreisig.
Manche Distributionen oder Hersteller führen auch Datenbanken mit von ihnen zertifizierten Geräten. Einen guten Namen in der Linuxwelt haben die Hersteller Lenovo, Dell und HP. Im Zweifelsfalle hilft auch eine Google-Suche zum jeweiligen Gerät und spätestens der Test schafft dann auch Gewissheit. Tatsächlich sind die Erfahrungen abseits der hochpreisigen Neuerscheinungen auch ziemlich gut.

Geht auch weniger?

Linux kommt auch mit weniger zur Verfügung stehenden Ressourcen gut aus. Gerade Besitzer von in die Tage gekommenen Windows-Computern freuen sich häufig, wenn der Rechner unter Linux einen zweiten Frühling erlebt. Die Auswahl an Distributionen, die sich auch mit wenig Ressourcen zufriedengeben, ist groß. Auch die alten Rechner mit 32bit und nur 2 GB RAM können unter Linux laufen, so schnell und so gut, wie es die Hardware her gibt.

Weniger geht nicht. Tiny Core

Was ist das Minimum?

Wie weit kann man das treiben? Nun, bei meiner Recherche habe ich es bis zur Distribution Tiny Core geschafft. Diese benötigt nur 64 MB Arbeitsspeicher und braucht nur einen Intel i486. Dieser Prozessor wurde zu Beginn der 1990er Jahre verkauft. Allerdings muss man sich einer Sache bewusst sein: Eine Internetseite mit einem Browser von heute darzustellen sprengt die 64 MB RAM.

Geht auch mehr?

Mit Sicherheit. Von den Top 500 Superrechnern weltweit laufen 498 mit Linux als Betriebssystem. Keiner mit macOS oder Windows.

Kommentare

18 Antworten zu „In 7 Fragen zum passenden (Linux-)Rechner“

  1. Avatar von tux.

    Wie weit kann man das treiben? Nun, bei meiner Recherche habe ich es bis zur Distribution Tiny Core geschafft. Diese benötigt nur 64 MB Arbeitsspeicher und braucht nur einen Intel i486.

    Klingt, als würde man das mit Gentoo auch hinbekommen.

    Eine Internetseite mit einem Browser von heute darzustellen sprengt die 64 MB RAM.

    Ja-in. Eine von mir betreute Gopherseite im aktuellen Lynx darzustellen passt da vermutlich rein. Die Formulierung ist sehr, sehr unglücklich: Meintest du „Website“ und „mit einem HTML5-fähigen Webbrowser“? 😉

    Von den Top 500 Superrechnern weltweit laufen 498 mit Linux als Betriebssystem. Keiner mit macOS oder Windows.

    Welche Schlüsse ziehst du dann daraus, dass die meisten Desktoprechner – um die geht es ja hier – mit macOS oder Windows laufen? Dass Linux nur für sehr spezielle Anwendungsfälle halbwegs mithalten kann?

    1. Avatar von Stefan

      Danke für deine Anmerkungen.
      Ich denke, mir sei die »sehr, sehr unglücklich[e]« Formulierung bei Betrachtung des Adressatenbezugs zu verzeihen.
      Über den (Miss?-)Erfolg vom Desktoplinux kann man mit Sicherheit auch lange Analysen verfassen. Allerdings denke ich nicht, dass ich suggeriert habe, dass Linux nur für Spezialanwendungszwecke taugt.

  2. Avatar von Egbert

    Ich habe mir einen Linux-Laptop bei Ixsoft gekauft. Ich bin sehr zufrieden damit, obwohl ich mittlerw… https://t.co/ate91dOZXb

    1. Avatar von Thomas Florek
      Thomas Florek

      Was hat der Twitter-Link hier zu suchen? Hat der irgendeinen Sinn?

  3. Avatar von Uwe
    Uwe

    Den ersten und letzten Neu-PC kaufte ich Anfang der 1990iger, ein 386DX-33 mit RAM von Goldstar und einer Graka von OTI (nein,nicht ATI).

    Der Nachfolger war dann ein AMD K6-2 und der erste selbergebaute. Weitere folgten . Pentium 3, Pentium 4, Dual Core vom Pentium E5800 bis zum C2D E8400, aktuell i5-7500+16 Gig DDR4-2400Ram.

