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Hier im Blog wurde Intel bereits des Öfteren hart kritisiert. Sei es wegen der Management Engine oder wegen der fatalen Sicherheitslücken Meltdown & Spectre.
Innovative Distribution
Auf der anderen Seite tut Intel auch viel für Linux. So wird in Intels OpenSource Technology Center bereits seit 2015 die innovative Linux-Distribution Clear Linux OS entwickelt. 2016 hatte ich dazu einen Artikel in der Zeitschrift LinuxUser veröffentlicht.
Anfangs eher sperrig
War das anfangs eher sperrige Clear Linux, nicht zu verwechseln mit ClearOS, in erster Linie für Container und die Cloud bestimmt, so öffnet Intel sein Projekt immer mehr auch für Desktop-Anwender. Das spiegelt sich im Installer wider, der von einem für Durschschnittsanwender nicht sehr intuitiven Textinstaller kürzlich in Version 2.0 zu einem grafischen Installer mutierte, der gut gegliedert durch die Installation führt.
GNOME oder Plasma
Ein weiteres Merkmal für mehr Ausrichtung auf den Desktop ist, dass Clear Linux anfangs ohne grafische Oberfläche daherkam, zwischenzeitlich Xfce einsetzte und nun bei GNOME angekommen ist. KDEs Plasma ist inoffiziell ebenfalls bereits nutzbar. Zudem steht seit Kurzem ein Live-Image für den Desktop zum unverbindlichen Testen zur Verfügung.
Flott unterwegs
Die Distribution ist, wie zu erwarten, auf Intel-CPUs optimiert und lässt dort bei Tests mit der Phoronix Test Suite regelmäßig alle anderen Distributionen hinter sich, was die Ausführungsgeschwindigkeit angeht. Aber Clear Linux hat weit mehr zu bieten als das.
Zustandslos
Intel verwirklicht mit Clear Linux ein zustandsloses System, der Fachbegriff hierzu lautet stateless. Zustandslose Systeme sind in der Regel Systeme, die ohne die Verzeichnisse /etc und /var starten. Es werden keine Zustände dauerhaft gespeichert, die Systeme starten immer in demselben definierten Zustand. Da viele Anwendungen zumindest eine minimale Konfiguration erwarten, erzeugt Systemd diese Dateien in /etc oder /var, bevor die jeweiligen Anwendungen starten. Bei Clear Linux kann der Anwender selbst über den Grad der Zustandslosigkeit entscheiden.
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Jedes Mal neu
Für derartige Systeme entspricht jeder Neustart einem Zurücksetzen auf die Standardeinstellungen, vergleichbar mit dem Starten eines Live-Systems. Alle Konfigurationen werden im Fall von Clear Linux zur Laufzeit aus dem Pfad /usr/share/defaults kopiert. Das setzt voraus, dass alle von der Distribution installierten Daten unterhalb von /usr liegen. Die meisten Distributionen haben diesen sogenannten Usrmerge bereits vollzogen, Debian etwa zieht mit Debian 10 als eine der letzten Distributionen nach.
Gebündelt
Software wird entweder als Flatpak oder als hauseigenes Anwendungsbündel installiert. Ein eigener Software-Shop bietet rund 3.000 Anwendungen und Bündel an. Mit dem neuen Werkzeug Mixer lässt sich die Distribution komplett nach Anwenderwünschen in einem Container zusammenstellen und als Image bauen.
Atomare Updates
Die Software-Aktualisierung bei Clear Linux entspricht dem, was man heutzutage als atomares Update von Distributionen wie Fedora Silverblue kennt. Dabei entspricht jede Aktualisierung einer völlig neuen Betriebssystemversion im Vergleich zu einer paketbasierten Distribution, in der Pakete einzeln aktualisiert werden. #
Bandbreite und Plattenplatz werden durch Delta-Updates minimiert, es werden nur geänderte Teile übertragen. Dabei wird als kleinste Einheit ein Bündel aktualisiert, nicht eine Anwendung oder eine Bibliothek.
Automatisch aktuell
Als Paketmanager kommt das hauseigene Tool swupd zum Einsatz. Als Anwender braucht man sich um Updates nicht selbst zu kümmern, diese laufen automatisach ab. Will man das bei herkömmlichen Paketmanagern eher nicht, ist es bei Clear Linux akzeptabel, da Updates unter Clear Linux jederzeit zurückgefahren werden können, indem auf einen als funktionstüchtig bekannten vorherigen Systemzustand zurückgerollt wird.
Problemlos Testen
Clear Linux OS ist innovativ, in weiten Teilen auf den jeweiligen Einsatzzweck in Container oder Cloud und auf dem Desktop anpassbar und vor allem mit einem starken Fokus auf Sicherheit ausgestattet. Durch die jetzt verfügbare Live-CD kann der Linux-Enthusiast ohne viel Aufwand das Zusammenwirken innovativer Entwicklungen unter Linux erkunden.
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