Pinebook Pro – ein User-Bericht

Pinebook Pro
Pinebook Pro mit Manjaro | Bild: tuxnix

Gastbeitrag von tuxnix

Vor zwei Wochen kam das Pinebook Pro bei mir an. Ich hatte es für $199.99 plus DHL Versand Anfang April im Pine64-Shop geordert, was von PayPal in €229,98 umgerechnet wurde. An der Haustür wurden dann noch einmal 56,66€ Euro in bar für den Zoll fällig, sodass mich das Pinebook Pro insgesamt 286,64 EUR gekostet hat.

Gut verpackt

Eine gefütterte Tüte und zwei flache feste Paketschachteln später hatte ich es dann inklusive eines 5V, 3A Netzteils in meinen Händen. Das 14‘‘ Notebook ist 1,26 kg leicht und kommt in einem schlichten schwarzen Magnesium-Alu Gehäuse daher. Die zehn Kreuzschlitzschrauben auf der Unterseite verraten, dass es für eine eventuelle Reparatur oder eine Aufrüstung leicht zu öffnen ist. Auch ist Pine64 bestrebt, einzelne Komponenten lieferbar zu halten.

Pinebook Pro ohne Lüfter

Beim Einschalten leuchtet eine LED und eines fällt sofort auf: es gibt kein Lüftergeräusch. Nichts. Obwohl dies sehr angenehm ist, muss ich mich an die Stille erst einmal gewöhnen. Der erste Start vollzieht sich problemlos. Das vorinstallierte Manjaro-ARM-64-Bit Linux führt beim ersten Start automatisch durch die Personalisierung des Notebooks.

Folgendes wird bei diesem „First Time Setup“ abgefragt:

  • username
  • additional user groups
  • full name
  • password for that username
  • password for root
  • timezone
  • locale
  • hostname

Danach ist Manjaro betriebsbereit. Eine Hürde gibt es jedoch noch zu überwinden. Im Auslieferungszustand ist das WLAN ausgeschaltet.

Für das Ein- bzw. das Ausschalten von Kamera, WLAN/BT und Mikrofon sind jeweils die Tastenkombinationen [Pine]+[F10], [Pine-]+[F11] und [Pine]+[F12] zwei Sekunden lang zu betätigen. Zwar wird das Umschalten durch kurz aufblinkende LED‘s quittiert, das Einschalten von WLAN verlangt jedoch einen Neustart des Systems oder die Befehlseingabe auf der Konsole.

Manjaro vorinstalliert


Danach gelingt das erste Manjaro Softwareupdate problemlos.
Der vorinstallierte KDE-Plasma-Desktop kommt mit 538 MByte RAM aus und startet die Anwendungen flüssig vom eingebauten eMMC Speicher. Durch den vorkonfigurierten Swap sind auch viele geöffnete Browser-Tabs kein Problem für den 4 Gbyte kleinen Arbeitsspeicher. Die Tastatur hat einen festen Anschlag und wirkt solide. Der Bildschirm ist mit 250 Candela etwas zu dunkel für das Arbeiten in der prallen Sonne. Pixelfehler hatte ich nicht zu beklagen.

Die Hardware des Pinebook Pro umfasst:

  • SOC – Rockchip RK3399 (zwei A72- und vier A53 Kerne)
  • GPU – Mali T860 MP4
  • RAM – 4GB LPDDR4
  • Hauptspeicher – 64 GByte eMMC
  • Mattes IPS-Panel mit 1.920 × 1.080 Pixeln / 60 Hz / 250 Candela, Kontrast 1.000:1
  • Stereo Lautsprecher 1W
  • Akku – Lithium (10.000mAH)
  • WiFi 802.11 AC + Bluetooth 5.0
  • Trackpad
  • Mikrofon
  • Kamera 2MP
  • ISO / ANSI Tastatur (QWERTY)
  • Anschlüsse links:
  • Ladebuchse für Netzteil (5V, 3A)
  • USB-C – Data (USB 3.2), Power (5V / 3A), Video (4K, 60 Hz)
  • Anschlüsse rechts:
  • USB 2.0
  • Kopfhörerausgang 3,5mm (+UART)
  • Bootfähiger Micro-SD Slot
  • Mögliche Aufrüstung:
  • Speicher – 128GB eMMC bzw. NVMe-SSD (Adapter benötigt)

Ich habe mir das Pinebook Pro als Begleiter für unterwegs zugelegt und denke, dass es für meine Zwecke auch ohne HW-Aufrüstung voll ausreichend ist. 64Gbyte Speicher sind für das Betriebssystem und Programme mehr als genug. Größere Datenmengen werden bei mir ohnehin im NAS abgelegt. Ansonsten können auch micro-SD Kärtchen als zusätzlichen Speicher herhalten.