    Die C2D-Maschine ist mit ihren 8GB (4×2) und der kleineren gtx 950 sogar noch linuxkompatibel und steht für einen event. Notfall bereit.

    Computer
    Was mir dabei wichtig war und ist:

    -hochwertiges Mainboard
    -genug Ram,aber preiswerte Einstiegskomponenten (Pentium-CPU+Einstiegs-Graka)
    -spätere Aufrüstung bewusst eingeplant und ausgeführt
    -ab dem damaligen Pentium-III, nur noch Intel+Nvidia,
    für mich die beste Kombination

    Überzeugter Linux-Endbe-Nutzer seit etwa 2014/15 mit Linux Mint 17.x

    Laptop (Lenovo,für mich 1.Wahl) kaufte ich billig refurbished und habs aufgerüstet (RAM+SSD) und Linux drauf.

    Das 2. (Z61p) war ein Geschenk, RAM+SSD aufgerüstet, Oberfläche und intern Lüfter gereinigt, aktuell (gestern) Linux Mint 20-LXDE-64bit drauf.
    …läuft. 🙂

    Sogar DVDs kann ich damit wohl unter Celloloid anschauen. Muss ich noch ausprobieren ob die ATI Mobility FireGL V5200 mitmacht.

    Man muß nicht unbedingt den neuesten Kram haben, ältere Hardware tuts auch, wenn sie vernünftig konfiguriert wird und ist:

    -billiger
    -besser zu Linux kompatibel

    1. Avatar von Uwe
      Uwe

      Nachtrag:
      Wer sich für die ThinkPads von IBM/Lenovo interessiert findet hier umfangreiche Infos:

      https://www.wikiwand.com/de/ThinkPad

      https://thinkwiki.de/Hauptseite

  4. Avatar von vincent
    vincent

    Wenn ich eines als Linux-User gelernt habe, dann dass es sich nicht lohnt, unbedingt die allerneueste Hardware, die es am Markt gibt, für einen neuen Linux-Rechner anzuschaffen. Unterstützung für neue CPUs und Grafikkarten können zwar relativ flott in einen neuen Kernel eingepflegt werden, aber es kann dann doch einige Zeit dauern bis kleinere oder auch größere Bugs beseitigt sind. Dasselbe auch beim BIOS im Betrieb mit Linux. Ich habe halt da so meine Erfahrungen gemacht, z.B. dass ich nur bestimmte Distrobutionen mit einem neuen System starten konnte. Ich glaube das hat damals so 1 bis 2 Jahre gedauert bis der Bug im Kernel gefunden wurde … und dann konnte ich auch nicht mehr auf einen LTS-Kernel zugreifen, sondern musste den neuesten Kernel verwenden …

    1. Avatar von Stefan

      Grundsätzlich hat neue Hardware häufig auch unter Windows gewisse Probleme, so dass BIOS-Updates oder Firmware-Updates vonnöten sind.
      Natürlich hat der Linuxkernel und die Distributionen auch noch (zusätzlich) die von dir genannten Baustellen.
      Letztlich stellt sich an vielen Stellen die Frage, ob und wer überhaupt neuste Hardware braucht. Mit Standard-Mittelklasse-Geräten sind die allermeisten Nutzer gut bedient und haben keinerlei Probleme.

  5. Avatar von Sebastian
    Sebastian

    Keine Hinweise zur Grafikkarte? Ich persönlich würde mir nur einen Rechner mit AMD-Grafikkarte kaufen (aufgrund der freien Radeon-Treiber). Ich habe mich jahrelang mit NVIDIA-Treibern (geschlossen und nouveau) herum geärgert und seit Radeon noch nie Probleme gehabt.

    1. Avatar von Stefan

      Danke für die Anmerkung, darauf hätte ich eingehen sollen. Tatsächlich habe ich das verpasst, da in meinen Empfehlungen stets integrierte Grafikprozessoren enthalten sind.