Alltagstauglich


Mit viel teureren und leistungsstarken Intel- und AMD-Notebooks kann es das Pinebook Pro nicht aufnehmen. War sein Vorgänger zu Recht noch als „Spielzeug“ zu bezeichnen, so erhält man jetzt mit der Pro Version jedoch ein alltagstaugliches Gerät.

Von der Hardware her, wäre es am ehesten mit den bei Schülern und Studenten in USA sehr beliebten Chromebooks zu vergleichen. Jedoch bietet ein komplettes Linux zusätzlich einen großen Mehrwert gegenüber dem dort verwendeten ChromeOS.

Freier Video-Treiber

Mit der Entwicklung des freien Panfrost Treibers für die Mali T860 GPU wurde es möglich diese ARM Geräteklasse auch für das freie Linux-Betriebsystem zugänglich zu machen. Pine64 ist hier Wegbereiter und hat, wie ich meine, die Sache sehr gut hinbekommen. Inzwischen sind die Treiber für das Pinebook Pro in den aktuellen 5.7 Kernel angekommen was für die Zukunft eine breite Unterstützung vieler Distributionen verspricht.

Durch den bootfähigen Micro SD Slot ist es sehr einfach, Distributionen zu testen oder alternativ zu nutzen. Es gibt bereits eine recht große Auswahl an verfügbaren Abbildern als Alternative zu Manjaro.

Gerne teste ich bei bestehendem Interesse noch das eine oder andere für euch und erstatte hier in LinuxNews weiter Bericht.

Dank an tuxnix für diesen Community-Beitrag!

Kommentare

21 Antworten zu „Pinebook Pro – ein User-Bericht“

  1. Avatar von Deadlock
    Deadlock

    Wie sieht es mit der Akkulaufzeit aus?

    1. Avatar von tuxnix
      tuxnix

      Ich hatte mal probeweise Videostream (ZDF live) im Vollbildmodus laufen und kam dabei auf etwas über 3 Stunden. Das dürfte aber eine der höchsten Beanspruchung für den Akku darstellen. Ansonsten wird die Laufzeit mit 10 Stunden angegeben.
      Gerne teste ich die Akkulaufzeit auch noch genauer. Gibt es ein Testszenario, dessen Ergebnis hinterher auch mit anderen Geräten vergleichen werden kann?

      1. Avatar von Deadlock
        Deadlock

        So wie es Notebookcheck macht.
        https://www.notebookcheck.com/Wie-wir-testen.1948.0.html
        Siehe Akkulaufzeit fast ganz unten. Vielleicht kannst du die Testfälle nachstellen. Dann hätte man zumindest eine Vergleichbarkeit zu jedem anderem Notebook.

        1. Avatar von tuxnix
          tuxnix

          Danke für den Tipp, gute Idee! Das werde ich bei Gelegenheit mal angehen. (Dauert aber noch etwas!)
          Die minimale Laufzeit hab ich ja schon in etwa ermittelt. 😉
          Das andere sind Nutzungsszenarien zur Orientierung.
          (DVD-Laufwerk hat das Pinebook Pro nicht, das fällt hier schonmal weg.)