  6. Avatar von tretelrusch
    tretelrusch

    Bei Laptops ist mein Killerkriterium die Möglichkeit, Schwellwerte für das Laden des Akkus zu setzen. Damit z.B. der Akku nicht über 80% läd, und erst mit dem Laden beginnt wenn die Kapazität auf unter 70% gefallen ist. Damit lassen sich kurze Ladezyklen und Extremzustände vermeiden, und die Lebensdauer des Akkus erheblich verbessern. Das ist mittlerweile so wichtig geworden da der Akku der meisten neueren Laptops fest verbaut ist. Leider gibt es nur wenige Laptops die das können, und bei denen es auch unter Linux funktioniert (Lenovo ThinkPads können es, Slimbooks beispielsweise nicht).

    1. Avatar von Stefan

      Danke für den Beitrag. Wen das interessiert, wie das geht kann das auch hier nachlesen: https://linuxnews.de/2019/03/thinkpad-akku-kontrollieren/

  7. Avatar von Stefan

    Danke für den tollen Artikel. Mein Acer Swift 3 kam mit Endless OS und wird seit längerem mit Elementary OS betrieben. Ich bin sehr zufrieden und habe für wenig Geld ein tolles Linux Gerät erhalten (Lüfterlos. Metall Unibody, gute Akkulaufzeit). Daneben betreibe ich meinen Oldtimer DELL Vostro 1500 von 2007 mit Debian und KDE, der rennt mit SSD und 3 GB Ram auch noch richtig gut. Meine beiden Miditower habe ich selbst gebaut auf dem einen läuft Debian SID mit Backports auf dem anderen Ubuntu 20.04 LTS, weil es so toll läuft und ich zu faul war es zu ersetzen.

  8. Avatar von Jürgen Hoffmann
    Jürgen Hoffmann

    Ach schön 🙂
    Meine Linux Laptop sind 8 (HP ProBook 4740s) und 10 Jahre alt (Thinkpad T410), laufen mit aktuellem LM19.3 *völlig* problemlos und schnell. Gestern bei Nachbars einen maladen 10 Jahre alten Acer von W10 auf LM19.3 migriert: helle Freude 🙂
    Im Moment warte ich auf einen nagelneuen Thinkpad E595. W10 runter, … ach, ihr wisst schon …
    Ach ja, einen uralten Thinkpad X60 hab ich ja auch noch. Da ist LM19.3 doch etwas zäh…
    Übrigens: alle mit SSD und max. RAM

  9. Avatar von beccon
    beccon

    Ich hatte meinen Acer Travelmate 5720 dank Linux über 10 Jahre (und zwei Ersatz-Akkus) im Einsatz. Ich hätte ihn auch weiter benutzen können – wenn er nicht so schwer war. Also habe ich ihn durch einen Tuxedo ersetzt – kam schon mit vorinstalliertem Linux – mußte mir daher nicht die Mühe machen die Hardwarekompatibilität zu prüfen. Auch konnte ich die Microsoft-Abgabe umgehen 🙂

  10. Avatar von beccon
    beccon

    Für einfache Arbeiten – und vor allem als Terminal eignet sich auch ein Raspi – ganz besonders als Model 4 mit 4GB. Ich habe einem hinten an meinem Monitor befestigt um einfach auf dem Balkon arbeiten zu können. Im wesentlichen bin ich damit sowieso über ssh- Terminal oder Remmina beim Kunden oder bei mir selber angemeldet. Dann muß er noch die Musik spielen, was er allemal drauf hat,

  11. Avatar von detlef S
    detlef S

    Lenovo (vormals IBM) thinkpads kann ich nur empfehlen, habe damit bisher die besten Erfahrungen gemacht. Ein Tipp, wer nicht unbedingt viel Geld für neue Hardware ausgeben will, oder kann, dem kann ich nur empfeheln, mal nach leasingrückläufern, oder general-überholte Hardware zu schauen, da gibt es genug Anbieter, die diese Geräte auch ohne aufzezwungenes Windows anbieten. Und schon kanns los gehen, mit Linux.

    1. Avatar von Ferdinand

      Da muss man allerdings gut aufpassen, denn da bekommt man nicht immer, was man erwartet. Ein solcher auf Business-Thinkpads spzialisierter Anbieter, mit dem ich einige gute Erfahrungen (auch mit Kollegen, die ich dorthin empfohlen hatte) gemacht habe ist Luxnote aus Hannover.

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