          So in etwa könnte das dann aussehen:

          1. Idle – Alles aus! Notebook im Leerlauf.
          2. Soft – Läd alle 30s eine Textseite vom eMMC. Display WLAN/BT aus!
          3. Musik – Musik über BT hören. WLAN/BT ein.
          4. Soft Work (Airplain) – Wie 2) + Display 150 cd/m².
          5. Soft Work (Internet) – Wie 3) aber mit WLAN und Internetseiten.
          6. Video – Big Buck Bunny Schleife vom eMMC in 1080p und H.264 bei 150 cd/m², WLAN aus.
          7. Video Stream – BBB wie 5. im WLAN-Stream und Ton mittels BT bei 250 cd/m²

          Hierzu ein Script, das jeweils die Zeiten nimmt bis das Pbpro runter fährt. Das dürfte in etwa den Stufen entsprechen von Notebookcheck.
          Was Windows mit seinen Leistungsstufen macht weiß ich nicht genau. Denke mal, sie fahren den CPU/GPU Takt und die Helligkeit runter, aber das wird man beim PinebookPro mit dem big little ARM SoC nicht wirklich brauchen.

          1. Avatar von Deadlock
            Deadlock

            Das klingt nach einem Plan und bin auf die Ergebnisse gespannt.

          2. Avatar von tuxnix
            tuxnix

            Da hast du was bei mir angestellt. 😉
            Jetzt hat es mich tatsächlich in den Fingern gejuckt und ich habe ein kleines script geschrieben. Seit etlichen Stunden läuft der erste Test der den Idlemodus mitlogged.
            Wlan und Bildschirm sind ausgestellt nur die Hintergrundsservices von Manjaro laufen und eine kleine grüne Led ist nach außen hin der einzige Hinweis darauf, dass das Ding an ist.

            Das script loggt Zeit, DC-Loader, Brightness und Akkukapazität direkt von der Hardware mit cat sys/system/…. Abfragen 1x jede Minute. Der DC-.Loader deshalb um auch zu dokumentieren, dass nicht zwischendurch nachgeladen wurde.

            Ich bin schon sehr gespannt wie lange es das tut. Heruntergefahren wird das Notebook über die Energieverwaltung wenn nur noch 3% Akkukapazität über ist.

            Eigentlich ist der Wert der dann raus kommt zu nichts zu gebrauchen, außer als Ausgangswert zu dienen und daran zu ermessen wie viel potenzielle Arbeitszeit flöten geht, wenn man beispielsweise Wlan benutzt. Morgen poste ich bei Erfog den ersten Wert. Schaun wir mal.

          3. Avatar von tuxnix
            tuxnix

            13 Stunden 21 Minuten Idle Betrieb.

  2. Avatar von kamome
    kamome

    Ich fände interessant, ob es für meet.jit.si ohne Ruckler/erträglich ausreicht? Mit Video mit zwei Personen? Mit drei? Mit mehr?
    TIA

    1. Avatar von tuxnix
      tuxnix

      Das benutze ich leider nicht. Aber das eingebaute WLAN läuft stabil und Videos laufen soweit ruckelfrei. Denke mal, dass dann der Videokonferez nichts im Wege stehen dürfte.
      (Wie funktiuoniert Jitsi? Wenn die Teilnehmer über einen externen Server zugeschatet werden dann dürfte das Endgerät hier nicht mehr so entscheidend sein).

      Die Darstellung von Videos nehme ich auf meine weitere Testliste auf um hier mal genauer zu schauen.

      Die eingebaute Kamera ist jedoch sehr mau. Ich hab sie mal mit Cheese kurz angetestet und mit wenig Beleuchtung kommt da nur schwarz/weiß mit Weichzeichner raus. Für höhere Ansprüche sollte man hier über USB nachrüsten.

      1. Avatar von kamome
        kamome

        Danke für’s Testen!

        Wie funktiuoniert Jitsi?

        Beide Teilnehmer rufen dieselbe Adresse auf, z. B. auf dem Jitsi-eigenen Server (der geht auch per Telefon):
        meet.jit.si/DeinSelbstAusgedachterRaumName

        Wenn die Teilnehmer über einen externen Server zugeschatet werden dann dürfte das Endgerät hier nicht mehr so entscheidend sein

        Bei schwachen Rechnern geht Jitsi nicht gut, selbst mit Einstellung auf „schlechtes Video“, besonders bei mehr als zwei Teilnehmern (seitdem sie einen dämlichen Effekt bei Nur-Audio verwenden, ist selbst das schwierig) – das wäre hier durchaus interessant.

        Die eingebaute Kamera ist jedoch sehr mau.

        Ist sie denn schnell genug oder siehst Du bei Bewegung nur Schlieren?

  3. Avatar von Uwe
    Uwe

    Danke Tuxnix, für den Bericht. Hat das Ding sowas wie ein BIOS?
    Kenne mich mit ARM-geräten (RISC-Prozessor) gar nicht aus.

    1. Avatar von tuxnix
      tuxnix

      Grüß dich Uwe!

      Nein, eben nicht. Das ist ja gerade das Schöne.

      Zu meiner Motivation, das Ding zu ordern gehören gerade auch die Dinge die das kleine Notebook nicht hat.

      Keinen Lüfter
      Kein UEFI
      Keine Intel ME oder entsprechendes von AMD

      Ich lehne ein verstecktes zweites Betriebssystem und einen vernagelten Bootprozess für meine Rechner prinzipiell ab. Somit wären als Alternative für eine Neuanschaffung ohnehin nur aufbereitete ältere Notebooks mit coreboot in Frage gekommen.

      Das Booten bei ARM läuft über ein U-boot das meist auf Sektor 64 des Datenträgers geparkt ist und nur die Hardware aktiviert die nötig ist den kernel zu laden. Für das Pinebook Pro gibt es hier einen Link zum Nachlesen.

      Was auch sehr praktisch sein könnte ist, dass es bei dem Gerät genügt ein microSD Kärtchen zu bespielen um noch ein zweites Betriebssystem dabei zu haben.

      1. Avatar von Uwe
        Uwe

        Herzlichen Dank für die Info. 🙂

  4. Avatar von Alex Atkinson

    @ManjaroLinux Does it have the same stupid keyboard layout as Das Keyboard? Transposed symbols on the… https://t.co/LMtr9AOzNd

    1. Avatar von tuxnix
      tuxnix

      There is only a ANSI and ISO Keyboards. But of cause. You can type stupid things on them too.

  5. Avatar von 0byte
    0byte

    Wie schnell ist eMMC?

    1. Avatar von Ferdinand

      Das hängt von der Spezifikation der verwendeten eMMC ab. Im besten Fall werden wohl bis zu 400 MB/s erreicht. Auf alle Fälle schneller als SD.

  6. Avatar von Oliver
    Oliver

    Hallo tuxnix,

    nachdem seit den letzten Kommentaren doch wieder einige Wochen vergangen sind, möchte ich gerne fragen, wie den Erfahrungen inzwischen aussehen?

    • Bist du noch zufrieden mit dem Gerät?
    • Wäre das PineBook denn für einen Schüler geeignet? Sprich surfen, mailen, chatten, ggf. Videokonferenzen und arbeiten mit typischen Office-Programmen oder Browser-basierten Lernanwendungen.

    Danke und beste Grüße
    Oliver

    1. Avatar von tuxnix
      tuxnix

      Hallo Oliver,
      doch, ich bin immer noch recht zufrieden mit dem Pinebook Pro. Für den Preis ist es recht brauchbar. Mit Surfen, Mailen, Chatten und Libre Office gibt es keine Einschränkungen. Filme laufen flüssig. Videokonferenzen hab ich noch nicht ausprobiert. Das mach ich mit dem Smartphone. Firefox läuft auch mit vielen offenen Tabs. Einschränkung für ein Schülernotebook sehe ich am ehesten von der Tastatur gegeben, da bräuchte man die deutschen Aufkleber.
      Mit Empfehlungen tue ich mich allerdings ein wenig schwer. Es käme auch darauf an, was die Schule denn so für Anwendungen nutzt und ob der Schüler Linux mag und nicht die neuesten Spiele braucht. Das würde ich erst einmal austesten. Wenn man es oft mitschleppen muss, ist das geringe Gewicht von Vorteil.

      1. Avatar von Oliver
        Oliver

        Hallo,

        danke für die ausführliche Antwort. Das hilft mir auf jeden Fall schon mal weiter. Der Hinweis mit der Tastatur ist sehr hilfreich, daran hatte ich noch gar nicht gedacht. Ohne deutsches Layout wird das dann aber eher ein No-Go. 🙁

  7. Avatar von Ernst Hoder
    Ernst Hoder

    Hauptspeicher – 64 GByte

    Für 64 GB Hauptspeicher ist es günstig 😉

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